Begehbarer Nachbau geplant

Southampton will bis 2012 ein "Titanic"-Museum errichten.
In drei Jahren wird sich eine der größten, mit Sicherheit aber eine der am meisten beachteten Katastrophen der Menschheit zum 100. Mal jähren: der Untergang der "Titanic".

2012 wird also das große "Titanic"-Gedenkjahr - und schon jetzt brach im Vereinigten Königreich ein Streit darüber aus, welche Städte das Ereignis wie begehen. Stein des Anstoßes: ein geplantes 28 Millionen Pfund (30,5 Mio. Euro) teures "Titanic"-Museum, angelegt als eine Art interaktives "Titanic-Disneyland".

Begehbare Schiffsteile
Die Faszination an dem Passagierschiff, das am 14. April 1912 mit einem Eisberg kollidierte, und dessen Untergang 1.500 Menschenleben forderte, ist ungebrochen. Das wollen die Stadtherren der südenglischen Hafenstadt Southampton, wo die "Titanic" am 10. April 1912 ihre Jungfernfahrt startete, jetzt ausnützen.

Das in Southampton geplante Museum soll aus dem originalgetreu nachgebauten Kai, an dem das Schiff ablegte, und aus einer Teilrekonstruktion der "Titanic" selbst bestehen - in Originalgröße und begehbar.

Staatlich gefördert
Southamptons Kulturstadtrat John Hannides macht kein Hehl daraus, was er sich von dem Projekt erwartet: Hunderttausende Besucher jährlich. Über 100 Unternehmen seien schon jetzt und der Wirtschaftslage zum Trotz als Geldgeber und Sponsoren an der Idee interessiert, sagt er.

Der britische Heritage Lottery Fund zur Finanzierung von Kulturprojekten aus Lotterieeinnahmen wird das Southamptoner Projekt vorerst mit 500.000 Pfund für die Ausarbeitung des Konzepts und im Fall einer Umsetzung mit weiteren 4,5 Mio. Pfund fördern.

Auch Belfast will ein Museum
Doch Southampton hat Konkurrenz: Auch Belfast will ein Stück vom "Titanic"-Kuchen. Der Unglücksdampfer wurde in einer Werft in der Hauptstadt Nordirlands gebaut.

Um das Titanic Quarter, ein nach dem Schiff benanntes Stadtviertel, wiederzubeleben, soll ein Museum über die Seefahrtsgeschichte der Stadt entstehen, das "Titanic Signature Project". Belfast hatte sich mit dem Public Private Partnership ebenfalls um staatliches Lotteriegeld beworben. Nun ist der Ärger groß, dass man leer ausging.

"In unserer Werft gebaut"
"Es ist sehr enttäuschend zu hören, dass ein anderes Projekt Geld erhalten wird", zitiert der "Belfast Telegraph" den Ex-Bürgermeister Jim Rodgers, eine treibende Kraft hinter dem Projekt. "Die Leute scheinen zu vergessen, dass die 'Titanic' in unserer Werft Harland and Wolff gebaut wurde."

"Viele andere Städte rund um die Welt stellen Anspruch auf die 'Titanic', und wir waren bisher zu wenig stark dahinter, hier mitzuhalten", so Rodgers.

Über 500 Opfer aus Southampton
In Südengland will man davon nichts wissen. "Southampton war der Heimathafen der 'Titanic', es ist also nur passend, dass wir unsere Geschichte erzählen. Die Folgen des Unglücks waren weltweit spürbar, aber nirgends so stark wie hier", sagte Hannides dem "Guardian".

Über ein Drittel der Todesopfer stammt aus der Hafenstadt - bis auf eine Person waren alle Besatzungsmitglieder. Nach der Katastrophe trauerte die ganze Stadt.

Hannides sagte, er glaube nicht an eine direkte Konkurrenz mit Belfast: "Wir stehen zwar nicht in engem Kontakt mit ihnen, aber die zwei Projekte widersprechen einander nicht."

Einzigartige Sammlung
Außerdem soll in dem neuen Museum ein großer Teil der 4.000 Exponate über das Unglück ausgestellt werden, die die Stadt besitzt - geborgene Artefakte wie Geschirr, Besteck, Briefe, Speisekarten, Möbel und vieles mehr.

Mit dieser Sammlung hat Southampton womöglich einen einzigartigen Trumpf in der Hand: Eine US-Richterin muss in den nächsten Wochen darüber entscheiden, ob die Bergung von Erinnerungsstücken aus dem Wrack, das 1985 im Atlantik entdeckt wurde, weiterhin möglich ist.

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