Große Unterschiede in der Bildungshierarchie

Experte kritisiert, dass hochqualifizierte Ausländer zu wenig berücksichtigt werden.
Deutschkenntnisse bleiben ein Muss. Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) will mit einem Nationalen Integrationsplan an einer verbesserten Integration von in Österreich lebenden Migranten arbeiten.

Um die bisherige Integrationsvereinbarung zu erfüllen, haben 2008 mehr als 3.900 Personen eine Prüfung nach einem Deutschkurs abgelegt. Der Großteil waren Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei. Die Zahl der Einbürgerungen ist seit fünf Jahren allerdings stark rückläufig.

Allerdings bestehen beim Bildungsniveau von Ausländern große Unterschiede, wie das zum zweiten Mal erschienene Statistische Jahrbuch für Migration und Integration 2009 bestätigt.

10,3 Prozent Ausländer
Der Anteil von Ausländern - Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft - lag mit 855.000 Personen 2008 bei 10,3 Prozent. Der Großteil lebt bereits seit mehr als fünf Jahren in Österreich.

Besser ausgebildet als Österreicher
Laut Statistik Austria sind Ausländer sowohl in den höchsten als auch in den niedrigsten Bildungsschichten überproportional vertreten. Österreichische Staatsangehörige haben überdurchschnittlich häufig die mittlere Bildungsebene mit Lehr- und Fachschulausbildungen abgeschlossen.

Ein Drittel der Ausländer zwischen 25 und 64 Jahren verfügte 2007 über Matura oder einen akademischen Abschluss. Das erreichte nur ein Viertel der Österreicher in dieser Altersgruppe.

Unterschiede je nach Herkunftsland
Dabei müssen allerdings die Unterschiede bei Ausländern aus den unterschiedlichen Herkunftsländern berücksichtigt werden. Die höchsten Akademikeranteile wiesen Staatsangehörige anderer EU- und EWR-Staaten sowie außereuropäischer Ländern auf.

Nachholbedarf herrscht bei den Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien mit einem Akademikeranteil von drei Prozent und der Türkei (zwei Prozent). Bei ihnen sind auch die Personen, die maximal über einen Pflichtschulabschluss verfügen, überdurchschnittlich stark vertreten. Mit 34 Prozent war der Anteil der ausländischen Staatsangehörigen bei Personen, die nur die Pflichtschule absolviert haben, mehr als doppelt so hoch wie bei den Österreichern.

Hochqualifizierte zu wenig berücksichtigt
Im Interview mit Ö1 kritisierte auch der Bevölkerungsexperte Heinz Fassmann, dass zu lange negiert worden sei, dass es hochqualifizierte Zuwanderer gebe, die Karriere gemacht hätten. Nun sei das Pendel in eine andere Richtung ausgeschlagen, und die Gesellschaft habe eine sehr negative Sichtweise der Lage - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Das größte Problem sei, dass bei einigen Gruppen das Verarmungs- und Arbeitslosigkeitsrisiko besonders hoch sei und dass dieses auch "vererbt" werde. Besonders die Zahlen im Schulbereich gäben Anlass zur Sorge, dass sich diese Aufsplittung in Hoch- und Niedrigqualifizierte je nach Herkunftsland fortsetze, so Fassmann.

Großer Anteil in Sonderschulen
Denn bei den allgemeinbildenden höheren Schulen überwog der Anteil der EU-Staatsangehörigen im Vergleich zu Schülern aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei. Dafür war der Ausländeranteil in Sonderschulen im Schuljahr 2007/08 mit 18 Prozent doppelt so hoch wie der allgemeine Anteil von ausländischen Schülern von neun Prozent.

Besonders stark sind hier Jugendliche aus der Türkei und den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens vertreten.

Der Anteil ausländischer Schüler in maturaführenden Schulen war hingegen deutlich unterdurchschnittlich (AHS sechs Prozent, BHS fünf Prozent).

Schmied will Sprachförderung
Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) will bereits im kommenden Herbst mit Sprachförderkursen an Pflichtschulen und berufsbildenden Schulen beginnen. Das Bildungssystem könne nicht beeinflussen, wie viele Kinder mit Migrationshintergrund in Österreich leben. "Die Schule kann aber dazu beitragen, dass diese Kinder nicht auf der Strecke bleiben", betonte Schmied.

TV-Hinweis
Dem Thema "Einwandererkinder: zwischen allen Welten" widmet sich am Mittwoch der "Club 2" in ORF2. Unter der Leitung von Corinna Milborn diskutieren ab 23.00 Uhr Experten und Jugendliche über den Alltag der "zweiten Generation".

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