Täglich werden Hunderttausende Container aus Asien in den beiden größten Containerhäfen Europas gelöscht. Knapp ein Drittel der zehn Millionen Container, die pro Jahr nach Deutschland importiert werden, sind mit Giften belastet.
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©Bild: ORF/Weltjournal |
Methylbromid: Geruchlos, toxisch, tückisch
Am häufigsten wird Methylbromid, auch Brommethan genannt, für Container eingesetzt. Das geruchlose Gas kommt zum Einsatz, um zu verhindern, dass sich Schädlinge aus Übersee in den Importländern ausbreiten oder die Ware auf dem Transportweg von Schädlingen oder Schimmel befallen wird.
Die toxische Chemikalie wird über die Atmung und durch Angreifen über die Haut aufgenommen. Brommethan ist als krebserzeugend in Kategorie 3B für Stoffe eingestuft. Es führt zu Schwindel, Kopfschmerzen, Atemnot und teilweise zu dauerhaften Veränderungen im zentralen Nervensystem.
Hafenarbeiter, Zöllner und Lkw-Fahrer, die in Kontakt mit dem Gift gekommen waren, mussten schon mehrmals mit schweren Vergiftungserscheinungen in Kliniken eingeliefert werden.
Gefahr unter der Folie
Brommethan durchdringt die üblichen Folienverpackungen bei der Begasung. Das Tückische daran ist, dass eine solche Verpackung das Auslüften des begasten Produkts verzögert. Normalerweise sind Brommethan-Restemissionen nach einigen Tagen offener Lagerung kaum noch nachweisbar.
Durch die Folienverpackung wird dieser Vorgang verlangsamt. Dadurch können Arbeiter, Zöllner und Käufer des Produkts Rückstände des Mittels bei der Entfernung der Verpackung einatmen.
Trotz Zwischenfällen keine Änderung
Im Hamburger Hafen werden mit Brommethan belastete Container einfach im Freien entlüftet, falls sie überhaupt bemerkt werden. Der Zoll misst die Belastung nur, um seine Mitarbeiter zu schützen.
Sehr problematisch ist es, dass derartig behandelte Container nicht gekennzeichnet sein müssen und der Absender wie auch der Empfänger eines Containers nicht unbedingt über die Begasung der Ware informiert sein muss, weil der Container in einem Sammeltransport verschifft und vom Spediteur begast wurde.
Verbraucherschutz, Politik und Ministerien haben noch keine Maßnahmen ergriffen, damit in der EU längst verbotene Chemikalien nicht länger auf dem Seeweg in die EU gelangen können.
Giftige Ware in Rotterdam chancenlos
Im Hafen von Rotterdam ist das Problem schon länger bekannt. Die Niederländer haben bereits strenge Vorschriften erlassen. Begaste Container werden in einer abgeschlossenen Halle mindestens 24 Stunden lang entlüftet.
Stark belastete Containerware wird nicht in den Handel gebracht, sondern nach vorheriger Prüfung verbrannt. Um sicherzustellen, dass kein Brommethan in die Luft entweicht, werden riesige Filteranlagen eingesetzt. Denn Brommethan ist auch ein gefährliches Umweltgift, das die Ozonschicht angreift.
TV-Hinweis
Das "Weltjournal", zu sehen am Mittwoch um 22.30 Uhr in ORF2, folgte einem dieser "Giftcontainer" von China über Indien nach Hamburg. Die darin "begasten" Schuhe landeten schließlich in den Geschäften Prags.
Link:
- Weltjournal (tv.ORF.at)