Soldaten und Zivilisten ohne Schutzkleidung

Über 150.000 Betroffene - einheimische Zivilisten nicht eingerechnet.
Nach jahrelangen Debatten lenkt Frankreich in der Debatte über Entschädigungszahlungen an die Opfer seiner früheren Atomwaffenversuche ein.

Laut einem Gesetzesentwurf von Verteidigungsminister Herve Morin will der französische Staat dafür zunächst zehn Mio. Euro jährlich aufwenden. Wie viele Personen genau eine Entschädigung erhalten sollen, ist vorerst nicht klar.

210 Tests in Algerien und Ozeanien
Die französische Armee hatte zwischen 1960 und 1996 insgesamt 210 Kernwaffentests durchgeführt. An diesen waren Zehntausende Militärangehörige, aber auch zahlreiche zivile Angestellte beteiligt.

"Theoretisch sind rund 150.000 zivile und militärische Arbeitskräfte betroffen", sagte Morin gegenüber der französischen Tageszeitung "Le Figaro" (Dienstag-Ausgabe). "Es ist Zeit, dass Frankreich mit sich selbst ins Reine kommt."

Einheimische nicht eingerechnet
In diese Zahl noch nicht eingerechnet sind laut Morin einheimische Zivilisten in der Umgebung der Testgelände in der algerischen Sahara und in Polynesien. Viele von ihnen beklagen seit Jahren Spätfolgen wie das gehäufte Auftreten von Leukämie und anderen Krebserkrankungen.

Mehrfach Menschen verstrahlt
Laut offiziellen Angaben des französischen Verteidigungsministeriums kam es bei den Testreihen zu mehr als einem Dutzend Vorfällen, bei denen Radioaktivität freigesetzt wurde. Veteranenverbände wie die Association des veterans des essais nucleaires (AVEN) fordern deshalb bereits seit Jahren Kompensationszahlungen.

Künftig gilt Beweislastumkehr
Betroffene könnten in Hinkunft einfacher Schadenersatz erhalten als bisher. Morins Entwurf sieht vor, dass Strahlenopfer einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den Tests und Erkrankungen nicht mehr nachweisen müssen. Die Beweislast soll stattdessen auf Seite des Staates liegen.

Erster Test unter freiem Himmel
Frankreich hatte die erste Atombombe 1960 unter freiem Himmel in der Sahara in Algerien gezündet. Dort gab es bis 1966 weitere 16 Versuche, davon 13 unterirdische. Weil die Kolonie die Unabhängigkeit erlangte, wurden die Tests danach in die pazifische Inselregion Polynesien (Mururoa-Atoll) verlegt. Damals wurden bei den Atomversuchen Soldaten, aber auch Zivilisten teils ohne Schutz der Strahlung ausgesetzt.

Heute lagern dort nach wie vor große Mengen radioaktiven Abfalls in unterirdischen Schächten.

Verantwortung stets zurückgewiesen
1998 ratifizierte das Parlament in Paris das internationale Teststoppabkommen. Noch 2001 dementierte die französische Regierung, dass es überhaupt Opfer der Waffentests gebe.

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