Laut der Staatsanwaltschaft ist der Polster das entscheidende Detail, das die 21-jährige US-Studentin und ihre beiden mutmaßlichen Mittäter - ihr Ex-Freund Raffaele Sollecito (24) und der bereits verurteilte Rudy Hermann Guede (30) - beim Mord an Meredith Kercher (21) übersahen.
Polster unter der Leiche
Der Polster war unter der Leiche Kerchers gefunden worden. Auf ihm war ein Fußabdruck der Größe 37 - und damit genau der Größe von Knox' Füßen. Deren Anwälte wiesen die Ausführungen der Staatsanwaltschaft in einer ersten Reaktion als "unerheblich" zurück.
Der Polster mit dem Fußabdruck ist allerdings nicht das einzige Indiz, das Knox belastet. Auch in ihrem eigentümlichen Verhalten, als sie am 2. November 2007 unmittelbar nach dem Mord verhaftet worden war, sieht die Anklage einen Hinweis auf ihre Schuld.
Bizarres Verhalten auf Polizeistation
Die Polizistin Rita Ficarra sagte aus, Knox sei auf der Polizeistation "herumgesprungen", habe Räder geschlagen, mit Sollecito geturtelt und Grimassen geschnitten - alle anderen Bekannten der Ermordeten seien hingegen von der Todesnachricht schockiert gewesen.
"Ich habe sie zurechtgewiesen und zu ihr gesagt: 'Verstehen Sie denn nicht, dass wir hier von der Ermordung Ihrer Freundin sprechen?'", so Ficarra. Knox' Vater Curt sagte, seine Tochter sei eben jung und von der Situation wohl überfordert gewesen.
Dutzende Messerstiche
Die beiden Austauschstudentinnen Knox und Kercher hatten in Perugia gemeinsam eine Wohnung gemietet. Laut der Anklage zwangen Knox, Sollecito und Guede die Ermordete zu einem Sexspielchen, bei dem ihr Knox ein Messer an den Körper hielt und dann etwa 40-mal zustach.
Guede wurde deshalb bereits rechtskräftig zu 30 Jahren Haft verurteilt. Knox erklärte in ersten Befragungen, sie sei während des Mordes in der Wohnung gewesen und habe sich, als sie Kerchers Schreie gehört habe, in ihrem Zimmer verschanzt und sich die Ohren zugehalten.
Brisantes Telefonprotokoll
Später wiederrief Knox ihre Aussage und erklärte, sie sei zum fraglichen Zeitpunkt gar nicht in der Wohnung gewesen. Sollecito gab als Alibi an, er sei in seiner Wohnung gewesen und habe dort gegen 23.00 Uhr einen Anruf entgegengenommen.
Die Staatsanwälte präsentierten jedoch nun das Telefonprotokoll der Tatnacht. Demnach langte in Sollecitos Wohnung die ganze Nacht kein Anruf ein. Außerdem waren die - laut Anklage sonst immer eingeschalteten - Mobiltelefone von Sollecito und Knox in dieser Nacht abgedreht.
Umstrittenes Beweismaterial
Außerdem wurde vor Gericht nun das umstrittene DNA-Beweismaterial vorgelegt; umstritten deshalb, weil die Anwälte von Knox und Sollecito - durchaus schlüssig - argumentieren, dass die Beweisstücke durch schlampige Spurensicherung verunreinigt wurden.
Dass sich Knox' DNA auf der in Sollecitos Haus gefundenen mutmaßlichen Tatwaffe und Sollecitos DNA auf dem BH des Mordopfers findet, beruht laut den Verteidigern nur auf einer "Verunreinigung" der sichergestellten Gegenstände durch unsachgemäße Handhabung.
Erzwungene Aussagen?
Im Hinblick auf ihre widersprüchlichen Aussagen erklärten Knox und Sollecito vor Gericht, sie hätten diese nur unter Druck gemacht. Die Polizisten hätten sie im Verhör geschlagen und ihr nichts zu essen und zu trinken gegeben, sagte Knox.
Erst, als die Polizisten die "erwünschten" Aussagen bekommen hätten, hätten sie sie "wie einen Menschen behandelt", gab Knox mit fester Stimme auf italienisch zu Protokoll. Die Polizei wies die Vorwürfe mit aller Entschiedenheit zurück.
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