Der italienische Autobauer wird zunächst mit 20 Prozent, später 35 Prozent bei dem US-Konzern einsteigen, der nun in einem schnellen Insolvenzverfahren von Altlasten befreit und saniert werden soll. Marchionnes nächstes Ziel ist Opel. Unumstritten ist der Wunsch des Turiner Herstellers, der selbst Milliardenschulden hat, aber nicht.
Große Pläne
Wie das Online-Portal Automotive News Europe berichtete, soll aus Fiat, Chrysler und Teilen der Opel-Mutter General Motors (GM) der weltweit zweitgrößte Autokonzern nach Toyota entstehen. Marchionne denke an einen globalen Autokonzern, der mindestens fünf Millionen Fahrzeuge herstelle, schrieb die "Süddeutsche Zeitung" ("SZ") unter Berufung auf Unternehmenskreise.
Analysten warnen bereits davor, dass sich Fiat dabei übernehmen könnte, beide Projekte - Chrysler und Opel - gleichzeitig zu stemmen. Während beim Chrysler-Deal das Risiko begrenzt sei, sieht Arndt Ellinghorst, Analyst bei Credit Suisse, einen Opel-Einstieg als "großes Risiko". Und im Gegensatz zu Chrysler eröffnet eine Allianz mit Opel keine neuen Märkte.
Fiat bleibt auf seinem Weg
Schon am Montag will Marchionne laut "SZ" dem deutschen Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und Außenminister Frank-Walter Steinmeier sein Konzept für eine Übernahme von Opel vorlegen. Die Ministerien bestätigten das Gespräch bereits.
Die "WirtschaftsWoche" berichtete von einem "nicht seriösen" ersten Angebot von Fiat. Unter Berufung auf Verhandlungskreise soll Fiat weniger als eine Milliarde Euro für Opel geboten haben. Ob der Turiner Autobauer nachbessert, sei unklar. Denn auch Fiat gilt mit seinem Schuldenberg von sechs Milliarden Euro als finanzschwach.
Gewerkschaft und Händler gegen Fiat
Auch von der Gewerkschaft und Opel-Händlern schlägt Marchionne Widerstand entgegen. Opel-Betriebsratschef Klaus Franz zeigte sich am Samstag weiter ablehnend gegenüber einem Einstieg der Italiener und forderte von Fiat ein umfassendes Konzept für alle europäischen Opel-Standorte.
Fiat wolle mit den deutschen Steuermilliarden die hochriskante Chrysler-Übernahme in den USA absichern, kritisierte Franz gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Es sei mehr notwendig als die Zusicherung des Erhalts der deutschen Werke.
Marchionne hatte eine Zusage gegeben, dass die deutschen Standorte bestehen bleiben, andere Werke etwa in Polen, Spanien und Großbritannien jedoch ausgeklammert. Laut "SZ" könnten aber auch die deutschen Standorte verkleinert werden.
Alternative Investoren
Franz wies erneut darauf hin, dass neben Fiat und Magna auch mit anderen Investoren gesprochen werde. Unterstützung bekam er von den Opel-Händlern, die sich ebenfalls an einem neu zu gründenden Unternehmen Opel Europa beteiligen wollen.
"Es gibt zumindest Zweifel, ob ein Engagement von Fiat nachhaltig wäre", sagte der Sprecher des Verbands Deutscher Opel- und Chevrolet-Händler, Thomas Bieling, gegenüber der "Automobilwoche". Es sei jedenfalls nicht ausreichend, nur auf ein größeres Gesamtvolumen zu setzen.
Experte: "Fiat will Staatsgeld"
Für den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer kommt die klare Ansage aus Turin nicht überraschend. "Fiat wird jetzt aggressiv die Opel-Linie verfolgen, um an die 3,3 Milliarden Euro Staatsgeld heranzukommen und den Chrysler-Deal abzufedern", sagte Dudenhöffer gegenüber der dpa.
Die deutsche Regierung müsse sorgfältig prüfen, ob Fiat nicht übertriebene Zusagen mache, um den Zuschlag für Opel zu bekommen.
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