Am Ende stand der Staat Kosovo

Von den ersten Kämpfen bis zur Unabhängigkeit.
Die Luftangriffe der NATO im Kosovo-Krieg im Frühjahr 1999 hatten bereits eine blutige Vorgeschichte. Anfang der 80er Jahre beginnt die mehrheitlich von Albanern bewohnte Provinz, innerhalb der jugoslawischen Teilrepublik Serbien nach dem Status als eigene Teilrepublik zu streben.

Es kommt zu Unruhen, Untergrundorganisationen werden gebildet, und eine Auswanderungsbewegung unter den Serben verstärkt sich.

1989: Der serbische Präsident Slobodan Milosevic hält zum 600. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, wo die Serben und ihre Verbündeten den Osmanen unterlagen, eine nationalistische Rede. Dem Kosovo werden in der Folge die Autonomierechte größtenteils entzogen.

In den folgenden Jahren wird nach einer heimlichen Volksabstimmung im Kosovo die "Republik Kosovo" proklamiert, deren "Präsident" Ibrahim Rugova wird. Belgrad geht gegen die Bildung von Institutionen dieser "Republik" u. a. mit Polizeiübergriffen vor.

1996: Die albanische Untergrundorganisation Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) tritt erstmals mit Angriffen in Erscheinung. 1998 intensivieren sich die Kämpfe. Die internationale Gemeinschaft und die NATO warnen Milosevic vor willkürlichen Militäroperationen.

Schließlich werden ein Waffenembargo und andere Sanktionen gegen die damalige Bundesrepublik Jugoslawien verhängt; Milosevic lehnt eine internationale Vermittlung zunächst ab. Ein UNO-Bericht stellt Gräueltaten der serbischen Kräfte fest. Interimsvereinbarungen mit Milosevic werden erzielt, die Gewalt geht aber weiter.

15. Jänner 1999: Es kommt es zum Massaker von Racak (albanisch: Recak). OSZE-Beobachter entdecken in dem kosovarischen Dorf die Leichen von 40 bis 45 Albanern. Ein internationales Team von Gerichtsmedizinern stellt fest, dass es Zivilisten gewesen seien; Belgrad sprich von getöteten UCK-Kämpfern.

Unterdessen finden Verhandlungen in Rambouillet bei Paris statt: Die Kosovo-Albaner akzeptieren ein Interimsabkommen über eine substanzielle Autonomie des Kosovo, Belgrad lehnt es als inakzeptabel ab - vor allem wegen eines Passus, wonach die NATO-Truppen volle und ungestörte Bewegungsfreiheit auf dem Gebiet Jugoslawiens sowie das Recht auf unentgeltliche Benutzung von Flughäfen, Verkehrswegen, Eisenbahn und Häfen erhalten sollen.

23. März: NATO-Generalsekretär Javier Solana gibt den Befehl, mit den Luftangriffen zu beginnen - ohne UNO-Mandat. Sie sollten 79 Tage dauern.

24. März: Die Luftangriffe beginnen.

28. März: Mehr als 10.000 Menschen nehmen an einem Anti-NATO-Rockkonzert in Belgrad teil.

30. März: Beginn von Angriffen "rund um die Uhr". Nach der Luftabwehr geraten Kommunikationseinrichtungen und Kasernen ins Visier der Bomber. Serbische Kräfte gehen im Kosovo gegen Albaner vor, die zu Hunderttausenden nach Albanien, Mazedonien und Montenegro fliehen.

3. April: Erstmals ist auch die zivile Infrastruktur im Visier der NATO. In der Nacht erfolgen erstmals Angriffe auf die Innenstadt Belgrads mit Marschflugkörpern. Das Innenministerium wird zerstört.

10. April: NATO-Berichte über "ethnische Säuberungen" und Hinweise auf systematische Vergewaltigungen von Frauen im Kosovo.

12. April: Ein Flugzeug bombardiert versehentlich einen Personenzug auf einer Eisenbahnbrücke in Serbien. Mindestens sieben Menschen sterben. Weitere "Kollateralschäden" folgen.

25. April: Vuk Draskovic prangert die offizielle Propaganda an und spricht sich für eine UNO-Friedenstruppe aus. Er wird als jugoslawischer Vizepremier abgesetzt.

2. Mai: Erster Abwurf von Grafitbomben, die die Stromversorgung in weiten Teilen Jugoslawiens lahmlegen.

5. Mai: Beim Absturz eines Hubschraubers während eines Trainings sterben in Albanien zwei US-Soldaten - die ersten Toten der Allianz. Der in Jugoslawien festgehaltene Rugova darf ausreisen.

7. Mai: NATO-Bomben treffen die chinesische Botschaft in Belgrad, drei Menschen kommen ums Leben. Eine gravierende diplomatische Verstimmung ist die Folge: Peking setzt den Menschenrechtsdialog mit den USA aus.

10. Mai: Milosevic kündigt den Beginn eines Rückzugs aus dem Kosovo an. Für die NATO ist das nicht ausreichend, um die Angriffe zu stoppen.

16. Mai: Demonstrationen von Soldatenfamilien in Serbien gegen den Einsatz ihrer Angehörigen.

24. Mai: Zurück aus dem Kosovo, sieht UNO-Beobachter Sergio Vieira de Mello "hinreichend Beweise" für eine ethnische Säuberung.

27. Mai: Milosevic wird vom UNO-Tribunal wegen Kriegsverbrechen im Kosovo angeklagt.

3. Juni: Nach internationaler Vermittlung willigt Belgrad in einen Friedensplan der NATO und Russlands ein.

10. Juni: Einen Tag nachdem der Friedensplan im mazedonischen Kumanovo unterzeichnet wurde und auch der serbische Rückzug begonnen hat, setzt die NATO die Luftangriffe aus. Der UNO-Sicherheitsrat verabschiedet die Resolution 1244. Diese betrachtet das Kosovo nach wie vor als Teil der Bundesrepublik Jugoslawien, jedoch wird Belgrad die Regierungsgewalt über die Provinz entzogen und die UNO-Übergangsverwaltung (UNMIK) eingerichtet. Die Stationierung der NATO-geführten Schutztruppe KFOR wird gebilligt.

12. Juni: Die KFOR marschiert in das Kosovo ein.

20. Juni: Nach dem vollständigen Abzug der serbisch-jugoslawischen Truppen erklärt die NATO das offizielle Ende der Angriffe.

17. Februar 2008: Die Unabhängigkeit des Kosovo wird ausgerufen, nachdem 18-monatige Verhandlungen zwischen Belgrad und Prishtina (Pristina) keine Einigung über den künftigen völkerrechtlichen Status des Kosovo gebracht haben.

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