Polizeieinheiten räumten in der Früh das von Terroristen gestürmte Hotel Taj Mahal. Dabei seien drei der Angreifer getötet und einer festgenommen worden, hieß es. "Das Hotel ist unter Kontrolle", bestätigte der Kommandant der Eliteeinheit NSG (National Security Guard), J. K. Dutt. Der Polizeichef von Mumbai, Hassan Ghafoor, erklärte den Einsatz für beendet.
Heftiger Schusswechsel
Zuvor war es in der Früh erneut zu einem heftigen Schusswechsel gekommen. Dabei brach ein Brand in dem historischen Gebäude mit seinen fast 600 Zimmern aus. Das Taj Mahal war der letzte Ort, an dem sich bis Samstag noch Extremisten verschanzt gehalten hatten.
"Indiens 11. September"
Die Terroristen hatten am Mittwoch die beiden Hotels Taj Mahal und Oberoi Trident sowie den Nariman-House-Komplex, in dem ein jüdisches Gemeindezentrum untergebracht ist, unter ihre Kontrolle gebracht. Gleichzeitig verübten sie Anschläge an weiteren sieben Orten in der westindischen Stadt.
Das Oberoi Trident und das Nariman-Gebäude hatten Polizei- und Armeeeinheiten bereits am Freitag gestürmt. Das indische Fernsehen bezeichnete die koordiniert verübten Angriffe als "Indiens 11. September".
Bis zu 195 Tote und 300 Verletzte
Nach indischen Medienberichten kamen bei dem Terrordrama zwischen 150 und 195 Menschen ums Leben, mehr als 300 wurden verletzt. Die Polizei bestätigte offiziell 125 Todesopfer.
Unter ihnen befinden sich über 20 Ausländer aus Frankreich, den USA und Deutschland. "Die Zahl der Toten steigt wahrscheinlich noch", so die Einschätzung des Leiters der örtlichen Katastrophenschutzbehörde, Shantaram Jadhavam.
Bis zu 40 Extremisten beteiligt?
Die indische Nachrichtenagentur IANS meldete, elf Extremisten seien getötet und ein weiterer festgenommen worden. Der Festgenommene soll laut einem Bericht des Nachrichtensenders NDTV ausgesagt haben, dass rund 40 Terroristen an der beispiellosen Operation teilgenommen hätten, die meisten davon aus Pakistan.
Augenzeugen schildern Angriffe
Unter Schock berichteten mehrere Überlebende von den Geschehnissen der vergangenen Tage. "Man rechnet nie damit, dass man in so eine Situation kommen könnte, aber in Sekundenbruchteilen ist man mittendrin", sagte der britische Europaabgeordnete Sayad Karim gegenüber dem TV-Sender CNN. Ein "ziemlich junger" Mann sei im Taj Mahal plötzlich vor ihm gestanden. "Er hatte ein Lächeln im Gesicht, als er zu feuern begann", schilderte Karim.
Nachdem er in einen Schusswechsel geraten sei, habe er sich mit rund 50 weiteren Menschen etwa acht Stunden lang in einem Hotelzimmer verbarrikadieren können. Dort seien sie später von der indischen Armee befreit worden.
Indien: Attentäter aus Pakistan
Indiens Außenminister Pranab Mukherjee sagte, die Drahtzieher der offenbar gezielt gegen Ausländer gerichteten Angriffe auf Luxushotels, ein Restaurant, einen Bahnhof und andere Ziele in Mumbai seien nach ersten Erkenntnissen in Pakistan zu suchen.
Dem indischen Geheimdienst zufolge gab ein Angreifer, der festgenommen werden konnte, an, aus Pakistan zu kommen. Der Nachbarstaat wies jegliche Vorwürfe zurück und verurteilte die Taten. Pakistan sagte Hilfe bei der Aufklärung der Terrorserie zu, ebenso die USA, die Spezialisten der Bundespolizei FBI in die westindische Stadt entsandten.
Bisher unbekannte Gruppe
Unter Berufung auf den US-Geheimdienst berichtete die "New York Times", dass sich die Hinweise verdichteten, nach denen die in Pakistan ansässige Rebellengruppe Lashkar-e-Taiba für die Angriffsserie verantwortlich sei. Ein Sprecher hatte eine Beteiligung seiner Gruppe allerdings bestritten. Zu den Taten bekannte sich die bisher unbekannte islamistische Gruppe Deccan Mujahideen.
USA "an Seite Indiens" gegen Extremisten
Angesichts der beispiellosen Angriffsserie unterstrich der künftige US-Präsident Barack Obama seine Entschlossenheit im Kampf gegen den Terrorismus. "Diese Terroristen, die unschuldige Zivilisten ins Visier genommen haben, können weder die indische Demokratie noch den Willen der internationalen Gemeinschaft erschüttern, sie zu besiegen", erklärte Obama.
Die USA stünden "an der Seite Indiens und aller Nationen und Völker", die Terrornetzwerke zerschlagen und deren "hasserfüllte Ideologie" besiegen wollten. Die USA würden weiterhin gegen "diese Extremisten" kämpfen, die "nichts außer Gewalt und Hoffnungslosigkeit" zu bieten hätten, erklärte auch Noch-Amtsinhaber George W. Bush.
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