Hochspannung für Wintertage

Die Krimis der Saison.
Ein Krimi Noir bester Tradition
Richard Stark ist das Pseudonym, unter dem der amerikanische Vielschreiber Donald E. Westlake seine legendären Krimis rund um den skrupellosen Verbrecher Parker schrieb. Nach rund zwanzig Romanen war zwanzig Jahre lang Schluss, bis die eingeschworene Fangemeinde vom mittlerweile 75-jährigen Westlake endlich wieder bedient wurde, mit dem nun auf Deutsch vorliegenden Krimi Noir bester Tradition, "Fragen sie den Papagei".

Sein Anti-Held Parker hat ein Verbrechen begangen, bei dem alles schiefging. Die Komplizen verrieten ihn, er ist praktisch umzingelt. Mit psychologischem Geschick hält er eine kleine Straßengemeinde in Bann und versucht so, einmal mehr den Behörden zu entkommen.

Krimis können so trocken auf den Punkt hin geschrieben sein, dass man beim Lesen vor Begeisterung am liebsten mitsprechen möchte. Daran erinnert Stark/Westlake, zu dessen Anhängern so unterschiedliche Autoren wie Stephen King und Michael Ondaatje gehören.

Richard Stark: Fragen sie den Papagei. 254 Seiten, 17,40 Euro.

Der Spion, der ins 21. Jahrhundert kam
John Le Carre ist spätestens seit seinem verfilmten Welterfolg "Der Spion, der aus der Kälte kam" den Lesern von Spionagethrillern ein Begriff. Nun ist sein 21. Roman erschienen, "Marionetten". Das Buch greift die Verwerfungen nach 9/11 umfassend auf - vom Genaralverdacht gegen Moslems, dem Versagen im Kampf gegen den Terror bis hin zur Wahnwelt radikaler Islamisten.

Ein Moslem, der über Umwege nach Deutschland kommt, gerät dabei in ein skrupelloses Spiel der Geheimdienste. Im Feuilleton war man sich (fast) einig, dass der Roman sowohl spannend als auch in seiner Analyse scharf und treffend ist. Nur die "taz" hielt das Buch für "schnell gestrickt" und wenig spannend. Selbst nachzulesen lohnt sich.

John Le Carre: Marionetten. Ullstein, 366 Seiten, 23,60 Euro.

Inspector Lynley ist zurück
Inspector Lynley nahm sich nach dem Tod seiner Frau aus dem Rennen. Fans der Krimireihe von Elizabeth George wollten nicht so ganz daran glauben - und wurden jetzt bestätigt. Lynley ist zurück, er gerät in einen Fall von brutalem Mord. Schon bald ermittelt er in "Doch die Sünde ist scharlachrot" wieder, diesmal in der Surferszene.

Krimifans sollten sich von dem drögen deutschen 08/15-Titel nicht abschrecken lassen. Auf Englisch heißt das Buch übrigens, weit verträglicher, "Careless in Red".

Elizabeth George: Doch die Sünde ist scharlachrot. Blanvalet, 768 Seiten, 25,70 Euro.

Historische Entführung
Ein wahrhaft historischer Thriller begeistert derzeit die Rezensenten: "Die Verschwundenen", geschrieben vom profilierten französischen Roman-Noir-Autor Jean-Francois Vilar, der sich auch diesmal einem hochbrisanten politischen Thema widmet.

Der Pressefotograf Victor wird entführt und 1989 nach drei Jahren gemeinsam mit einer Mitgeisel freigelassen, die kurz danach stirbt. Victor recherchiert vor dem Hintergrund des Umbruchs in Osteuropa die Zusammenhänge seiner Entführung, die bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zurückreichen.

Jean-Francois Vilar: Die Verschwundenen. Assoziation A, 464 Seiten, 24 Euro.

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