Ausmaß wird langsam klar

Indien sieht eine Verbindung zu Pakistan.
Bei einer Kommandoaktion der indischen Sicherheitskräfte sind im Taj-Mahal-Hotel in der Metropole Mumbai (Bombay) die Leichen von rund 50 Personen entdeckt worden.

Allein in einem Raum seien zwölf bis 15 Tote gelegen, berichtete einer der Einsatzleiter bei einer live in CNN übertragenen Pressekonferenz am Freitag in Mumbai. In dem zweiten von den Attentätern besetzt gewesenen Luxushotel Oberoi Trident wurden demnach 24 Leichen gefunden.

Bereits über 140 Todesopfer
Bei den Gefechten wurden nach offiziellen Angaben neun der Attentäter getötet. Einer sei festgenommen worden, teilte ein Regierungsvertreter am Freitag in Mumbai mit. Er komme aus Pakistan, hieß es. 15 Angehörige der Sicherheitskräfte seien bei ihrem Einsatz gegen die Angreifer getötet worden.

Der Regierungsvertreter nannte die Zahl von rund 370 Verletzten. Die Zahl der Todesopfer liegt bereits bei über 140.

Elf Ausländer getötet
Nach Angaben des indischen Innenministerium vom Freitag wurden insgesamt elf Ausländer getötet. Darunter befinden sich vier Deutsche, zwei Australier, ein Spanier, ein Italiener, ein Kanadier, ein Japaner und ein Jordanier.

Agenturmeldungen über einen bei den Terroranschlägen verletzten Österreicher sind laut dem Außenministerium falsch. Es handle sich um einen Australier, der in den Berichten mit einem Österreicher verwechselt wurde, sagte ein Sprecher am Freitag zur APA.

Das Wiener Ehepaar, das im Taj-Mahal-Hotel den Terrorüberfall miterleben musste, wird am Samstag zurückerwartet - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Taj Mahal: "Operation im Endstadium"
Beim Taj Mahal befinde man sich "im Endstadium der Operationen", sagte Generalmajor N. Thumbiraj. Es sei "eine Frage von Stunden". Die Sicherheitskräfte seien angewiesen, langsam vorzugehen, um Opfer zu vermeiden.

Geld und Ausweis gefunden
Die Anti-Terror-Kommandos fanden bei ihren Einsätzen Geld, Munition und auch einen Personalausweis aus Mauritius. Man gehe davon aus, dass er einem der Terroristen gehöre, sagte der Einsatzleiter, der aus Sicherheitsgründen vermummt und mit dunklen Sonnenbrillen vor die Kameras trat.

Mehr als 40 Stunden nach den Terrorangriffen in Mumbai hatten Sicherheitskräfte das umkämpfte Oberoi Trident nach eigenen Angaben unter ihre Kontrolle gebracht.

Zwei Terroristen getötet
Der Chef der indischen Eliteeinheit NSG (National Security Guard), J. K. Dutt, sagte am Freitag in der westindischen Finanzmetropole, die beiden Terroristen, die sich in dem Hotel verschanzt hatten, seien getötet worden.

Angaben zu möglichen Opfern unter den Hotelgästen machte Dutt nicht.

93 Menschen befreit
Zuvor hatte die Polizei mitgeteilt, aus dem Hotel seien mindestens 93 Menschen befreit worden. Unter den Freigelassenen waren auch zwei deutsche Mitarbeiter des Auswärtigen Amts und sieben Angestellte der Lufthansa.

Israelisches Zentrum gestürmt
Nach Angaben eines israelischen Diplomaten haben Sicherheitskräfte am Freitag das von Terroristen besetzte jüdische Zentrum gestürmt. Dabei seien auch fünf getötete Geiseln entdeckt worden.

Die Einsatzkräfte hätten sich von einem Hubschrauber auf das Gebäude abgeseilt, sagte ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur Reuters. Dann sei es zu heftigen Schusswechseln gekommen.

Israel mit Indien nicht zufrieden
Israel ist nach Medienberichten mit dem Anti-Terror-Einsatz indischer Spezialkräfte nach den blutigen Anschlägen unzufrieden. Die Sondereinheiten hätten beispielsweise vorzeitig die von Terroristen besetzten Gebäude gestürmt, schreibt die "Jerusalem Post" am Freitag unter Berufung auf Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums. Es wäre besser gewesen, zuvor mehr Informationen zu sammeln.

Nach Medienberichten hat Indien außerdem den Einsatz von israelischen Einsatzkommandos zur Geiselbefreiung sowie eine Beratung und Unterstützung im Anti-Terror-Einsatz abgelehnt. Der Sprecher des indischen Außenministeriums wies die Vorwürfe von sich.

Welle an Attentaten
Bei den offenbar koordinierten Attacken hatten mehrere kleine Kampfgruppen am Mittwochabend die beiden Hotels, den Bahnhof, ein Krankenhaus, ein Restaurant, ein jüdisches Zentrum und mehrere weitere Ziele der Millionenstadt angegriffen.

Indien: Verbindung zu Pakistan
Die islamistischen Attentäter haben nach indischen Regierungsangaben Verbindungen zum Erzrivalen Pakistan. Ersten Erkenntnissen zufolge "sind Elemente mit Verbindungen nach Pakistan beteiligt", sagte Außenminister Pranab Mukherjee am Freitag in Neu-Delhi.

Pakistan: "Nicht-staatliche Akteure"
Die Regierung in Islamabad verteidigte sich am Freitag mit dem Hinweis, "nicht-staatliche Akteure" seien für die Angriffe verantwortlich. Pakistan werde mit Indien bei der Verfolgung der Drahtzieher zusammenarbeiten.

Die Regierung in Islamabad willigte in einem bisher einmaligen Schritt ein, den Chef des berüchtigten Geheimdienstes ISI, Ahmed Shuja Pasha, zum Austausch von Informationen nach Neu-Delhi zu schicken. Indien hat dem ISI in der Vergangenheit vorgeworfen, an Anschlägen beteiligt gewesen zu sein.

Beide Länder haben Atomwaffen
Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 drei Kriege gegeneinander geführt. Trotz eines 2004 begonnenen Friedensprozesses gibt es immer wieder Spannungen zwischen den Nachbarstaaten. Beide Länder verfügen über Atomwaffen.

Links: