Laut einem Bericht der "New York Times" (Donnerstag-Ausgabe) werden einigen der Inhaftierten Putschpläne zur Last gelegt. Die Festnahmen seien von einer Anti-Terror-Einheit durchgeführt worden, die dem irakischen Regierungschef Nuri el Maliki direkt unterstellt ist, berichtete die Zeitung.
Grund bleibt im Dunkeln
Der Sprecher des Innenministeriums in Bagdad, Brigadegeneral Abdel Karim Chalif, bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters 23 Verhaftungen, bestritt allerdings jegliche Umsturzpläne. Unter den Verdächtigen befinde sich zwar ein hochrangiger Offizier, dieser gehöre jedoch der Verkehrsabteilung der Polizei an.
Ernsthafte Vorbereitungen eines Staatsstreichs seien daher unwahrscheinlich, hieß es. Bei den meisten der Festgenommenen handle es sich um einfache Ministeriumsbeamte.
Baath-Sympathisanten formieren sich
Ob diese, wie ihnen offensichtlich vorgeworfen wird, tatsächlich Angehörige der Nachfolgeorganisation der Baath-Partei des gestürzten irakischen Diktators Saddam Hussein, el Awad (Die Rückkehr) sind, war vorerst strittig.
Die "New York Times" berichtete von Geldflüssen innerhalb des Ministeriums mit dem Ziel, Beamte für el Awad zu rekrutieren. Bei Razzien seien hohe Geldbeträge sichergestellt worden, hieß es.
Verbot durch Verfassung 2005
Die sunnitische Untergrundorganisation wurde 2003 mit dem Ziel der Wiederrichtung des Baath-Regimes geründet und ist nach der Verfassung von 2005 verboten.
Seitens der größten schiitischen Partei des Landes, der Vereinigten Irakischen Allianz, bezweifelte ein hochrangiger Funktionär, Abbas el Bajati, eine ernsthafte Putschgefahr. "Ich glaube, von einem Umsturzversuch zu sprechen ist übertrieben." Nach seinen Worten waren die Inhaftierten eine "semi-organisierte" Gruppe.
Ex-Funktionäre im Regierungsdienst
Wie groß diese ist und welche Pläne sie verfolgt, scheint allerdings niemand zu wissen. Nach 35 Jahren Baath-Regime wurden nach Schätzungen bis zu 38.000 ehemalige - ausschließlich einfache - Funktionäre des Regimes in neue Regierungsämter übernommen.
Andere hochrangige Beamte hegen ganz offensichtlich Zweifel an der Putschversion an sich und deuten politische Motive bzw. Rivalitäten an: Jemanden als Baath-Sympathisanten zu beschuldigen sei der einfachste Weg, jemanden zu inhaftieren, so ein Regierungsbesamter gegenüber Reuters.
Ein Polizeiangehöriger beteuerte gegenüber der Nachrichtenagentur, er habe mehrere der Inhaftierten persönlich gekannt und sei sich sicher, dass diese unschuldig seien. Bei den Männern habe es sich durchwegs um einfache Beamte gehandelt, die kaum gemeinsame Interessen verbunden hätten.
"Terroristische Aktivitäten"
Am Donnerstagabend revidierten die irakischen Behörden die Berichte über Putschpläne und meldeten, die Festnahmen hätten Offiziere des Innen- und Verteidigungsministeriums betroffen, die "in terroristische Aktivitäten" verwickelt gewesen seien.
"Einige Offiziere" hätten "Gesetzlosen" und Anhängern des früheren Regimes von Saddam Hussein beigestanden, erklärte der Sprecher der Militärkommandantur von Bagdad, General Kassem Atta.
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