Die Wiener Galeristen planen rund um die Messe zahlreiche Offensiven: So wird die leer stehende Markthalle in Wien-Landstraße zum Auftrittsort der jungen Galerienszene rund um die ARGE Junge Galerien Wien im Rahmen der Aktion "breathless". Und namhafte Galerien der Innenstadt haben sich zur Aktion "curated by_vienna09" zusammengeschlossen, um ihre Räume für ein Kunstexperiment zur Verfügung zu stellen.
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©Bild: Silverman Gallery/Luke Butler |
Fremder Kurator, eigene Sammlung
Für "curated by_vienna09" sind jeweils vier bis fünf Galerien zusammengetreten, um die eigenen Galerien in einen Biennale-artigen Ausstellungsraum umzuwandeln: International bekannte Kuratoren, etwa Maria de Corral, Dan Cameron, Matthew Higgs und Gerome Sans, haben für diese neu gewonnenen Ausstellungsflächen Konzepte erstellt, die sie mit den Künstlern der Galerien bespielen.
Zu den eigenen Sammlungsbeständen ergibt sich so eine spannende und spannungsreiche Auseinandersetzung durch den Blick und Zugriff von außen.
"Breathless": Kunst in der Markthalle
Ähnlich das Projekt "breathless", bei dem man sich noch stärker in die Raumnutzung der Off-Szene begibt. Man suche einen spannenden Ort, in diesem Fall die alten Markthallen neben der Großbaustelle Bahnhof Wien-Mitte, lade mit Adam Budak vom Kunsthaus Graz ebenfalls einen Kurator von außen und präsentiere vor allem die jungen Künstler der Wiener Galerienszene. Als Aktion, bei der die kulturellen Potenziale der Metropole Wien neu überprüft werden, möchte man die Veranstaltungsreihe verstanden wissen.
Sowohl "curated by_vienna09" als auch "breathless" laufen weit über das Ende der Viennafair bis Ende Mai ("curated by_vienna09" endet überhaupt erst am 6. Juni).
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©Bild: Valentin Ruhry |
Viennafair: Vom Anspruch zur Tat
Bei der fünften Viennafair verspricht man in diesem Jahr tatsächlich mehr Kunst aus Osteuropa, was stets der Fokus der Kunstmesse sein sollte, allerdings in der Umgebung heimischer Galeristen, die dem Hang zum "Best of Bekanntes" frönten, ein bisschen unterging.
121 Galerien treten bei der diesjährigen Messe an, davon kommen 29 aus dem mittel- und osteuropäischen Raum. Vor allem dank Unterstützung der Erste Bank ist die Zahl der teilnehmenden Galerien aus dem östlichen und südöstlichen Nachbarraum größer geworden (im Vorjahr waren es 21).
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©Bild: ORF.at/Julia Hammerle |
"Keine Schnäppchenjagd"
Edek Bartz, künstlerischer Leiter der Messe, betonte im Vorfeld den hohen Stellenwert der CEE-Galerien auf der Messe. "Da kann man keine Schnäppchenjagd machen, das haben sie gar nicht nötig." Kunst aus Osteuropa werde immer stärker international nachgefragt, einige Galerien hätten über die Beteiligung an der Viennafair andere Einladungen, etwa zur Art Basel, erhalten. "Darauf sind wir sehr stolz, aber noch wichtiger ist, dass sie auch in Wien bleiben."
Stark vertreten ist auch heuer wieder Polen mit sieben Teilnehmern, fünf Galerien kommen aus Ljubljana, vier aus Bratislava - und gleich sechs Galerien sind aus Budapest dabei. "In manchen Ländern entsteht von Jahr zu Jahr eine völlig neue Kunstlandschaft", beschrieb Bartz die Unvorhersehbarkeit der Auswahl. Schwerpunktland heuer könnte Ungarn werden, wo die Kunstszene zuletzt ein mehr als kräftiges Lebenszeichen von sich gab.
Dass die Viennafair für internationale Kunstsammler zum Pflichttermin wird, dafür soll auch heuer wieder ein umfangreiches Rahmenprogramm sorgen. Sonderführungen etwa durch Albertina, Kunsthalle, die Sammlung des Verbundes und das MUMOK, ein eigener Vormittag im Filmmuseum mit einer Zusammenschau junger österreichischer Kunstfilme sowie das Diskursprogramm mit internationalen Kuratoren und Experten über Wien als Kunststandort sollen die rund 200 angekündigten Sammler sowie andere Kunstliebhaber auch rund um die Messe bei Laune halten.
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©Bild: Reed Exhibitions Messe Wien/www.christian-husar.com |
Entdeckungen am Rande des Spektakels
Viele Galeristen, die nicht im Rahmen der Viennafair organisiert sind, werden versuchen, neben der Kunstmesse zu punkten. Ein Geheimtipp - zumindest hierzulande - könnte am Rande der Messe eine Werkschau des bekannten deutschen Malers Franziskus Wendels werden, der seine Arbeiten in den Räumen der jungen Galeristin Barbara Preyer (young austrian art) zeigt (Eröffnung: 7. Mai).
Wendels, der mit seinen überdimensionalen Lichtbildern große Museen wie die Sammlung Ludwig in Koblenz, Werkhallen und gotische Kirchen bespielte, zeigt in Wien mit kleineren und kompakteren Arbeiten, in welchen Nuancen die Lichtwelten einer über-elektrisierten Welt zu deuten sind. Von großen Lichtveduten bis zu feinteiligen Pigmentarbeiten werden Lichträume neu durchmessen - und mitunter mutiert eine scheinbar bekannte Gegenwart zur Geisterlandschaft.
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©Bild: Franziskus Wendels |
Links:
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- Franziskus Wendels (young austrian art)