"Es gibt Beweise"

Temperaturanstieg lässt große Mengen Treibhausgase entweichen.
Wissenschafter haben neue alarmierende Erkenntnisse zum Klimawandel gewonnen: Jüngsten Studien zufolge steckt in den gefrorenen Böden der Tundren in Sibirien und Kanada eine Treibhaus-"Zeitbombe".

Einem am Sonntag in der Zeitschrift "Nature Geoscience" veröffentlichten Bericht zufolge könnten aus den auftauenden Permafrostböden Milliarden Tonnen klimaschädlicher Gase entweichen, die dort bisher sicher gespeichert waren.

Auch Lachgas entweicht
Laut Wissenschaftlern aus Finnland und Russland entweicht aus den Torfzyklus-Ökosystemen neben Kohlendioxid auch das etwa 300-mal klimawirksamere Distickstoffoxid, das auch als Lachgas bekannt ist.

Pertti Martikainen von der Universität Kuopio fand gemeinsam mit russischen Kollegen bei Studien bei Workuta in Sibirien heraus, dass das Gas bei der Kryoturbation freigesetzt wird, einem Prozess, der beim Auftauen und Wiedergefrieren der Böden stattfindet.

"Es gibt Beweise, dass die Erwärmung der Arktis die Kryoturbation beschleunigt, was zu mehr Torfzyklen in der Zukunft führen wird", heißt es in dem Papier. Das würde zu gestiegenen Lachgasemissionen führen und dadurch den Klimawandel begünstigen.

Auch Weltklimarat warnt
Erkenntnissen des Weltklimarats (IPCC) zufolge sind in den Tundren deutlich höhere Mengen an Treibhausgasen gespeichert als bisher bekannt. Jüngste Schätzungen gingen laut Chris Field vom IPPC von etwa 1.000 Milliarden Tonnen aus.

Seit Beginn des Industriezeitalters wurden durch das Verbrennen fossiler Stoffe etwa 350 Milliarden Tonnen Kohlendioxid freigesetzt. "Tauende Permafrostböden werden bei der CO2-Konzentration in der Atmosphäre stark aufs Gaspedal drücken", sagte Field am Samstag auf einer Tagung der American Association for the Advancement of Science (AAAS) in Chicago.

Zehn Milliarden Tonnen pro Jahr
Französischen Wissenschaftlern zufolge ist auf der Südhalbkugel der Erde die Fähigkeit der Ozeane gesunken, CO2 zu binden. Laut Nicolas Metzl vom Französischen Nationalen Forschungsinstitut wühlen die durch den Klimawandel hervorgerufenen starken Winde die Meere auf und wirbeln dadurch mehr CO2 an die Oberfläche.

Jährlich würden derzeit zehn Milliarden Tonnen des Treibhausgases durch menschliche Aktivitäten freigesetzt, während es in den frühen 90er Jahren nur sechs Milliarden Tonnen gewesen seien. Damals konnte jedoch etwa ein Drittel davon durch die Meere gebunden werden, also etwa zwei Milliarden Tonnen. Heute sei das nur noch ein Fünftel.

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