Ihre Rechtsanwälte hätten argumentiert, die 47-Jährige sei faktisch schon mehr als sechs Jahre von ihrem Mann getrennt und damit länger, als das Gesetz für eine Scheidung vorschreibe, berichtete das Magazin "Semana" am Sonntag (Ortszeit). Eine Stellungnahme Betancourts oder Lecomptes gab es zunächst nicht, die Trennung könnte sich aber zum Rosenkrieg auswachsen.
Die Rechtsanwälte ihres Mannes hätten den Antrag mit der Begründung zurückgewiesen, die Trennung sei nicht freiwillig gewesen, weil sich Betancourt in der Gewalt der marxistischen Rebellengruppe Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC) befand.
Mann reicht ebenfalls Klage ein
Jedoch hätten die Anwälte Lecomptes zugleich angekündigt, sie würden ihrerseits im Namen ihres Mandanten die Scheidung beantragen, weil Betancourt ihrem Mann während der Geiselzeit untreu gewesen sei.
Die zusammen mit Betancourt am 2. Juli 2008 aus der Gewalt der FARC befreiten Amerikaner Marc Gonsalves, Keith Stansell und Tom Howes hatten in ihrem vor kurzem veröffentlichten Buch "Out of Captivity" (Aus der Haft) unter anderem berichtet, Betancourt habe während der Geiselhaft eine Liebesaffäre mit dem ebenfalls entführten und vor gut einem Jahr freigelassenen Ex-Senator Luis Eladio Perez gehabt.
Lecompte fühlt sich betrogen
Schon am Tag der Befreiung war die Distanz zu ihrem Mann augenfällig geworden, den sie im Gegensatz zu ihrer Familie nur kühl begrüßte.
Lecompte, der sich die Jahre der Geiselhaft über immer wieder öffentlich und mit teilweise spektakulären Aktionen für die Freilassung seiner Frau eingesetzt hatte, sagte vor kurzem, er fühle sich durch deren distanzierte Art seit der Freilassung betrogen.
Das jahrelange Warten habe sich als umsonst herausgestellt, sagte er bitter. Betancourt, die mit Lecompte in zweiter Ehe verheiratet ist, schreibt zurzeit nach Angaben ihrer Familie an ihren Erinnerungen an die Geiselhaft.
Ex-Geiseln belasten Betancourt
Die drei US-amerikanischen Mitgefangenen äußerten sich nicht gerade schmeichelhaft über die Rolle der ehemaligen Präsidentschaftskandidatin mit französischem Pass. Gonsalves, Stansell und Howes werfen Betancourt in "Out of Captivity" unter anderem "Arroganz" und "Egoismus" vor.
In dem 457 Seiten starken Buch beschreiben die Ex-Geiseln Betancourt als eine geltungssüchtige Person, die sich ständig in den Vordergrund spielte, anderen ihre Regeln aufdrängen wollte und Kleidung sowie Schreibmaterial anderer Geiseln gehamstert habe. Sogar über die Farbe ihrer - hellblauen - Matratze habe sie sich beschwert.
Übereinstimmend berichten die ehemaligen US-Gefangenen aber auch von unheimlichen Qualen, welche die berühmte Geisel erleiden musste. Betancourt sei immer wieder für ihre Fluchtversuche bestraft und einmal von den FARC-Terroristen mit einer Kette um den Hals an einen Baum gefesselt worden.
Links:
- "Nouvel Observateur" zitiert aus "Out of Captivity"
- Ingrid Betancourt (Wikipedia)
- FARC (Wikipedia)