Auch Österreicher an Bord
An Bord des Schiffes befinden sich möglicherweise auch Österreicher. Die ZiB berichtete Sonntagabend, eine Frau habe sich beim Außenministerium in Wien gemeldet und gesagt, ihre Eltern befänden sich an Bord der "MSC Melody". Nach Angaben der "Kronen Zeitung" (Montag-Ausgabe) waren 23 Passagiere und zahlreiche Crewmitglieder aus Österreich an Bord.
"Wie wild geschossen"
"Ein kleines Boot mit sechs Männern an Bord näherte sich der Backbordseite und begann zu schießen", schilderte Kapitän Ciro Pinto am Sonntag im britischen Rundfunksender BBC die Ereignisse.
Die Piraten hätten "wie wild" etwa 200 Schüsse aus ihren Kalaschnikow-Maschinenpistolen abgefeuert. "Es fühlte sich an, als ob wir im Krieg wären", so der Kapitän. Der Zwischenfall ereignete sich etwa 180 Seemeilen (etwa 330 Kilometer) von Port Victoria auf den Seychellen entfernt.
Piraten wollten Schiff entern
"Unsere Sicherheitsleute schossen in die Luft", berichtete der Kapitän der "MSC Melody". Als die Piraten versuchten, mit Hilfe einer Leiter an Bord zu klettern, setzten die Sicherheitsleute auch Feuerlöscher ein, um die Seeräuber zu vertreiben. Nach mehreren Minuten gaben die Piraten auf. Die Sicherheitsleute hatten die Waffen nach Anordnung des Kapitäns gezogen.
Das Schiff sei von den Piraten aber noch rund 20 Minuten verfolgt und die ganze Zeit über beschossen worden.
Scharfe Kritik
Auch wenn die Piraten erfolgreich in die Flucht geschlagen wurden, kritisierte ein Vertreter der kenianischen Seebehörde das Vorgehen scharf. Dadurch sei das Leben der Passagiere unnötig in Gefahr gebracht worden.
"Waffen an Bord eines Passagier- oder Handelsschiffs zu haben, ist gefährlich. Sie hätten andere Mittel einsetzen sollen, um die Piraten abzuschütteln - etwa ein Lärmgerät", so Andrew Mwangura vom Ostafrikanischen Hilfsprogramm für Seefahrer in Mombasa.
Mwangura bezog sich auf ein Gerät, das einen ohrenbetäubenden Lärm erzeugen kann, um damit Piraten abzuhalten. "Nur Kriegsschiffe sollten Waffen an Bord haben", so Mwangura.
Meist unbewaffnete Begleitung
Es war einer der ersten bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Piraten und einem zivilen Schiff. Grundsätzlich vermeiden es Reedereien, bewaffnete Sicherheitsleute anzuheuern, um nicht in Konflikt mit Vorschriften der verschiedenen Länder zu geraten, in denen sie einen Hafen anlaufen.
Beliebter Job bei Israelis
Arbeit als Wachpersonal auf einem Kreuzfahrtschiff ist vor allem bei jungen Israelis beliebt. Viele von ihnen heuern nach Ableistung ihres Militärdienstes an, da das eine günstige Art ist, die für viele Israelis nach dem Armeedienst obligate Fernreise zu machen.
Leichter Sachschaden
An dem Kreuzfahrtschiff entstand leichter Schaden. Da sich der Angriff auf offener See - rund 1.100 Kilometer von der Küste Somalias entfernt - ereignete, sei anzunehmen, dass die mutmaßlich somalischen Piraten Unterstützung von einem Mutterschiff bekommen hatten.
Kriegsschiff als Eskorte
Die deutsche Tochter der italienischen Kreuzfahrtgesellschaft MSC Crociere teilte am Sonntag in München mit, niemand der etwa 1.000 Passagiere und 500 Besatzungsmitglieder sei verletzt worden.
Nach Angaben der Reederei-Sprecherin wurde nun ein Kriegsschiff der internationalen Marineverbände bereitgestellt, um das Schiff zu eskortieren. Mittlerweile sei die "MSC Melody" planmäßig auf dem Weg nach Akaba in Jordanien. Die Sprecherin betonte, dass die Reederei von dem Angriff völlig überrascht worden sei. Das Schiff habe sich in keiner Gefahrezone bewegt.
Zu nahe an Gefahrenzone?
Dem widerspricht jedoch ein Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Diese berichtet unter Berufung auf das Maritime Security Center Horn of Africa (MSCHOA), dass sich das Kreuzfahrtschiff gefährlich nah am Aktionsradius somalischer Piraten befunden habe.
Derzeit haben somalische Piraten mehr als 15 Schiffe und mehr als 300 Seeleute in ihrer Gewalt.
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