Das grüne Urgestein ging im Streit davon. "Sie sehen, ich habe meine Koffer gepackt", sagte Voggenhuber nach der Abstimmung und warf der Parteispitze mehr oder weniger vor, sich vor einem Wahlerfolg für ihn zu fürchten.
Parteichefin Eva Glawischnig sprach ihrerseits von einer "gestörten Vertrauensbasis" und einer "nicht eindeutigen Solidaritätskandidatur" Voggenhubers.
Rückzug vom Rückzug
Die Vorgeschichte: Voggenhuber scheiterte beim Bundeskongress vor zwei Wochen in Klagenfurt in einer Kampfabstimmung um die Spitzankandidatur für die EU-Wahl an Ulrike Lunacek. Für den zweiten Listenplatz wollte die bisherige grüne Nummer eins in Europa nicht kandidieren und kündigte den Rückzug an.
Wenig später überlegte er es sich doch anders und bot eine "Solidaritätskandidatur" als Listenletzer an, gleichzeitig gab er die Funktion des Europasprechers ab.
Ein zweites Mal abserviert
Einen Vorzugsstimmenwahlkampf, mit dem er sich bei entsprechend hoher Zustimmung von hinten wieder an die Spitze und damit ins Europaparlament hätte bringen können, wollte er nicht führen - so seine Bekundungen. Vor der Sitzung des Parteivorstands gestand Voggenhuber aber indirekt ein, dass er doch den Einzug ins Parlament anstrebe. Nun ist er neuerlich von der Partei abserviert worden.
Keine Gegenkandidatur
Über seine persönliche Zukunft wollte Voggenhuber, der in der Vergangenheit immer wieder auf Konfrontationskurs zur Parteiführung gegangen war, in "der Emotion und Betroffenheit" nichts sagen. Eine Gegenkandidatur plane er jedenfalls nicht, so Voggenhuber, dem der Abgeordnete Peter Pilz beim Abgang zur Seite stand.
Voggenhuber sieht Kalkül
Neben Pilz hatten sich im Vorfeld auch die Grünen aus Salzburg und Kärnten auf die Seite des EU-Mandatars geschlagen. Voggenhuber warf der Parteispitze vor, es auf einen Konflikt mit ihm angelegt und die Angelegenheit bewusst "zur Machtfrage" erklärt zu haben, um damit den Vorstand hinter sich "zu zwingen".
Glawischnig: Gestörtes Vertrauen
Glawischnig wiederum sprach von einer "gestörten Vertrauensbasis", die nicht wieder zu kitten gewesen sei. Es sei bei der mehrstündigen Diskussion im Vorstand nicht um politische Inhalte, sondern um Fragen des Vertrauens gegangen.
Wenn man an einem gemeinsamen Projekt arbeite, sei es eine Voraussetzung, dass Entscheidungen halten und "Handschlagqualität" gegeben sei. Auch sei Voggenhubers Vorstoß "keine eindeutige Solidaritätskandidatur" gewesen.
"Alexander Voggenhuber"
Bei der Ankündigung, Altparteichef Alexander Van der Bellen zum neuen außenpolitischen Sprecher machen zu wollen, kam Glawischnig Voggenhuber noch einmal in die Quere, sie sprach zunächst von einem Alexander Voggenhuber - korrigierte sich aber schnell.
Ende der Debatte?
Dass mit der wiederholten Abfuhr für das bisherige EU-Aushängeschild der Grünen nun die parteiinternen Diskussion verstummen werden, ist nicht sicher.
Es ist gut möglich, dass sich die Grünen-Spitze jetzt vorwerfen lassen muss, sich eines unbequemen Kritikers entledigt zu haben und von ihrer selbst gelobten basisdemokratischen Tradition abgerückt zu sein.
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