Angriff konnte abgewehrt werden

Kreuzfahrtschiffe werden selten angegriffen.
Vor der Küste Somalias ist ein deutsch-italienisches Kreuzfahrtschiff mit mehr als 1.500 Menschen an Bord nur knapp einem Piratenangriff entkommen.

Die "MS Melody" wurde am Samstagabend von einem Schnellboot angegriffen, wie der Kapitän telefonisch der italienischen Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Im Golf von Aden kaperten Piraten unterdessen erneut ein deutsches Schiff.

Nach Angaben von Kapitän Ciro Pinto griff ein Schnellboot gegen 21.35 MESZ mit sechs mit Kalaschnikows bewaffneten Piraten das Kreuzfahrtschiff an. Sicherheitsleute an Bord hätten das Feuer erwidert und so die Angreifer in die Flucht geschlagen, sagte er weiter. Niemand sei verletzt worden, die Piraten seien entkommen.

Davor zweistündige Verfolgungsjagd
Das Kreuzfahrtschiff der italienischen Reederei MSC, die in Deutschland von der Tochterfirma MSC Kreuzfahrten vertreten wird, befand sich nach Ende der Winterkreuzfahrt-Saison auf dem Rückweg nach Italien. An Bord befanden sich nach Angaben des Kapitäns 991 Passagiere und 536 Besatzungsmitglieder.

Dem Schusswechsel war offenbar eine zweistündige "Verfolgungsjagd" vorangegangen. Der Kapitän versuchte demnach, den Piraten durch unablässige Wendemanöver zu entkommen. Nach dem Angriff steuerte die "MS Melody" unter dem Schutz eines Kriegsschiffs vorerst unbekannter Nationalität die jordanische Hafenstadt Akaba an.

Passagiere mussten Licht abdrehen
Ein Passagier aus Baden-Württemberg berichtete gegenüber "Spiegel Online" telefonisch von den Ereignissen. Er habe etwa 50 Schüsse gehört, die außerhalb des Schiffes abgegeben worden seien.

Die Passagiere seien aufgefordert worden, in ihre Kabinen zu gehen und die Lichter zu löschen. Angriffe auf Kreuzfahrtschiffe vor Somalia kommen selten vor, die Piraten konzentrieren sich eher auf Handelsschiffe.

Zuvor Frachter gekapert
Zuvor war im Golf von Aden erneut ein deutsches Schiff gekapert worden. Wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der deutschen Bundeswehr in Potsdam der Nachrichtenagentur AFP sagte, meldete die Besatzung am frühen Samstagmorgen einen Angriff.

Nach Angaben eines Sprechers der fünften US-Flotte in Bahrain brachten die Seeräuber den Getreidefrachter "Patriot" 150 Seemeilen südöstlich des jemenitischen Hafens El Mukalla in ihre Gewalt. Ein Schiff mit diesem Namen befindet sich im Besitz der Hamburger Reederei Johann M. K. Blumenthal.

Laut Homepage des Unternehmens fährt der Frachter unter maltesischer Flagge. Die Reederei wollte sich zu der Entführung jedoch nicht äußern, auch das deutsche Außenministerium bestätigte die Angaben zunächst nicht.

17 Besatzungsmitglieder betroffen
Nach Angaben des Ostafrikanischen Seefahrer-Hilfsprogramms (EASA) in Nairobi befinden sich 17 Besatzungsmitglieder an Bord des 31.000 Tonnen schweren Frachters. Sie seien offenbar unversehrt. Über ihre Nationalität war zunächst nichts bekannt. Laut Spiegel Online stammt die Besatzung nicht aus Deutschland.

Somalische Piraten halten seit Anfang April bereits die deutsche "MV Hansa Stavanger" der Reederei Leonhardt und Blumberg in ihrer Gewalt. Unter den 24 Seeleuten an Bord sind fünf deutsche Staatsbürger.

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