Die nächste Ziehung steht bereits an. Das Angebot diesmal: ein Haus auf dem Semmering in Niederösterreich inklusive 3.000-Quadratmeter-Grundstück. Der Besitzer hat seit dem Start der Verlosung am 1. Jänner nach eigenen Angaben bereits 8.000 von 10.999 Losen zu je 99 Euro verkauft. In Tirol, Vorarlberg, Wien und der Steiermark sind weitere Verlosungen bereits im Laufen oder geplant.
"99-Euro-Villa" am Wörthersee
Im Fall der Kärntner "99-Euro-Villa" am Wörthersee wurde der Gewinner unter 9.999 Teilnehmern ermittelt. Bruttoerlös für den Verkäufer: 989.901 Euro, ein Schnäppchen für den Käufer und rechtlich bedenkenlos?
"Katze im Sack"
An dieser Frage scheiden sich derzeit noch die Geister, obwohl etwa das Finanzministerium, in dessen Zuständigkeitsbereich derartige Verlosungen u. a. fallen, bisher keine formalen rechtlichen Bedenken angemeldet hat. Dass die Immobilientreuhänder mit "99-Euro-Villen" keine Freude haben und vor der sprichwörtlichen "Katze im Sack" warnen, verwundert dagegen nicht.
Allerdings: Auch Rechts- und Steuerexperten hatten zuletzt mehrfach vor eventuellen Graubereichen bzw. möglichen Fallen bei der Häuser-Schnäppchenjagd gewarnt, und zwar für Veranstalter und Gewinner.
Einzelfälle werden geprüft
Das Finanzministerium sieht in individuellen Verlosungen zwar kein Problem und denkt daher auch nicht an ein Verbot. In den Verlosungen seien ohnehin genügend rechtliche Schwellen eingebaut, wie Pressesprecher Harald Waiglein vergangene Woche präzisierte.
Probleme könnten trotzdem vereinzelt auch auf die Anbieter der Verlosungen zukommen, hieß es am Mittwoch von der Niederösterreichischen Rechtsanwaltskammer - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Teure Fehlschläge möglich
Darauf hatte schon das Finanzministerium verwiesen: Unter anderem werde schon mit dem Verkauf des ersten Loses die Gebühr für Glücksverträge fällig (zwölf Prozent des Gesamtwertes aller aufgelegten Lose unabhängig davon, wie viele verkauft werden). Mögliche Folge: Für den Verkäufer könnte die Rechnung teuer werden, wenn er nicht genug Lose verkauft.
Warnung vor der Kostenfalle
Der Österreichische Verband der Immobilientreuhänder (OVI) warnte währenddessen davor, dass sich Gewinne am Ende als steuerliche Kostenfalle (Stichwort: Grunderwerbssteuer) entpuppen könnten.
Auch wenn die Idee der Häuser-Lotterie für Verkäufer und Käufer verlockend klinge, blieben die damit verbundenen hohen Kosten häufig unberücksichtigt, so OVI-Maklersprecher Andreas Wollein am Mittwoch in einer Presseaussendung. "Ich stehe dieser Art von Geschäften kritisch gegenüber, da noch viele rechtliche Fragen offen sind und es für beide Seiten brenzlig werden kann." An eine große Zukunft glauben die Makler laut Eigenaussage nicht.
Die Idee hinter dem Häuser-Lotto
Schließlich, so der Verband, müsse man auch laufende Erhaltungskosten einkalkulieren und sich am Ende auch die Frage stellen, "warum der Besitzer die zur Disposition stehende Immobilie nicht auf herkömmlichem Weg losgeworden ist".
Das lässt sich allerdings schon mit der Idee hinter den Verlosungen, die ursprünglich ein Ehepaar in Großbritannien hatte, beantworten: Wegen der gedrückten Immobilienpreise infolge der Kreditkrise lassen sich mit Verlosungen höhere Erlöse erzielen als über den üblichen Markt.
AK: Wo ist der Haken?
Auch die Arbeiterkammer (AK) schlug zuletzt in eine ähnliche Kerbe und riet zumindest zu gesunder Skepsis. "Wenn jemand über normalen Weg wie über einen Immobilienmakler eine Immobilie nicht loskriegt, wird es einen Haken geben", so der Konsumentenschützer Karl Kollmann von der AK Wien.
Grundsätzlich sollten sich Interessenten die angebotenen Häuser "genau anschauen", nicht nur oberflächlich, sondern auch auf "allfällig versteckte Kosten" wie eine Hypothekenbelastung, der man mit einem Blick ins Grundbuch auf die Schliche kommen kann. "Im Zweifelsfall sollte man skeptisch sein. Wenn es um Glücksspiel geht, sind viele Menschen nicht so aufmerksam", so Kollmann.
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