Getrenntes Wintersportvergnügen

Kein gemeinsames Skivergnügen im ehemaligen Olympiaskigebiet in Sarajevo.
Die Geister der Vergangenheit scheinen nicht zur Ruhe zu kommen - auch nicht auf den ehemaligen Skipisten der Olympischen Spiele von Sarajevo.

Dort, wo sich 1984 Athleten Hoffnungen auf olympisches Gold machten, trauen sich heute bosnische Muslime und Serben kaum gemeinsam auf die Piste. Der Wintersport in Bosnien ist nach wie vor ethnisch getrennt, wie die ARD in einem "Weltspiegel"-Beitrag berichtete.

Damen-Abfahrt für bosnische Serben
Die Jahorina, Austragungsort der Damen-Abfahrt der Olympischen Winterspiele, liegt auf dem Gebiet der bosnischen Serben. Um dort Ski zu fahren, kommen Serben, Kroaten und Slowenen. Muslime aus Sarajevo finden sich fast nicht unter den Wintersportlern - dabei liegt die bosnische Hauptstadt nur etwa 40 Autominuten entfernt.

Im Bosnien-Krieg lag die Jahorina, bis zu 1.900 Meter hoch, hinter der Front, weshalb die Liftanlagen der Olympischen Spiele nicht zerstört wurden. Das Hotel aber, in dem die Athleten untergebracht waren, wurde zum Flüchtlingsheim umfunktioniert und verrottet jetzt an der Piste.

Der Sessellift daneben hat letztes Jahr den Dienst quittiert, und auch die anderen - inzwischen ein Viertel Jahrhundert alt - legen oft eine unvorhergesehene Pause ein.

Herren-Abfahrt für Muslime
Nur durch ein breites Tal getrennt, bauen die Muslime auf der Bjelasnica gerade einen "Konkurrenzberg" aus. Hier wiederum sind so gut wie keine Serben unterwegs. Weil auf dem Gebiet während des Krieges heftig gekämpft wurde, sind die Hänge abseits der Pisten nach wie vor vermint.

"Es ist schon bedrückend, wenn man bedenkt was hier passiert ist", meint die bosnische Muslimin Sabina Granov. "Und ich bin traurig, dass es so lange dauert, bis wieder Normalität einkehrt. Die meisten Anlagen sind noch nicht wiederaufgebaut."

Kein gemeinsamer Skipass
Keine Überraschung eigentlich, dass es für die beiden Skigebiete auch keinen gemeinsamen Skipass gibt, obwohl darüber seit Jahren verhandelt wird.

Es gebe nun einmal die serbische Republik und die muslimisch-kroatische Föderation, so die Sprecherin des Olympischen Komitees Bosniens, Muamera Selic. "Die Skigebiete sind da machtlos. Vieles wird auf höherer Ebene entschieden. Aber wir hoffen, dass wir schon bald einen gemeinsamen Skipass haben werden", sagte Selic.

Gemeinsamkeit bei Preis
Aber es gibt eine Gemeinsamkeit: Zumindest die Preise für die Liftkarten sind bei Serben und Muslimen gleich. 30 bosnische Marka - also umgerechnet 15 Euro - kostet der Tagespass. Viel für bosnische Verhältnisse.

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