Sie begann 2004, als sich die NATO-Regierenden im Juni in Istanbul trafen. Damals, so berichten Mitarbeiter der NATO, habe man sich ziemlich klar auf die weiteren Gipfelreisepläne geeinigt. 2006 wollte man sich in Riga treffen, 2008 in Lissabon. Und 2009 wollte man den 60. Geburtstag der NATO in Berlin feiern.
Bush wünschte sich Treffen im Osten
Vor dem Riga-Gipfel änderte der damalige US-Präsident George W. Bush jedoch seine Meinung. Nicht mehr in Lissabon, sondern in einem ehemaligen Ostblockland wollte er sich aus der NATO verabschieden. Bushs Wunsch wurde erfüllt: In der lettischen Hauptstadt wurde der NATO-Gipfel 2008 nach Bukarest einberufen.
Die Portugiesen trugen es mit Fassung. Noch vor dem Bukarest-Gipfel musste entschieden werden, wo man sich 2009 zum 60. Jahrestag treffen wollte. Symbolträchtig sollte auch das sein. Deswegen war Berlin im Gespräch.
In der deutschen Hauptstadt, die im Juni 2007 in Heiligendamm Gastgeber des von Turbulenzen umgebenen G-8-Gipfels gewesen war, waren für 2009 schon einige Feierlichkeiten - 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland, 20 Jahre Wiedervereinigung - geplant.
Sarkozy sieht seine Chance
Frankreichs damals neuer und umtriebiger Präsident Nicolas Sarkozy meinte, in Deutschland gebremste Begeisterung für einen NATO-Gipfel in Berlin zu spüren. Er brachte Paris als Austragungsort des Jubiläumsgipfels 2009 ins Gespräch - mit dem Hinweis, Frankreich werde dann ohnehin die Rückkehr in die militärische Kommandostruktur verkünden.
Als Sarkozy nach dem Gipfel griff, erwachte das Interesse der Deutschen von neuem. Berlin und Paris trafen sich in der Mitte, damit niemand das Gesicht verlieren musste. So beschloss der NATO-Gipfel im April 2008 in Bukarest, er habe dankend die Einladung zum nächsten Gipfel 2009 in Straßburg und Kehl angenommen.
Kehl ist nicht Kiel
Sorgen amerikanischer NATO-Diplomaten, Straßburg und Kehl seien zu weit entfernt, konnten rasch entkräftet werden: Die US-Beamten hatten Kehl mit Kiel verwechselt. Doch den deutschen Gastgebern war eine handwerkliche Panne unterlaufen. Denn erst nach dem NATO-Beschluss wurde vom Außenministerium ein Erkundungsteam nach Kehl entsandt, um mit der Gipfelplanung zu beginnen.
Dabei wurde festgestellt: Es gab keine geeigneten Bauten in Kehl. Die Überlegung, eine Gipfel-Zeltstadt in den geräumigen Rheinauen zu errichten, wurde schnell ad acta gelegt: Ortskundige wiesen noch rechtzeitig darauf hin, dass der Rhein nach der Schneeschmelze in den Alpen dort gerne über die Ufer trete.
Baden-Baden nur inoffiziell
Eilig wurde daher Baden-Baden als Ausweichquartier für den Gipfel ausgewählt. Dass die Stadt nicht auf dem offiziellen Gipfellogo auftaucht, hat vor allem damit zu tun, dass die Staats- und Regierungschefs ausdrücklich beschlossen hatten, in Straßburg und Kehl tagen zu wollen. Und das hätte sich nur mit einem neuen Beschluss der Staats- und Regierungschefs ändern lassen.
In Baden-Baden wird also "inoffiziell" getagt. In Straßburg wird nun wieder entschieden, wo der nächste Gipfel stattfinden soll. Heißer Favorit ist Lissabon. Und wenn die Portugiesen Lissabon sagen, dann meinen sie Lissabon.
Dieter Ebeling, dpa