Aufgrund der Auflagen der Europäischen Union und der Ablehnung seitens des MOL-Managements hatte die OMV im August 2008 ihre Übernahmebestrebungen eingestellt. Daher sei der Verkauf, mit dem die Bank JPMorgan beauftragt wurde, "ein logischer Schritt".
"Guter Preis"
Mit 1,4 Mrd. Euro für 22.179.488 Mio. MOL-Aktien wurde nach Ansicht der OMV ein guter Preis erzielt. Der Verkaufspreis entspreche 19.212 Forint (63,1 Euro) pro Aktie, im Vergleich zu einem aktuellen Börsenkurs von MOL (Schlusskurs von Freitag) von 9.940 Forint (32,7 Euro) pro Aktie, hieß es in der OMV-Aussendung.
Wie das "WirtschaftsBlatt" online unter Berufung auf die OMV berichtete, hatte der Konzern die MOL-Aktien zu einem durchschnittlichen Kurs von 16.200 Forint erworben und dafür in Summe umgerechnet 1,3 Milliarden Euro ausgegeben.
OMV-Aktien ziehen nach oben
Die Aktien der OMV reagierten an der Wiener Börse mit recht deutlichen Kursgewinnen auf die Nachricht des Verkaufs der MOL-Anteile. Die Papiere gingen mit einem Plus von 3,33 Prozent auf 25,10 Euro aus dem Handel.
Regierung unterstützte OMV-Pläne
Die OMV hatte Ende September 2007 überraschend ihre Absicht bekanntgegeben, ein Angebot im Gesamtwert von 11,2 Mrd. Euro für die MOL zu legen. Die Regierung in Wien unterstützte den Plan und warnte Budapest vor protektionistischen Maßnahmen.
Ende Jänner 2008 meldete die OMV ihre geplante Übernahme dann tatsächlich bei der EU-Kommission an, nicht zuletzt mit dem Hintergedanken, dass die Kommission als Hebel für die Übernahme dienen könnte. Anfang März entschied die EU-Kommission - erwartungsgemäß - dass der Riesendeal genauer, also "vertieft" geprüft werden muss.
"Tauziehen um eine Auflage" mit EU
Das Hauptaugenmerk der EU-Wettbewerbshüter lag von Anfang an auf der Konzentration der Raffineriekapazitäten. In der Begründung für die eingehende Prüfung verwies Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes darauf, dass die Kommission die Interessen der Verbraucher und der Industrie schützen müsse.
Der österreichische Öl- und Gasriese hatte in den Verhandlungen zwar einen Verkauf der Tankstellen angeboten, nicht aber einen von der EU-Wettbewerbsbehörde offenbar geforderten Verkauf einer Raffinerie. "Es gab ein Tauziehen um eine Auflage", hieß es damals in Brüssel, ohne weitere Details zu nennen.
Zweite gescheiterte Megafusion
Am 6. August des Vorjahres kündigte die OMV schließlich an, den geplanten Megamerger mit der MOL abzublasen. Für OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer war das - nach dem Platzen des Verbund-OMV-Deals Mitte 2006 aufgrund politischen Widerstands - bereits die zweite gescheiterte Fusion binnen weniger Jahre.
"Wichtiger Schritt"
Surgutneftegas teilte seinerseits in einer Aussendung auf seiner Website mit, der Erwerb der MOL sei ein "wichtiger Schritt" bei der Umsetzung der Konzernstrategie, näher zu den Endverbrauchern zu kommen.
"Der Kauf der MOL-Anteile wird eine langfristige, einträgliche Kooperation begründen und wird die Energiesicherheit in Europa fördern", so Wladimir Bodganow, Generaldirektor des Unternehmens.
Sibirischer Ölriese
Surgutneftegas ist einer der größten Gas- und Ölförderkonzerne Russlands mit Firmensitz im sibirischen Surgut. Das Unternehmen ist im RTS-Index an der Moskauer Börse gelistet. Der Konzern beschäftigt nach eigenen Angaben 100.000 Menschen.
Im Jahr 2007 war der Umsatz um 19 Prozent auf 596 Mrd. Rubel gestiegen, der Nettogewinn war um 15 Prozent auf 88,6 Mrd. Rubel gewachsen. In den ersten neun Monaten 2008 erzielte Surgutneftegas einen Gewinn von 120 Mrd. Rubel (2,67 Mrd. Euro).
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