Fast 600 neue Professoren in zwei Jahren

Zahl der Studierenden steigt bis 2020 auf 200.000.
Auf die österreichischen Universitäten kommt ein personeller Umbruch zu: Zwischen 2008 und 2010 werden laut dem am Dienstag veröffentlichten Universitätsbericht 2008 des Wissenschaftsministeriums voraussichtlich 580 Professorenstellen "aus Altersgründen" (Emeritierung, Pensionierung) vakant. Somit seien bis Ende 2010 mehr als ein Viertel der Professorenstellen neu zu besetzen.

Dass sie auch tatsächlich nachbesetzt und nicht gestrichen werden, scheint allein aufgrund der Entwicklung der Studiernendenzahl notwendig zu sein: Bis 2020 wird die Zahl der österreichischen Studierenden an heimischen Unis von derzeit etwa 174.000 auf knapp über 200.000 steigen, dann tendenziell leicht sinken.

Nicht nur personeller Umbruch
Im Wintersemester 2007/08 waren insgesamt 2.210 Professoren an den Universitäten beschäftigt, "rund ein Prozent mehr als im Wintersemester 2005/06", heißt es im Bericht.

Mit dem "Ersatzbedarf" wegen der Pensionierungen böten sich für die Unis "Möglichkeiten für neue Schwerpunktsetzungen und Umstrukturierungen". Damit stehen den Unis nicht nur personelle, sondern auch inhaltliche und organisatorische Umbrüche ins Haus. In der Vergangenheit waren solche Neustrukturierungen nie ganz friktionsfrei über die Bühne gegangen.

Chance für höheren Frauenanteil
Zudem seien die Neubesetzungen auch "Gelegenheit zur Erhöhung ihres Frauenanteils". So ist dieser bei den Professuren mit 15 Prozent bzw. 27 Prozent bei den befristeten Stellen noch vergleichsweise gering.

Betreuungsverhältnis verschlechtert
Das Betreuungsverhältnis zwischen Professoren und Studenten verschlechterte sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren noch: Im Wintersemester 2007/08 kommen laut dem Bericht auf einen Professor durchschnittlich 104 Studierende, der Universitätsbericht 2005 zeigte für das Wintersemester 2004/05 ein Verhältnis von eins zu 98. Auf einen Unilehrer entfallen heuer durchschnittlich 18,3 Studierende, damit blieb das Verhältnis annähernd gleich (1:18).

Schlusslicht WU und Uni Wien
Wie bereits in der Vergangenheit ist das Betreuungsverhältnis an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien am schlechtesten, die Situation verschlechterte sich noch einmal insbesondere beim Professoren-Studierenden-Verhältnis (statt 289 im Semester 2004/05 nun 323 Studierende pro Professor bzw. 45 pro Unilehrer).

Es folgt die Uni Wien (192 Studenten pro Professor bzw. 32 pro Unilehrer). Am besten ist derzeit das Verhältnis an der Universität Mozarteum Salzburg (13 Studenten pro Professor bzw. fünf pro Unilehrer) und an der Uni für Musik und darstellende Kunst Wien (13 Studenten pro Professor bzw. vier pro Unilehrer).

"Vorhaben zur Verbesserung der Betreuungssituation sind häufig mit entsprechenden Vorhaben zur Erhöhung der Zahl der Professuren oder dem generellen Ziel der Erhöhung der Lehrkapazitäten verknüpft", schreiben die Autoren.

Rund 60 Prozent mit Abschluss
Der Anteil der ihr Studium abschließenden Studenten aus dem In- und Ausland lag im Studienjahr 2006/07 bei durchschnittlich 63,4 Prozent. Das ist merkbar besser als 2000/01 mit 56,6 Prozent, die guten Werte von 2003/04 mit 65,9 wurden im Vorjahr allerdings nicht mehr erreicht.

Die hohe Erfolgsquote von 2003/04 wird von den Experten auf die überproportional gestiegenen Abschlüsse infolge der Einführung der Studiengebühren zurückgeführt. Generell haben inländische Studierende mit durchschnittlich 70,4 Prozent eine bessere Erfolgsquote als ausländische.

Akademikerquote bleibt gering
Traditionell niedrig ist in Österreich die Akademikerquote in der Bevölkerung zwischen 25 und 64 Jahren. Sie liegt laut Bericht bezüglich Unis und Fachhochschulen bei neun Prozent. Für die "erweitere Akademikerquote", welche laut den Experten für die meisten internationalen Vergleiche herangezogen wird, werden auch "hochschulverwandte" Bildungseinrichtungen wie Kollegs, Akademien, Meister und Werkmeisterausbildungen einbezogen. Diese Quote liegt für Österreich derzeit bei 18 Prozent, das ist Rang 16 in der EU (EU-Durchschnitt: 24 Prozent) und Rang 23 unter den OECD-Ländern (OECD-Durchschnitt: 27 Prozent).

Studierendenanstieg bis 2020
Zumindest mehr Studenten soll es in den nächsten Jahren geben: Seit dem Jahr 1976 mit 47.661 waren die Zahlen bis Ende der 1990er Jahre mehr oder weniger kontinuierlich auf knapp 200.000 gestiegen. Die Einführung der Studiengebühren brachte dann ein merkbares Minus: Für 2001 verbucht der Bericht 155.524 Studiosi. Seither geht es wieder bergauf, 2005 waren es beispielsweise 165.899 inländische Studenten.

Bis 2020 soll der Trend noch weitergehen. Anschließend sollten die Zahlen wieder sinken - nicht dramatisch, aber doch. Für 2030 prognostiziert der Bericht knapp 199.500 österreichische Studierende. Die Neuzugänge halten sich etwa seit Mitte der 1980er Jahre erstaunlich konstant, jeweils zwischen 20.000 und 25.000 pro Studienjahr.

Durchschnittlich 7,5 Jahre an der Uni
Deutlich stärker schwankte in der Vergangenheit die Verweildauer jedes Studenten. Nach einem dramatischen Anstieg mit der Öffnung der Unis in den 1970er Jahren verbrachte der durchschnittliche Studiosus 1990 satte 20 Semester an der Uni - und zwar unabhängig vom Studienerfolg oder -misserfolg.

Der Wert sank in der Folge leicht, erst die Einführung der Studiengebühren brachte eine dramatische Abnahme. So sank die durchschnittliche Verweildauer im Jahr 2001 "auf einen einmaligen Tiefwert von unter vier Jahren". Bereits im Folgejahr war der Wert allerdings wieder auf sieben Jahren, 2003 auf 7,5 Jahren. Die Experten gehen davon aus, dass sich eine Verweildauer von 7,5 Jahren einpendeln wird.

Derzeit benötigen die Bachelor-Studierenden durchschnittlich 7,6 Semester, um ihr Studium abzuschließen, für den anschließenden Master - so dieser Weg beschritten wird - rund vier Semester. Demgegenüber steht die Dauer für ein - auch von der Mindeststudiendauer längeres - Diplomstudium von nunmehr 12,3 Semestern, vor wenigen Jahren war es noch ein Semester mehr. Wer ein Doktorat anhängt, benötigt dafür rund 6,5 Semester.

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