Höhenflug ist vorbei

2008 war noch ein Rekordjahr für die Uhrenindustrie. 2009 könnte schwierig werden.
Für die Uhrenindustrie ist der Höhenflug der letzten Jahre vorbei - dafür sorgt die Rezession, auch wenn 2008 noch Rekordzahlen geschrieben wurden. Doch die Branche ist vergleichsweise gesund: Eine Krise wie vor 30 Jahren wird sich nicht wiederholen.

Unsicherheit, Ausblick kaum möglich, eine Fahrt durch den Nebel: Mit solchen Stichworten beschreibt Jean-Daniel Pasche derzeit die Startbedingungen für 2009. "Es ist zu früh, um die Dauer und das Ausmaß der Krise festzustellen", sagt der Präsident des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH).

Fortgesetzter Exportrückgang
In den ersten Monaten des neuen Jahres werde der Exportrückgang - im November betrug er 15,2 Prozent - weitergehen, sagte Pasche im Gespräch mit der SDA. Zum ersten Mal seit dreieinhalb Jahren sind die Verkäufe rückläufig. Beziffern lässt sich die Baisse trotzdem noch nicht: Viel hänge von der Weltuhrenmesse Baselworld im März ab, so Pasche.

"Die Lage ist keineswegs katastrophal", stellt der Verbandspräsident fest. 2008 zeige einen Exportrekord: In den ersten elf Monaten führte die Branche Güter im Wert von 15,96 Mrd. Franken (10,39 Mrd. Euro) aus und übertraf damit bereits den Ganzjahresrekordwert von 2007.

Vergleich mit der Uhrenkrise
Mit den Dezemberverkäufen könnte für 2008 gar die Marke von 17 Mrd. Franken erreicht werden. Die Schwäche im kommenden Jahr bedeutet so gesehen einen Rückgang auf etwa das Niveau von 2006/2007. Für Pasche ist dieser Ausblick nicht dramatisch, betrachtet er die Krise der Uhrenindustrie von 1970 bis 1980.

Damals sei die Branche von der doppelten Wucht einer konjunkturellen und einer strukturellen Krise getroffen worden. Mit Blick auf 2009 müsse man daher eher von einem Rückgang auf hohem Niveau sprechen. Zu bedenken sei auch, dass die Uhrenindustrie seit 2005 um 45 Prozent gewachsen sei.

Drittgrößter Exporteur der Schweiz
Die Uhrenindustrie, in der Schweiz drittgrößter Exporteur nach den Maschinenbauern und der Pharma- und Chemiebranche, ist global breit abgestützt, namentlich in Asien. Dort ist bisher nur Japan stark von der Krise betroffen: Indien und China dürften hingegen wichtige Märkte bleiben und den Absatz stabilisieren.

Allerdings sind einzelne Hersteller in Schwierigkeiten geraten, und die Zulieferer haben zum Teil bereits Kurzarbeit eingeführt. Kürzlich hat MGI Luxury (Movado, Ebel und Concord) die Streichung eines Viertel der Stellen in Biel und La-Chaux-de-Fonds angekündigt: 50 bis 60 von 260 Beschäftigten sind betroffen.

Wen trifft es wie stark?
Die Schweizer Uhrenindustrie kennt aber verschiedene Player in unterschiedlichen Preissegmenten, die nicht alle auf den gleichen Märkten vertreten sind.

Die Uhrenhersteller stellen sich mit größter Vorsicht auf 2009 sein, so das Resümee der Stimmen, die Pasche zusammentrug. Wichtige Ereignisse wie das orthodoxen Weihnachten und das chinesische Neujahr werden zum Jahresbeginn eine Ahnung vermitteln, wie groß die Nachfrage noch ist.

Von Philippe Lebet, SDA

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