Belastet habe er den damaligen Chef der Meinl Bank bei seiner Zeugeneinvernahme aber nicht, erklärt Lustig gegenüber dem "Standard" (Wochenend-Ausgabe). Lustig hatte im August 2007 nach fünfjähriger Tätigkeit seine Funktion als MEL-Unternehmenssprecher abrupt beendet.
Nach Warnung Job quittiert
Er habe bei seiner Einvernahme Meinl nicht belastet, sondern erzählt, was er als MEL-Pressesprecher im August 2007 erlebt und getan habe. "Damals habe ich erfahren, dass die MEL eigene Zertifikate im Wert von 1,8 Mrd. Euro zurückgekauft hat, dieses Ausmaß hat mich schockiert. Der Kauf eigener Zertifikate war laut Prospekt erlaubt; aber mit dieser Reduktion des Eigenkapitals hat man der MEL jede Perspektive genommen", so Lustig zum "Standard".
Damals habe er Meinl auch gesagt, "dass das zum Problem werden wird, und auch, dass die Immobilienpreise im Osten sinken würden. Er hat gemeint, dass man mit solch negativer Einstellung kein Unternehmer sein kann. Nach einer Woche habe ich dann den Job quittiert." Meinl habe darauf "menschlich enttäuscht" reagiert.
Rückkauf "wirtschaftlich völlig sinnlos"
Warum der massive MEL-Zertifikaterückkauf getätigt wurde, ist für Lustig offenbar nicht klar: "Welcher Teufel da wen geritten hat, möchte ich auch wissen, denn die Aktion war wirtschaftlich völlig sinnlos. Angenommen, man hätte nicht rückgekauft, wäre der Kurs halt weiter gefallen, das tat er sowieso. Aber dann hätte die MEL wenigstens das Cash gehabt. Laut Prospekt durfte man 30 Prozent vom Gesamtkapital zurückkaufen, diese Schranke war, wie ich im Nachhinein hörte, im Juli 2007 erreicht. Fast ein Drittel des Kapitals war damit verpulvert."
Meinl Bank beruft sich auf positive Prognosen
Die Meinl Bank hielt dem in einer Aussendung entgegen, dass im Frühjahr 2007 die Mehrzahl der Analysten von weiterhin steigenden Immobilienpreisen in Osteuropa und auch von einem steigenden Kurs der MEL ausgegangen sei. In den Analysen sei von einem Kursziel von bis zu 28 Euro die Rede gewesen. Auch der auf den damaligen Bewertungsgutachten beruhende innere Wert der Gesellschaft sei deutlich über dem durschnittlichen Rückkaufpreis von rund 20 Euro gelegen.
Insofern sei der Rückkauf aus damaliger Sicht der MEL durchaus wirtschaftlich begründet gewesen. Meinl-Bank-Vorstand Peter Weinzierl verwies auch auf die Progonosen des damaligen US-Finanzminister Henry Paulson: "Herr Lustig hat die Entwicklung der Märkte damals offenbar besser eingeschätzt als selbst der US-Finanzminister und die internationalen Analysten. Aber nachher ist man immer klüger."
Die Entscheidung zum Rückkauf habe letztlich das Board der MEL getroffen, die Meinl Bank habe den Rückkauf im Auftrag der MEL durchgeführt.
Meinl nicht beunruhigt
Er selber sei kein Jurist und auch nicht im Vorstand oder Aufsichtsrat der MEL oder der Meinl Bank gesessen, sagte Lustig. Für ihn sei ausschließlich die wirtschaftliche Betrachtungsweise ausschlaggebend gewesen. Meinl habe die Rückkaufaktion nicht beunruhigt, "er war jedenfalls ganz ruhig".
Ob Meinl die Transaktionen in dem Firmengeflecht selbst angeordnet hatte, lässt Lustig offen: "Ich weiß es nicht, ich war nicht dabei und kenne auch die Verträge zwischen Managementgesellschaft MERE (die MEL-Managementgesellschaft, Anm.) und Meinl Bank nicht", so der ehemalige MEL-Unternehmenssprecher.
Komplizierte juristische Lage
Auch die "Presse" (Samstag-Ausgabe) hat mit Lustig gesprochen: Er könne die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft schwer einschätzen, sagte er. "Die Mischung zwischen Jersey- und österreichischem Recht ist höchst kompliziert, ich bin kein Jurist und kann das nicht beurteilen", so Lustig.
Seine Zeugenaussage, die schon vor vier Wochen stattgefunden hat, sei jedenfalls nicht ausschlaggebend für die Verhaftung Meinls gewesen, betonte der frühere MEL-Sprecher gegenüber der "Presse".
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