Eine Renaissance erlebte die Idee dann in den 70er Jahren, als der Journalist Masahiko Nomi in seinen Büchern die Blutgruppen mit bestimmten Persönlichkeitstypen verband, berichtet Mari Yamaguchi von der Nachrichtenagentur AP.
"Human Science AB0"
Nach dem Tod des Autors trat sein Sohn Toshitaka in dessen Fußstapfen. Er betreibt unter wissenschaftlichem Deckmantel das Unternehmen Human Science AB0 Center. Es gehe nicht darum, Menschen einzuordnen, sondern darum, das eigene Talent zu fördern, so Nomi jr.
"Es ist wie mit Rinderfilet"
Dagegen warnt der Psychologe Daisuke Nakanishi von der Universität Hiroshima Shudo davor, Nomis Thesen einen wissenschaftlichen Wert abzugewinnen. Dafür seien die Annahmen zu radikal.
Blutgruppen könnten nicht alles erklären, gibt Nomi zu, dessen Vater schon mit der Ferndiagnose berühmter Menschen anhand ihrer Blutgruppe das Feld bereitete. "Es ist wie mit Rinderfilet und mehreren Köchen: Wenn die Blutgruppe ein Stück Fleisch ist und die Umwelt eines Menschen der Koch, werden verschiedene Köche verschiedene Gerichte aus dem gleichen Rind kochen", sagt Nomi.
"Rind ist eine entscheidende Zutat, aber man kann sehr unterschiedliche Dinge daraus machen."
"Genau wie Rassismus"
Für sachliches Denken bleibt da wenig Raum. Fast schon hilflos klingt die nüchterne Erläuterung von Satoru Kikuchi. Die Blutgruppe beruhe auf Proteinen und habe nichts mit der Persönlichkeit zu tun, betont der Psychologe von der Universität Shinshu.
"Das ist schlicht Scheinwissenschaft", sagt er. "Die Idee ermutigt dazu, andere nach ihrem Blut zu beurteilen, ohne zu verstehen, dass es sich um Menschen handelt. Das ist genau wie Rassismus."
Link:
- Blutgruppe (Wikipedia)