450 neue Partner gesucht

Post will 293 Postämter schließen und 450 neue Postpartner gewinnen.
Was im Vorfeld für heftige Spekulationen gesorgt hat, ist jetzt offiziell: Die Post hat am Dienstag knapp 300 Postämter - genau 293 - zur Schließung vorgeschlagen. Im Gegenzug sollen 450 neue Postpartner gewonnen werden.

Die Partner sollen das komplette Angebot einer Postfiliale haben, inklusive Geldgeschäfte. Im heurigen Sommer soll die Umstellung über die Bühne gehen, 3.000 potenzielle Partner hat die börsennotierte Post ausgemacht. Das Filialnetz soll mittels Partnern von 1.500 auf 1.650 vergrößert werden.

Kein Abbau von Mitarbeitern
In 150 Gemeinden würden dadurch neue Postfilialen entstehen. Die von den Schließungen betroffenen 360 Postler werden in nahe gelegenen Ämtern untergebracht, versicherte Filialvorstand Herbert Götz.

Die Post hatte in der Vergangenheit versichert, es werde nur dann ein Amt geschlossen, wenn dafür ein Postpartner oder eine Postservicestelle gefunden wird.

Post lockt mit verbesserten Konditionen
Um Unternehmen als neue Postpartner zu gewinnen, startet die Post AG "die breit angelegte Post.Partner-Initiative 2009".

Die Post will die neuen Postpartner durch ein "deutlich verbessertes" Vergütungsmodell an Bord holen. So übernimmt die Post nun EDV-Kosten von 800 Euro jährlich pro Partner. Dazu kommen eine "Qualitätsprämie" von 3.000 Euro im Jahr, heißt es in einer Information der Post vom Dienstag.

Für die Annahme eines Briefes werden 19 Cent vergütet, für die Annahme eines Pakets 94 Cent und für dessen Abgabe 70 Cent. Die Post geht davon aus, dass ihre Partner ein durchschnittliches Umsatzplus von 15.000 Euro machen.

Flächendeckendes Netz gesichert?
Als künftige Postpartner bzw. Postservicestellen sind in erster Linie Greißler, Tankstellen und Gemeindeämter angedacht.

Der Haken beim Partnerkonzept: Schließt der Greißler, ist auch der Postpartner weg. Und dass dann, wenn keine Alternative gefunden wird, das Postamt wieder aufsperrt, gilt bei Marktbeobachtern als mehr als unwahrscheinlich.

Derzeit hat die Post 1.300 Postfilialen und rund 200 Postpartner. In den vergangenen Jahren hätten lediglich sechs Partner zugesperrt, für sie wurden Alternativen gefunden, so Götz.

Kritik vom Städtebund
Der Städtebund kritisierte am Dienstag in einer ersten Reaktion, dass kein Konzept für die Städte vorgelegt wurde. Es gebe 24 städtische Ämter, die zusammengelegt werden sollen, aber davon war am Dienstag nichts zu hören, hieß es gegenüber der APA.

Dabei nehme in den Städten die Bevölkerung zu, während sie auf dem Land schrumpfe. Den größten Aderlass leisten Oberösterreich und Niederösterreich mit 65 beziehungsweise 64 Schließungen. In Wien sind keine vorgesehen.

Post: Versorgung gesichert
Die für die flächendeckende Versorgung zuständige Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) stellte am Montag klar, dass sie vom Management "kreative Konzepte" verlange.

Postchef Anton Wais hatte seinerseits mehrfach klargestellt, dass nur dort Filialen geschlossen werden, wo eine Alternativversorgung gewährleistet ist. Der Bürgermeister würde in einem ersten Schritt informiert, dann "fixieren wir einen Termin, um gemeinsam einen Partner zu suchen. Wenn keiner gefunden wird, bleibt das Postamt bestehen", sagte Wais im Gespräch mit dem ORF-Radio.

Fakt ist, dass die Regierung bei derzeitiger Gesetzeslage der Post AG nicht vorschreiben kann, wie viele Ämter sie offen zu halten hat. Sie kann lediglich Qualitätsstandards für die Versorgung vorgeben, von wem die Post das erledigen lässt, bleibt aber ihr überlassen.

65.000 Euro pro Filiale
2011 muss sich der Konzern infolge der Postmarktliberalisierung endgültig den Bedingungen des freien Marktes stellen. Derzeit ist der Briefbereich (Briefmonopol) noch geschützt und beschert der Post einen sicheren Umsatz.

Die nun vor der Schließung stehenden Ämter hätten 2008 einen Verlust von zwölf Mio. Euro verursacht. Pro Filiale seien jährlich 65.000 Euro an Kosten angefallen. Dem stünden 15.000 Euro gegenüber, die ein Postpartner durchschnittlich an Provision erhält, rechnete Götz vor.

Die Post vergibt bereits jetzt Paketaufträge an Privatunternehmen, trotz der Tatsche, dass die Post angeblich überzählige, aber unkündbare Mitarbeiter im "Karriere- und Entwicklungscenter" (KEC) bei nahezu vollen Bezügen "geparkt" hat.

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