Nach acht Jahren George W. Bush, der erst nach einem wochenlangen Streit über den Wahlsieg ins Weiße Haus eingezogen war und vor allem mit seinem "Krieg gegen den Terror" die politische Lagerbildung in den USA drastisch verschärft hatte, hoffen die US-Bürger nun, dass Obama einen neuen parteienübergreifenden Grundkonsens schaffen kann.
Obamas Versprechen
Obamas Versprechen des Wandels lautet sinngemäß, mit einer Rückbesinnung auf die klassischen amerikanischen Werte und einer gemeinsamen Anstrengung aller US-Bürger das Land aus der Krise bringen zu wollen.
Der große Problemberg
Doch Obama steht vor einem Berg an Problemen: Die USA stecken in der schwersten Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren, das Militär führt zwei Kriege, von Nahost bis Nordkorea bleibt die Außenpolitik bestenfalls schwierig, und im Wahlkampf wurden ambitionierte Projekte wie die Reform des Gesundheitssystems und eine neue Energiepolitik versprochen.
Der Mann, der das alles bewältigen will, ist gerade 47 Jahre alt, hat keine Erfahrung in der Regierung und im Senat nicht einmal eine volle Legislaturperiode abgesessen.
Offene Zeitfrage
Angesichts der zahlreichen Krisen und der hehren Ziele fragten sich bereits vor der Angelobung zahlreiche Beobachter, wie lange die Obama-Euphorie anhalten wird. Auch Obama selbst und sein Beraterstab erkannten das Problem - denn der neue Präsident versuchte bereits in den Wochen vor dem Amtsantritt, die Erwartungen mit nüchternen Ansagen herunterzuschrauben.
Manche Beobachter sehen die Wirtschaftskrise sogar als Vorteil für Obama, da damit die ins Maßlose gestiegenen Hoffnungen auf den Boden der Realität zurückgeholt worden seien, so die "New York Times" ("NYT").
Realistische Erwartungen
Einiges deute aber darauf hin, dass viele Menschen sich zwar nach dem fulminanten Wahlkampf viel vom ersten schwarzen US-Präsidenten erwarten - nicht aber mit schnellen Lösungen rechnen.
David Axelrod, Obamas Chefberater, zeigte sich unlängst überzeugt, dass den Menschen klar sei, dass die Veränderungen Jahre dauern würden.
Ganz ähnlich äußerte sich auch Obamas Stabschef Rahm Emanuel, der gegenüber der "NYT" meinte, die Öffentlichkeit sei "pragmatisch" und wisse, dass die großen Probleme nicht rasch gelöst werden könnten.
"Mindestens zwei Jahre
In einer Umfrage von "NYT" und CBS aus der Vorwoche gaben die meisten Befragten an, sie rechneten damit, dass mindestens zwei Jahre vergehen würden, bis wesentliche Wahlversprechen wie Ankurbelung der Konjunktur, Ausbau der Gesundheitsversorgung und der Abzug aus dem Irak umgesetzt sein würden.
Offen ist vor allem, ob nach einer gewissen Zeit die Verantwortung an der Rezession Obama zugeschoben wird.
Klare Grenze beim Irak
Laut "NYT" wird Obama beim Kampf gegen die Rezession und die Finanzkrise mehr Zeit zugesprochen bekommen als etwa beim angekündigten Rückzug aus dem Irak. Mit der Festlegung auf 16 Monate hat sich Obama hier selbst eine klare Grenze gesetzt.
Axelrod meinte zuletzt, der neue Präsident und das Land seien bei den auf ihn zukommenden Problemen auf einer Wellenlänge.
"Lange Flitterwochen"
Auch Mark McKinnon, der sowohl Obamas republikanischen Kontrahenten John McCain als auch Präsident Bush beriet, rechnet laut "NYT" mit langen "Flitterwochen" zwischen Obama und der US-Öffentlichkeit. "Ich glaube, Obama kann mit einem langen Honeymoon rechnen. Ich denke, er bekommt rund sechs Monate, was fünfeinhalb Monate länger ist als normal."
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