Die Anfänge einer Weltmetropole

Feiern in New York und in den Niederlanden.
Vor 400 Jahren ist Manhattan entdeckt worden. Die Insel, die heute als Pars pro Toto für die Megametropole New York steht und als Inbegriff von Urbanität gilt, war für den Entdecker Henry Hudson noch etwas ganz anderes: ein an Wirtschaftsgütern reiches Naturparadies. Das Jubiläum wird heuer auf beiden Seiten des Atlantiks, in den Niederlanden und in den USA, gefeiert.

Strecke nach Indien gesucht
Der legendäre englische Seefahrer war am 4. April 1609 im Auftrag der Amsterdamer Handelsvereinigung (VOC) von der holländischen Insel Texel aus aufgebrochen, um einen neuen Weg nach Indien zu finden. Hudson glaubte, Amerika auf Wasserwegen durchsegeln zu können.

Stattdessen erreichten er und seine 20-köpfige niederländisch-britische Besatzung am 3. September 1609 mit dem Schiff "Halve Maen" (Halbmond) die Mündung jenes Flusses, der später unter seinem Namen weltberühmt werden sollte.

Wertvolle Biberpelze
Gesichtet worden war die Insel, die heute Manhattan heißt, zwar schon 1524 vom italienischen Seefahrer Giovanni da Verrazano, der zwischen Florida und Neufundland ebenfalls eine Route in Richtung Pazifik suchen wollte.

Doch erst Hudson erkannte das wirtschaftliche Potenzial des Gebietes, vor allem wegen des großen Biberpelzvorkommens. Er erforschte das Mündungsgebiet des von ihm als Mauritius River benannten Flusses.

Einige Jahre später bauten dort Siedler aus den Niederlanden, auch aus Deutschland und anderen Teilen Europas Nieuw Amsterdam auf, von 1624 an wurden die Insel Manhattan und deren Umgebung offiziell von Holländern kolonialisiert.

Ganz Manhattan für 60 Gulden
Anlässlich des 400-Jahre-Jubiläums von Hudsons Expedition ist in Amsterdam derzeit die "Geburtsurkunde New Yorks" ausgestellt. Das im Amsterdamer Rijksmuseum zu besichtigende Schreiben ist das älteste Zeugnis für den legendären Tauschhandel, bei dem der Niederländer Peter Minuit Algonkin-Indianern ganz Manhattan für Waren im Wert von lediglich 60 Gulden abgenommen haben soll.

Der Kaufmann aus Wesel im heutigen Nordrhein-Westfalen stand seit 1624 im Dienst der Niederländischen Westindien-Kompanie (WIC). Minuit war der dritte Gouverneur der Kolonie Nieuw Nederland mit ihrem Hauptort Nieuw Amsterdam.

Neuigkeiten aus Nieuw Amsterdam
In dem Brief vom 5. November 1626 meldete der Vertreter der Niederländischen Generalstaaten in der WIC, Pieter Schaghen, der Regierung in Den Haag die Rückkehr des Schiffes "Wapen van Amsterdam" mit Waren und Neuigkeiten aus Nieuw Amsterdam: "Sie haben die Insel Manhattan von den Indianern für den Gegenwert von 60 Gulden gekauft; ihre Größe beträgt 11.000 Morgen."

Den ersten Siedlern gehe es gut, heißt es weiter in dem Schreiben, das normalerweise im niederländischen Nationalarchiv unter Verschluss gehalten wird. Sie würden in Frieden leben, und "die Frauen haben auch einige Kinder bekommen".

Detailliert zählte Schaghen Waren auf, die das Schiff aus Manhattan mitbrachte, darunter 7.246 Biberfelle, 675 Otterfelle, 33 Nerze sowie Eichen- und Hickoryholz. Der Brief gilt als einer der wichtigsten Berichte zur frühen amerikanischen Geschichte.

Militärstützpunkt auf Governors Island
Zur Kolonie zählte auch das Manhattan vorgelagerte Governors Island. Es war 1637 von den dort ansässigen Indianern für zwei Äxte, mehrere Nägel und Glasperlen verkauft worden.

Die Niederländer nannten die Insel Nutten Island in Anspielung auf ihre Nussbäume. Governors Island diente ihnen und später auch den Briten und Amerikanern als Militärbasis im New Yorker Hafen.

"Pragmatischer Zugang zur Vielfalt"
Das Verhältnis von Hudson und den Ureinwohnern steht auch im Mittelpunkt einer weiteren Jubiläumsausstellung, "Amsterdam/New Amsterdam: The Worlds of Henry Hudson" im Museum of the City of New York.

Die Ausstellungskuratorin Sarah Henry will die Kolonialherren trotz ihrer Landgeschäfte nicht verteufeln. "Die Niederländer waren die Ersten, die einen König stürzten und eine Republik schufen. Sicherlich haben sie die Toleranz nicht hochgehalten, aber sie hatten einen pragmatischen Zugang zur Vielfalt", so Henry in der "New York Times".

Von Engländern eingenommen
Nieuw Amsterdam bestand rund fünf Jahrzehnte. 1664, kurz vor dem zweiten englisch-niederländischen Seekrieg, wurde die Kolonie von einer britischen Expedition eingenommen, die Niederländer ergaben sich kampflos. Zu Ehren des Herzogs von York, des Bruders König Karls II., wurde die Kolonie in New York umgetauft.

Fünf Boroughs schlossen sich zusammen
Zur wirklichen Megametropole, als die sie heute bekannt ist, wurde die Stadt allerdings erst 200 Jahre später.

Am 1. Jänner 1898 schlossen sich die bis dahin eigenständigen fünf Boroughs Manhattan, Brooklyn, Staten Island (damals Richmond), Queens und der Bronx zusammen und wurden damit auf einen Schlag zur zweitgrößten Stadt der Welt nach London. Manhattan hat heute rund 1,6 Millionen, New York City etwas über acht Mio. und die Metropolregion fast 20 Mio. Einwohner.

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