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©Bild: AP/Ed Andrieski |
"Bye Bye Blue Mustang"
Ob die metallisch-blaue Bemalung, die schnaubenden Nüstern, die ultra-realistisch modellierten Muskeln und vor allem die Augen aus grell leuchtenden roten Leuchtdioden dazu beitragen, wird seit Monaten diskutiert.
Jetzt haben Stadtbewohner eine großangelegte Kampagne namens "Bye Bye Blue Mustang" gestartet, um die Skulptur so schnell wie möglich zu deinstallieren. Die ungewöhnlichen Methoden der Mustang-Gegner - ihre Gruppe im Online-Netzwerk Facebook hat schon über 8.500 Mitglieder, und sie protestieren mit Haikus - sorgen international für Aufsehen.
Protest mit Gedichten
Die Betreiberin der Kampagne, die Immobilienmaklerin Rachel Hultin, will zumindest durchsetzen, dass das Pferd an anderer Stelle aufgestellt wird und Denver-Besucher somit nicht schon bei ihrer Ankunft damit konfrontiert werden.
Beim Bürgermeister der Metropole gab sie diese Woche 200 Haikus - Gedichte nach japanischer Tradition in 17 Silben - ab, um den Protest zu untermauern. "Wegen diesem Ding/glauben Leute, in der Hölle zu sein/und nicht in Denver", lautet etwa eines der Gedichte, ein anderes: "Ekliges Teufelspferd/erschreckt den Reisenden/beschämt unsere schöne Stadt".
"Ist das das Pferd des Teufels?"
"Das ist nicht das Bild, das man im Kopf haben will, wenn man kurz davor ist, ein Flugzeug zu besteigen. Meine Tochter fragte mich: 'Ist das das Pferd des Teufels?'", zitiert die Nachrichtenagentur AP eine Anrainerin.
"Das Pferd sieht aus, als sei es besessen. Ich habe ohnehin schon große Flugangst, und dann noch direkt beim Flughafen von einem Dämonenpferd begrüßt zu werden - das ist nicht gerade beruhigend", sagte eine andere Stadtbewohnerin dem "Wall Street Journal" ("WSJ"). Andere Beschreibungen lauten "Beelzebubs blauer Brauner" und "wie die Pferde der Ringgeister in 'Der Herr der Ringe'".
Bei Arbeitsunfall getötet
Die Stadt Denver gab die Skulptur bereits 1993 bei dem US-Bildhauer Luis Jimenez in Auftrag. Der Künstler kam 2006 bei den letzen Arbeiten an "Mustang" ums Leben, als in seinem Atelier ein Teil der Skulptur von einem Lastenaufzug fiel. Die Arbeit wurde von Jimenez' Söhnen fertiggestellt und im Februar 2008 auf dem Flughafengelände installiert.
Ursprünglich plante Jimenez eine Skulptur, die eine Büffelherde zeigt; die Auftraggeber lehnten dieses Motiv ab, weil die Tiere im "Wilden Westen" fast ausgerottet wurden. Das Pferd solle nun sowohl die Traditionen des amerikanischen Westens als auch das Zurücklegen weiter Strecken symbolisieren, heißt es.
"Mit Liebe gebaut"
"Man sieht sich die Arbeit an, und man spürt einfach, dass sie mit Liebe gebaut wurde", sagte Susan Jimenez, die Witwe des Künstlers, dem "WSJ". Die leuchtend-roten LED-Augen seien etwa eine Hommage an Jimenez' Vater, der im texanischen El Paso eine Werkstatt für Neonschilder betrieb.
Luis Jimenez war unter US-Kritikern durchaus angesehen. Einige seiner stets auffälligen Skulpturen, etwa "Man on Fire" (1969) und "Vaquero" (1990), waren im Smithsonian American Art Museum in Washington zu sehen, und unter der Clinton-Regierung wurde seine in einem Park in New Mexico ausgestellte Arbeit "Southwest Pieta" zum nationalen Kulturschatz erklärt.
Verlegung erst in fünf Jahren?
Ob die Kampagne gegen "Mustang" eine Chance hat, muss sich erst zeigen. Laut einer Richtlinie der Stadt Denver müssen Kunstwerke im öffentlichen Raum mindestens fünf Jahre an ihrem Originalstandort bleiben, bevor sie übersiedelt werden können.
Dadurch soll gewährleistet werden, dass sich die Bürger an die oft ungewöhnlichen Objekte gewöhnen.
Broschüren und Workshops
Hultin hofft trotzdem auf eine rasche Verlegung. Bis dahin, fordert sie, sollen auf dem Flughafen zumindest Informationsbroschüren über die furchteinflößende Pferdeskulptur und den Künstler aufgelegt werden. Und sie wünscht sich Aufklärungsworkshops für Taxi- und Busfahrer, um sie auf die Fragen etwaiger verwirrter Kunden vorzubereiten.
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