Ein internationales Symposium in Deutschland beschäftigt sich mit Gombrichs Anfängen in der "Wiener Schule der Kunstgeschichte" und seinem Wirken bis heute. Im Kunsthistorischen Museum Wien (KHM) und dem Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien erinnern sich Zeitgenossen des 1936 aus Österreich emigrierten "Kunsthistorikers mit Bodenhaftung".
Großes Symposium in Greifswald
Beim Symposium "E. H. Gombrich auf dem Weg zu einer Bildwissenschaft des 21. Jahrhunderts" im deutschen Greifswald soll es am 30. und 31. März vor allem um "den deutschsprachigen Gombrich" gehen, so die Leiterin des Symposiums, die Innsbrucker Kunsthistorikerin Sybille-Karin Moser-Ernst, in einer Aussendung.
Hintergrund: An vielen kunsthistorischen Instituten Österreichs und Deutschlands werde Gombrich - im Gegensatz zu den USA, Kanada, Italien, Spanien und zunehmend auch Asien - gemieden, "weil er den im vergangenen Jahrhundert so modisch gewordenen Kulturwissenschaften mit seiner grundlegenden Kritik an der Hegel'schen Geschichtsphilosophie (Zeitgeist-Theorie) den Boden entzogen hat".
Im Zentrum des Symposiums sollen Fragen wie der Einfluss Gombrichs auf die Entwicklung der aktuellen Bildwissenschaft stehen.
Vorlesungen in Wien
Am 2. April erzählt im Kunsthistorischen Museum Wien Arthur Rosenauer, früher Professor am Wiener Institut für Kunstgeschichte, von dem "Weltenbürger" Gombrich.
Am Kunstgeschichte-Institut selbst erinnert sich Charles Hope an seinen Vorgänger als Direktor des Londoner Warburg-Instituts, Raphael Rosenberg vom Institut für europäische Kunstgeschichte der Uni Heidelberg spricht über "Gombrichs Paradigmenwechsel in der Kunstgeschichte".
Die Biografie von Ernst Hans Josef Gombrich
Gombrich wurde am 30. März 1909 als Sohn einer zum Protestantismus konvertierten jüdischen Familie des Wiener Bildungsbürgertums geboren. Sein Vater war Anwalt, die Mutter Musikerin. Er studierte an der Universität Wien bei Julius von Schlosser und wurde 1933 zum Doktor der Philosophie promoviert. Nach seiner Emigration schloss Gombrich sich dem Londoner Warburg-Institut an, das aus der nach England verlegten Bibliothek des Hamburger Kulturhistorikers Aby Warburg hervorging.
Arbeit für die BBC
Während des Zweiten Weltkriegs war Gombrich für die BBC tätig. Nach Kriegsende nahm er seine Arbeit am Warburg-Institut wieder auf und arbeitete sich vom Forschungsassistenten zum Direktor des Instituts hoch, dem er von 1959 bis 1976 vorstand. Er beschäftigte sich besonders mit der Renaissance, dem Mittelalter und ikonologischen Themen, schrieb aber auch über Karikatur und Cartoons. Insgesamt verfasste Gombrich mehr als 20 Bücher.
Zu seinen einflussreichsten Werken zählt "Kunst und Illusion", in dem er Probleme des Bildermachens beschreibt. 1972 wurde der Kunsthistoriker, der Träger zahlreicher bedeutender Auszeichnungen war, durch Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben. Am 3. November 2001 starb Gombrich im Alter von 92 Jahren in seinem Haus in London.
Die Veranstaltungen
- Vorträge von Charles Hope und Raphael Rosenberg am Institut für Kunstgeschichte der Uni Wien am 30. März um 18.00 Uhr, Campus Altes AKH, Hof 9, 1090 Wien.
- Vortrag von Arthur Rosenauer am 2. April um 18.30 Uhr im Bassano-Saal des Kunsthistorischen Museums Wien, Burgring 5, 1010 Wien.
- Internationales Symposium "E. H. Gombrich auf dem Weg zu einer Bildwissenschaft des 21. Jahrhunderts" am 30. und 31. März in Greifswald, ausgerichtet von der Alfried-Krupp-Stiftung und dem Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg.
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