Neubau sorgt für Aufregung

Die Freude des Erbauers wird durch die indische Reaktion getrübt.
Ein Nachbau des berühmten Taj Mahals in Bangladesch sorgt für Empörung in Indien. "Man kann historische Monumente nicht einfach so kopieren", sagte am Mittwoch in Dhaka ein Sprecher der indischen Vertretung in Bangladesch über das "Taj Mahal zwei".

Indien würde nun prüfen, ob Urheberrechte verletzt worden seien, so der Sprecher weiter. Eine Klage sei möglich.

Auf die Größe kommt es an
Man werde Vertrauensmänner schicken und den Neubau genau unter die Lupe nehmen. Nach den bisherigen Medienberichten handle es sich um einen originalgetreuen Nachbau, so der Sprecher weiter.

Das Taj Mahal sei eine geschützte Sehenswürdigkeit, man werde herausfinden, ob die Kopie tatsächlich die exakte Größe habe.

Gigantisch wie das Original
Der bangladeschische Regisseur Ahsanullah Moni hatte zuvor einen Nachbau des berühmten indischen Mausoleums in, wie er sagte, Originalgröße vorgestellt.

Der umgerechnet 45 Millionen Euro teure Bau liegt 30 Kilometer von Bangladeschs Hauptstadt Dhaka entfernt.

"Teil der Geschichte"
Das Taj Mahal sei auch Teil der Geschichte Bangladeschs. "Vor der Teilung wurden wir von dem Mogul, der das Taj Mahal gebaut hatte, regiert, alle in Bangladesch kennen die herzzerreißende Geschichte über seine im Kindbett verstorbene heißgeliebte zweite Frau", so Moni.

Bangladesch erlangte 1971 in einem Krieg die Unabhängigkeit von Pakistan. Bis der Subkontinent 1947 geteilt wurde, war das Land Teil des indischen Staates Bengalen, bevor es zu Ostpakistan wurde.

Auch Arme sollen Weltwunder sehen
Moni will mit dem "Taj Mahal zwei" nach eigenen Angaben Menschen, die sich eine Reise nach Indien nicht leisten können, die Möglichkeit verschaffen, sich so ein Bild von dem gigantischen Grabmal und damit ihrer eigenen Geschichte zu machen.

Viele Bangladescher könnten jedoch das wundersame Bauwerk aus finanziellen Gründen in Indien nicht besichtigen. Rund 40 Prozent der 142 Mio. Einwohner Bangladeschs lebt unter der Armutsgrenze.

Tourismus soll angekurbelt werden
Doch auch finanzkräftige Besucher aus aller Welt sollen das neue Monument besuchen und so auch den Tourismus im an Sehenswürdigkeiten nicht gerade reichen Bangladesch ankurbeln.

Nur rund ein 0,1 Prozent aller Touristen in der Asien-Pazifik-Region machen in Bangladesch halt, so die Welttourismusorganisation. Mit der neuen Sehenswürdigkeit will man nun mehr Touristen anlocken.

Ätzende Kritik
Habe man keine eigenen Sehenswürdigkeiten, kopiere man sie einfach von einem anderen Land, ätzte etwa die britische Tageszeitung "Guardian" über das Großprojekt.

Für Filmaufnahmen zu mieten
Doch der Unternehmer Moni, der auch ein Filmstudio, ein Kino und ein Hotel besitzt, schlägt mit dem Bau gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Neben dem touristischen Anziehungspunkt kann die Taj-Mahal-Kopie auch für Filmaufnahmen gemietet werden.

Sie ist nämlich auch Teil eines gigantischen Filmparks, den Moni geplant hat. Rund 42 Mio. Euro soll der Park gekostet haben.

Millionen wollen Grabmal sehen
Das originale Grabmal gilt als außerordentlicher touristischer Anziehungspunkt und wird jährlich von Millionen Indern und ausländischen Touristen besucht.

Es benötigte 20 Jahre und 20.000 Arbeiter, das originale Taj Mahal zu errichten. Das Bauwerk in Bangladesch wurde allerdings dank moderner Baustoffe und -methoden wie etwa Stahlbeton in einem Viertel der Zeit errichtet.

Marmor, Diamanten, Bronze
Die Bauarbeiten seien weder einfach noch billig gewesen, so Moni über "sein" Grabmal. Das Beste sei gerade gut genug gewesen. Der verwendete Marmor wurde genauso wie der Granit aus Italien importiert, die Diamanten sind aus Belgien.

Die Kuppel wurde mit 160 Kilo Bronze gedeckt. Es seien die Materialen aus derselben Herkunft wie beim Original verbaut worden, so Moni.

Erste Idee 1980
Das Projekt selbst schwirrte schon länger in Monis Kopf herum. Er sah das Taj Mahal erstmals 1980 und verliebte sich sofort in das Grabmal der Superlative.

Spezialisten aus Indien angeheuert
Sechsmal kam er zurück, um zu sehen, wie es nachgebaut werden könnte. Um das Gebäude in Bangladesch originalgetreu zu kopieren, schickte Moni Architekten zur Vermessung nach Indien.

Für die Errichtung heuerte er indische Fachkräfte an, ohne deren Know-how er die Kopie dieses "Wunders der Welt" nie hätte errichten können.

Die Bautätigkeit beim "Taj Mahal zwei" begannen 2003 und sind so gut wie abgeschlossen. Nur die das Grabmal umgebenden Gärten und die Teiche sind noch nicht fertig.

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