"Er tut mir leid, weil er sich nicht so bewegen kann wie wir", sagt Waltraud Gaugusch, die sich in der Spezialklinik von einem Schlaganfall erholt. "Das ist ein Manko", findet die 57-Jährige. Denn der Kontakt zu den Mitpatienten, die sich bei jedem Fortschritt mitfreuen, sei wichtig. Begegnet sei sie dem Spitzenpolitiker bisher nur beim Gottesdienst und im Fitnesszentrum.
Spaziergänge nicht möglich
Der 50-jährige Regierungschef, der bei einem Skiunfall am Neujahrstag in der Steiermark ein schweres Schädel-Hirn-Trauma davontrug, wird in der Klinik auf einer Anhöhe mit Seeblick streng abgeschirmt und von Personenschützern bewacht.
An allen Ecken auf dem weitläufigen Areal mit fünf Patientenhäusern hängt das Schild "Film- und Bildaufnahmen innerhalb des Klinikgeländes sind ausdrücklich untersagt". Klinik-Geschäftsführer Bruno Crone meint: "Auch Herr Althaus würde gern auf dem Klinikgelände herumlaufen, dazu wäre er körperlich in der Lage."
Besuche nur von Angehörigen
Dass der Patient, der seit dem 16. Jänner am Bodensee wieder für seinen anspruchsvollen Job fit gemacht wird, gesundheitlich sehr gute Fortschritte erzielt, bestätigt auch der behandelnde Arzt und Chef der Neurorehabilitation, Joachim Liepert.
"MDR-Nachrichten guckt er", erzählt er. Nach und nach besuchten ihn nun auch Angehörige. Politiker jedoch nicht, denn es sei "nicht sinnvoll", dass sich der Patient jetzt mit Politik befasse, sagt Liepert. "Wann er vernehmungsfähig ist, muss abgewartet werden", fügt der Arzt hinzu.
"Schönen Ausblick auf Bodensee"
Gegen Althaus ermittelt die Staatsanwaltschaft in Leoben wegen fahrlässiger Tötung. Beim Zusammenprall des Ministerpräsidenten auf der Skipiste mit der 41-jährigen Beata Christandl hatte die Frau tödliche Kopfverletzungen erlitten.
So bleibt Althaus in erster Linie sein Zimmer in einem der Patientenhäuser am Waldrand. "Er ist untergebracht wie andere Patienten auch", erklärt Crone. "Wir sind kein Luxushotel, sondern Reha-Klinik." Ein Sonderwunsch wurde aber erfüllt: Seine Frau Katharina teilt mit ihm das Zimmer. "Und einen schönen Ausblick auf den Bodensee hat er auch", betont Crone.
Seit Jahrzehnten spezialisiert
Dass eine schöne Umgebung den Heilungsprozess unterstützt, davon war schon Klinikgründer Friedrich Schmieder überzeugt. Der Neurologe hatte nach dem Zweiten Weltkrieg mit hirnverletzten Soldaten in Gailingen am Hochrhein begonnen, dort 1950 die erste Klinik eröffnet und damit die Grundlage für eines der größten europäischen Spezialzentren für Hirnverletzungen gelegt.
Klinik-Imperium
Die private Klinikgruppe mit insgesamt sechs Häusern in Baden-Württemberg betreut mit etwa 1.400 Mitarbeitern rund 10.000 Patienten jährlich. In der Mehrheit sind das Schlaganfallpatienten, aber auch Opfer von Unfällen und Gewalt.
Andere haben nach einem Herzinfarkt Hirnschäden davongetragen. Das Besondere ist das ganzheitliche Therapiekonzept für alle Phasen der Erkrankung. Neben Neurologen sind auch Internisten, Orthopäden, Psychiater und Psychotherapeuten um das Wohl der Patienten bemüht.
Auch Refugium für Otto Dix
Althaus ist nicht der erste Prominente, der in den Schmieder-Kliniken behandelt wird. Der Maler Otto Dix (1891-1969), der nach dem Verlust seiner Professur in Dresden in der Nazi-Zeit auf der Bodensee-Halbinsel Höri eine neue Heimat gefunden hatte, ließ sich wegen eines Schlaganfalls in Gailingen behandeln. Seine Rechnung hat er mit Kunstwerken bezahlt. Wertvolle Grafiken sind im Otto-Dix-Saal der Allensbacher Klinik zu bewundern.
Gisela Mackensen, dpa
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