Perfekte drei Minuten

"Der Pilot ist ein harter Hund."
Für Niki Lauda ist die Leistung seines Kollegen Chesney Sullenberger schlicht "unglaublich": Mit der Notwasserung eines Airbus auf dem Hudson River habe der 57-Jährige geschafft, was vor ihm noch kein anderer Mensch geschafft habe - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

©Bild: AP/Safety Reliability Methods Inc.
©Bild: AP/Safety Reliability Methods Inc.
Mit seiner Einschätzung steht Lauda nicht allein da. Nach dem spektakulären Vorfall kennt die Bewunderung der Fachwelt für Sullenberger keine Grenzen. Mit traumwandlerischer Sicherheit traf er im Sekundentakt eine richtige Entscheidung nach der anderen.

Lebensrettendes Bravourstück
Die Notwasserung eines Flugzeugs wäre auch mit funktionierenden Triebwerken ein Meisterstück. Wäre der Anflugwinkel nur um ein paar Grad steiler gewesen, hätte der Aufprall die Flügel abgerissen und der Flugzeugrumpf wäre mit den 155 Insassen an Bord wohl gesunken.

Hätte Sullenberger das antriebslos dahingleitende Flugzeug wiederum zu sehr in die Höhe gerichtet, wäre es wohl zum Überschlag gekommen - mit denselben Folgen. Laut Augenzeugen flog er jedoch auf den Hudson River zu, als sei dieser eine Landebahn.

Auch noch Brücke umflogen
Die Berichte der Flugzeugpassagiere sprechen außerdem dafür, dass Sullenberger während des waghalsigen Manövers auch nicht darauf vergaß, Treibstoff aus dem Flugzeug abzulassen. Schließlich umflog er auch noch die 300 Meter weit entfernte Washington Bridge.

Außerdem gab Sullenberger zeitgleich Kommandos an das Kabinenpersonal, hielt die Kommunikation mit dem Tower aufrecht und warnte seine Passagiere, dass sie sich auf eine harte Landung vorbereiten sollten - all das in einem Zeitraum von rund drei Minuten.

Der richtige Mann am richtigen Ort
Die Landung glückte dem Piloten schließlich so gut, dass einige Passagiere glaubten, man sei zum Flughafen zurückgekehrt. Erst beim Eindringen von Wasser in die Kabine habe man bemerkt, dass etwas nicht stimme, wurden ihre Berichte in US-Medien zitiert.

Sullenberger war der richtige Mann am richtigen Ort. Er ist nicht nur ein erfahrener Pilot, der aus der US-Luftwaffe kommt, sondern engagiert sich auch bei der Pilotenvereinigung ALPA als Ausbildner für Flugsicherheit und ermittelte für eine nationale Kommission bei Unfällen.

"Wie David Niven in Pilotenuniform"
Dazu kam eine atemberaubende Kaltblütigkeit. Nach der Notlandung schritt Sullenberger zweimal das ganze Flugzeug ab, um sicher zu sein, dass es zur Gänze evakuiert wurde. Einer der ersten Retter, die beim Flugzeug waren, beobachtete ihn dabei.

"Er hat ausgesehen wie David Niven in einer Pilotenuniform. Absolut gelassen. Seine Uniform sah tipptopp aus. Man konnte ihn sehen, wie er die Sitzreihen abgeht und sich vergewissert, dass alle rausgekommen sind", sagte der Helfer gegenüber der New Yorker "Daily News".

Ein "harter Hund"
Auch danach konnte den Piloten nichts aus der Ruhe bringen. Ein Polizist meinte gegenüber der Zeitung, "der Pilot ist ein harter Hund. Nach dem Crash saß er in der Fähranlegestelle, mit seiner Kappe auf, schlürfte seinen Kaffee und tat, als sei nichts passiert."

Zumindest mit der Kaltblütigkeit war er nicht allein an Bord: Der Kollege einer Stewardess, der vergeblich auf sie auf dem Zielflughafen im Bundesstaat North Carolina gewartet hatte, bekam laut der "New York Times" auf seine besorgte Nachfrage hin die SMS-Antwort: "Bin im Hudson gelandet."

Links: