Lesen mit Punkten

Louis Braille verlor durch einen tragischen Unfall das Augenlicht.
Sein Unglück hat Millionen von blinden Menschen zum Lesen und Schreiben verholfen: Louis Braille, der im 19. Jahrhundert die nach ihm benannte Blindenschrift erfand, war noch ein Kind, als er das Augenlicht durch einen tragischen Unfall verlor.

Als Dreijähriger stach er sich in der Sattlerei seines Vaters mit einer Lederschere ins Auge. Die Infektion griff auf das zweite Auge über, der Bub erblindete. Braille, der am 4. Jänner 1809 in der Nähe von Paris geboren wurde, wird für die Erfindung der Blindenschrift nicht nur in Frankreich als Held geehrt.

Von Soldaten inspiriert
Die Idee für eine eigene und einfache Schrift bekam Braille schon als Jugendlicher von Charles Barbier, einem Artilleriehauptmann. Dieser hatte eine relativ komplizierte, auf Silben basierende Nachtschrift entwickelt, um im Dunkeln lautlos Befehle übermitteln zu können.

Die Schrift wurde ebenfalls in ertastbaren Punkten dargestellt. Braille ersetzte die Silben durch Buchstaben und verringerte die Punktezahl.

Leicht zu erlernen
Die 1829 veröffentlichte Methode verschafft heute noch Millionen von Blinden weltweit den Zugang zu Bildung und Berufstätigkeit - auch wenn es heutzutage hochentwickelte Sprachcomputer gibt.

Keine andere Blindenschrift hat sich auf der ganzen Welt so durchsetzen können: Die Brailleschrift ist nicht nur relativ leicht zu erlernen, sondern dient gleichzeitig dem Lesen und Schreiben. Vor allem im Alltag und im Berufsleben ist sie beim Erkennen von Aufzeichnungen, Notizen und Beschriftungen unerlässlich.

Lehrer am Blindeninstitut in Paris
Trotz seiner Behinderung besuchte Braille als Kind zunächst noch eine reguläre Dorfschule, bevor er mit zehn Jahren am Königlichen Blindeninstitut in Paris als Schüler aufgenommen wurde. Aus dem Schüler wurde ein Lehrer, der bis zu seinem Tod an der Schule das Punktschriftsystem unterrichtete, das er bereits im Alter von 16 Jahren komplett entwickelt hatte.

63 Kombinationsmöglichkeiten
Nachts, während seine Mitschüler schliefen, stanzte Braille mit einem spitzen Instrument Punkte in ein weiches Holzbrett. Er entwarf ein Sechspunktesystem mit 63 Kombinationsmöglichkeiten, aus denen alle Buchstaben, die Ziffern Null bis Neun und sämtliche mathematischen Operationszeichen gebildet werden konnten.

Mit dem Aufkommen des Computers und vielen Sonderzeichen war es in den 1980ern erforderlich, die Brailleschrift zu erweitern. Zwei Punkte wurden hinzugefügt, um insgesamt 256 Zeichen darstellen zu können. Auch eine spezielle Kurzschrift wurde zum schnelleren Lesen und Schreiben entwickelt.

Asche im Pariser Pantheon
Braille starb am 6. Jänner 1852 im Alter von 44 Jahren an Tuberkulose. Er war zu Lebzeiten zwar ein berühmter Mann, den weltweiten Siegeszug trat sein Werk jedoch erst Jahre später an. 1952 wurde seine Asche in das Pariser Pantheon überführt - die letzte Ruhestätte großer Männer und Frauen in Frankreich.

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