Beweise dafür fehlen, dafür sind Spekulationen und mögliche Indizien (die intensive Arbeit an Raketentechnologie, die zu Tausenden vorhandenen Uranzentrifugen etc.) zahlreich. Nun meldete ein US-Institut neue Zweifel an den angeblich rein zivilen Motiven des Iran an.
Atomkraftwerke - mit welchem Uran?
Laut einem Bericht des in Washington ansässigen Institute for Science and International Security (ISIS) verfügt das Land demnach über einen zu kleinen Vorrat an Rohuran, um tatsächlich Atomkraftwerke betreiben zu können. Das wiederum nähre Zweifel an den wirklichen Atomplänen des Golfstaats, heißt es darin.
"Yellow Cake" geht zur Neige
Von mehreren hundert Tonnen Uranoxid ("Yellow Cake"), geliefert noch vor der Islamischen Revolution in den 70er Jahren aus Südafrika, seien heute nur noch Restbestände übrig.
Durch Abbau aus eigenen Vorkommen seien diese in den letzten Jahren jedoch nicht aufgestockt worden, heißt es im Bericht unter Berufung auf die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), die die iranischen Entwicklungsaktivitäten überwacht.
"Fundamentale Inkonsistenz"
Reaktoren vom Typ des in Bau befindlichen iranischen AKW Buschehr, das mit russischer Unterstützung noch heuer in Betrieb gehen soll, benötigen laut Experten allerdings einen jährlichen Nachschub von Dutzenden Tonnen angereicherten Urans. Pro Tonne Rohuran müssen dafür - je nach Muttergestein - bis zu 40.000 Tonnen uranhaltige Mineralien abgebaut werden.
Der Schluss: Dass der Iran offensichtlich nicht in den Abbau von Rohuran im eigenen Land investiert hat, sei ein Grund "für noch mehr Zweifel daran", dass das Land tatsächlich an einer langfristigen friedlichen Nutzung von Kernkraft interessiert ist, und zeige klar die "fundamentale Inkonsistenz" der iranischen Argumentation.
"Wenn es das Ziel ist, eine latente Atomwaffenfähigkeit herzustellen, muss der Iran nicht weiter in den Bergbau investieren", wohl aber dann, wenn es darum geht, nur "einen einzigen Reaktor wie Buschehr" kommerziell zu betreiben, so ISIS.
Nachschub über dunkle Kanäle?
Allerdings gibt es ohne Uran auch kein Atomwaffenprogramm. Die Islamische Republik müsste ihre Vorräte also über illegale Kanäle aufstocken. Auch darüber wurde bereits mehrfach spekuliert.
Teheran jedenfalls hatte jegliche militärischen Ziele hinter seinem Atomprogramm vielfach dementiert und zuletzt auch Berichte über die angebliche Uranknappheit. "Diese Nachrichten sind das Produkt von wenig Analyse und viel Spekulation", erklärte das Außenministerium in Teheran zu einem entsprechenden Bericht der britischen "Times".
Die Zeitung hatte in dem Artikel berichtet, im Westen wachse die Sorge darüber, Teheran könnte versuchen, Uran über dunkle Kanäle zu beschaffen.
Die Nervosität steigt
Staaten wie die USA, Frankreich, Großbritannien und Deutschland hätten deshalb schon Ende 2008 eine diplomatische Initiative in wichtigen Produzentenländern wie Kasachstan und Usbekistan mit dem Ziel, vor Lieferungen an den Iran zu warnen, gestartet, berichtete die Zeitung unter Berufung auf ein Geheimpapier des britischen Foreign and Commonwealth Office (FCO).
Beweise, dass Teheran bereits versucht hat, an Nachschub zu kommen, gebe es allerdings bisher nicht, hieß es in dem britischen Zeitungsbericht weiter. Allerdings gebe es in der Versorgungskette "potenzielle Schwachstellen".
Gerüchte über illegale Lieferungen
Als solche gilt u. a. auch die vom Bürgerkrieg politisch zerrüttete Demokratische Republik Kongo (RDC). In dem zentralafrikanischen Staat existiert eine Lagerstätte nahe der Stadt Lubumbashi. Obwohl dort nicht mehr abgebaut wird, wurde mehrfach über illegale Exporte - auch Richtung Iran - spekuliert.
2006 berichtete die britische "Sunday Times" von einer solchen Lieferung (Uran 238) via Sambia und Tansania, die allerdings im Hafen von Daressalam abgefangen worden sei. Die RDC dementierte.
Riskante Spekulationen
Allerdings, kommentiert die "Times" mit Blick auf damals, seien derartige Gerüchte kaum zu verifizieren - und warnt gleichzeitig vor einem nicht zu unterschätzenden Risiko: Auch der irakische Ex-Diktator Saddam Hussein sei in einem Geheimdienstbericht beschuldigt worden, er habe versucht, Uran für Massenvernichtungswaffen im afrikanischen Sudan zu beschaffen.
Der Bericht war einer unter mehreren falschen Rechtfertigungsgründen für den US-Angriff auf den Golfstaat.
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