Nationaler Trauertag

Botschaft des Papstes an Hinterbliebene.
Italien hat am Freitag Abschied von den Opfern der Erdbebenkatastrophe zu Wochenbeginn in den Abruzzen genommen.

In der weitgehend verwüsteten Stadt L'Aquila versammelten sich rund 10.000 Menschen, darunter 1.600 Angehörige, zu einer Gedenkfeier für die fast 290 Toten. Für das Staatsbegräbnis waren über 200 geschmückte Holzsärge in vier Reihen auf dem Paradeplatz einer Polizeischule aufgestellt.

Die Totenmesse wurde unter freiem Himmel - die Kirche der Stadt wurde durch das Beben schwer beschädigt - vom vatikanischen Staatssekretär Kardinal Tarcisio Bertone gelesen. Auch während der Trauerfeiern kam es erneut zu einem Nachbeben der Stärke 2,2 auf der Richterskala.

Blumen und Fotos der Opfer
©Bild: AP/Luca Bruno
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Viele Särge waren mit Blumen und Fotos der Toten bedeckt. Auf einigen standen kleinere weiße Särge mit den Leichen von Kindern, die zusammen mit ihren Müttern beerdigt wurden.

Auch Regierungschef Silvio Berlusconi war, gemeinsam mit Staatspräsident Giorgio Napolitano, an diesem Tag der nationalen Trauer in Italien in die Abruzzen-Hauptstadt gekommen.

Trauer und Wut
©Bild: APA/EPA/Peri Percossi
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Angehörige der Opfer fanden sich seit den frühen Morgenstunden für das in L'Aquila angesetzte Staatsbegräbnis ein, um sich von den Toten zu verabschieden.

"Der Tag heute ist von Traurigkeit bestimmt, aber es gibt auch viel Wut", sagte Piero Faro, der einer 65-jährigen Freundin und ihrem 45-jährigen Sohn die letzte Ehre erwies. Viele machten minderwertige Bauweisen für die verheerenden Hauseinstürze verantwortlich.

Papst bekundet Trauer
Für die Traueransprache war die "rechte Hand" von Papst Benedikt XVI., Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, nach L'Aquila gereist. Als Zeichen seiner Verbundenheit mit den 17.000 Obdachlosen in der Bergregion hatte der Papst seinen Privatsekretär Georg Gänswein entsandt.

©Bild: APA/EPA/Ciro Fusco
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In einer von Gänswein verlesenen Botschaft bei der Trauerzeremonie betonte der Heilige Vater, er trauere mit den Familien um die Opfer dieser Katastrophe. Er habe persönlich die Entwicklungen des seismischen Phänomens seit dem Erdbeben am Montag verfolgt, das auch im Vatikan gespürt worden war.

Er sprach den Angehörigen "in diesen dramatischen Stunden einer unermesslichen Tragödie" Mut zu. Er bitte Gott inständig darum, "dass alle den Mut haben, weiterhin zu hoffen und nicht der Verzagtheit zu erliegen", so der Papst.

Lob für Solidarität
Der Papst lobte die Solidaritätswelle, die sich nach der Katastrophe in Gange gesetzt habe. "Auch der Heilige Stuhl will mit den Pfarreien, den religiösen Institutionen und den Laienorganisationen seine Rolle spielen, um den Obdachlosen Hilfe zu bringen", betonte Benedikt. "Nur die Solidarität ermöglicht den Menschen, diese so schmerzhafte Zeit zu überwinden", sagte der Papst. Benedikt will nach Ostern die Abruzzen besuchen.

Flaggen auf Halbmast
"Wir beugen uns vor dem unbegreiflichen Rätsel des Todes, der uns jedoch auch eine wertvolle Chance bietet, den wahren Wert und Sinn des Lebens zu begreifen. Wir werden versuchen, aus dem Tod eine Lehre für ein authentisch christliches Leben zu ziehen", betonte Bertone bei der Trauerzeremonie.

In ganz Italien wurde anlässlich des Begräbnisses ein nationaler Trauertag ausgerufen. Die Kaufleute im Land schlossen als Zeichen der Trauer ihre Geschäfte. Zum Gedenken an die Opfer wurden am Freitag landesweit die Flaggen auf Halbmast gesetzt. Auch auf den römischen Flughäfen Ciampino und Fiumicino wurde zu Beginn der Trauerzeremonie eine Schweigeminute abgehalten.

Berlusconi dankt für "Würde und Haltung"
©Bild: AP/Luca Bruno
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Ministerpräsident Berlusconi dankte den Betroffenen für ihre "Ernsthaftigkeit, Anstand, Würde und Haltung". "Ich garantiere, dass wir jetzt alle notwendigen Finanzmittel auftreiben", versprach Berlusconi. "Wir können für den Wiederaufbau in den Abruzzen auch mit EU-Fonds von 400 bis 500 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren rechnen", so der Regierungschef, der internationale Hilfe zur Krisenbewältigung zuerst abgelehnt hatte.

Kaum noch Hoffnung auf Überlebende
Die Suche nach verschütteten Überlebenden in den Trümmern geht unterdessen weiter. Bis Ostersonntag wollen die Helfer noch nach Überlebenden suchen, dann wird die Aktion eingestellt. Hunderte von Nachbeben haben die Suche in den vergangenen Tagen immer wieder erschwert.

Eine Mutter kam mit ihrer Tochter bei einem Nachbeben am Donnerstagabend ums Leben. Unter den geborgenen Toten waren über 20 Kinder. Das Erdbeben der Stärke 5,8 bis 6,2 am Montag war das verheerendste in Italien sei 1980. Damals starben im Süden bis zu 3.000 Menschen.

Spendenaufruf
In Österreich haben Caritas und das Rote Kreuz Spendenaufrufe gestartet und ersuchen auf diesem Weg die Bevölkerung um Unterstützung für die Opfer:

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