Die Türkei, der fünftgrößte Tabakproduzent der Welt, hat mit vielen anderen Industriestaaten gleichgezogen und ein striktes Rauchverbot in Bars und Restaurants erlassen. Nach langer Übergangsfrist tritt es am 19. Juli auch in Cafes und Restaurants in Kraft.
Land der Raucher
Und wieder gibt es Skepsis, ob sich die Regelung durchsetzen lassen wird: In kaum einem anderen Land wird so viel geraucht wie in der Türkei, 60 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen, in anderen Schätzungen noch mehr, greifen zur Zigarette.
Schon im Vorjahr waren die Rauchverbote in Büros, Einkaufszentren und Taxis in Kraft getreten - mit gemischten Erfolgen. Nicht selten reichen Taxifahrern ihren Passagieren Aschenbecher, damit sie heimlich rauchen können, Angestellte in Bürogebäuden hängen an den Fenstern, um ins Freie zu rauchen.
Keine Raucherzonen
Während des Gesetzgebungsverfahrens wurde das Vorhaben sogar verschärft. So wurden die ursprünglich geplanten Raucherzonen in Bars und Restaurants gestrichen, vorangetrieben von der Regierungspartei AKP von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, einem entschiedenen Verfechter von Rauchverboten.
In allen überdachten öffentlichen Räumen soll das Rauchverbot gelten. Bei Verstößen gegen die neue Regelung drohen saftige Geldstrafen.
Tod für Teehäuser und Cafes?
Kritiker bringen ein Argument vor, das fast überall angeführt worden ist: Sie warnen vor enormen Umsatzeinbußen in der Gastronomie. Tatsächlich sieht man in den türkischen Teehäusern kaum Männer, die bei ihrem Tee ohne Zigarette auskommen. 15.000 solche Lokale soll es allein in Istanbul geben.
Ahmet Turan Dogan, Vorsitzender der Kammer der Teehausbetreiber, sieht die Zukunft jedenfalls trist: "Natürlich wissen wir, was mit den Teehäusern passieren wird." Noch schlimmer steht es um die auch bei Touristen beliebten Wasserpfeifencafes. Haben sie keine Gastgärten, bleibt wohl nur noch die Schließung.
Nicht durchsetzbar?
Allerdings bezweifelt Dogan, dass sich die Gäste an die Verbote halten werden. Und angesichts der geschätzten 23 Millionen Raucher im Land werden es auch die Ordnungshüter schwer haben, die Einhaltung des Gesetzes zu kontrollieren - davon abgesehen, dass die meisten von ihnen selbst rauchen.
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