"Es gibt gar kein Frauenauto"

Expertin: Keine Frau möchte ein dezidiertes "Frauenauto" fahren.
258.149 Neuwagen sind zwischen Jänner und Oktober dieses Jahres in Österreich zugelassen worden. Männer bilden nach wie vor die größere Käuferschicht - von geschlechtsspezifischen Unterschieden (Stichwort "Frauenauto") beim Autokauf kann allerdings keine Rede sein.

Die einzelnen Modelle erfreuen sich zwar unterschiedlicher Beliebtheit. Man könne aber "eindeutig" nicht von Marken und Modellen sprechen, die nur von Männern oder nur von Frauen gekauft werden, so der auf Fahrzeugdaten spezialisierte Dienstleister EurotaxGlass's.

"Typisch Frau"
Der Blick auf die Zulassungsdaten beweist laut Eurotax jedenfalls, dass die Aussage "Typisch Frau, so ein Auto hätte sich ein Mann nie gekauft", wenig mit der Realität zu tun habe.

Die beliebtesten Marken nach Geschlecht (plus Zulassungszahlen) laut Eurotax:
Rangmännlichweiblich
1VW (12.279)VW (8.357)
2Ford (5.543)Peugeot (3.788)
3Renault (4.985)Renault (3.256)
4Toyota (4.534)Fiat (3.170)
5Mazda (4.510)Skoda (3.109)
6Skoda (4.457)Ford (3.097)
7Peugeot (4.406)Mazda (2.996)
8Opel (4.379)Seat (2.901)
9Audi (4.284)Toyota (2.771)
10Mercedes (3.557)Opel (2.516)
11BMW (3.507)Suzuki (2.076)
12Fiat (3.358)Citroen (1.906)
13Citroen (3.284)Hyundai (1.833)
14Seat (2.753)Kia (1.523)
15Suzuki (2.663)Audi (1.442)

Auch mit Blick auf die beliebtesten Modelle wird laut dem Geschäftsführer von Eurotax Österreich, Henrik Kinder, deutlich, dass es "keine eindeutig stark ausgeprägte Tendenz zum typischen Auto für Frauen bzw. für Männer gibt":

Rangmännlichweiblich
1VW GolfVW Golf
2Audi A4VW Polo
3Skoda FabiaSkoda Fabia
4VW TiguanPeugeot 207
5Peugeot 207Seat Ibiza
6Kia cdd'dMazda2
7Nissan QashqaiFord Fiesta
8Mazda6Renault Clio
9Skoda OctaviaOpel Corsa
10Ford FocusFiat 500
11BMW 3erKia cee'd
12VW PoloToyota Yaris
13Citroen C4Suzuki Swift
14Opel MerivaFiat Grande Punto
15Peugeot 308P Hyundai Getz

Veränderte Kaufentscheidung
Mit Verweis auf Erfahrungsberichte gibt Kinder zudem zu bedenken, dass Frauen häufig mit dem Zweit-Pkw unterwegs seien. Dieser werde allerdings nach anderen Kriterien gekauft.

Dennoch ortet das in der deutschen Hochschule Niederrhein angesiedelte Kompetenzzentrum Frau und Auto sehr wohl Unterschiede bei der Kaufentscheidung zwischen den Geschlechtern.

Demnach sei etwa Frauen die Größe ihrer Autos weit weniger wichtig als Männern, was allerdings keinesfalls heißen solle, "dass die Frauen nicht gern auch große Autos fahren oder keine Freude an hohen PS-Zahlen und leistungsstarken Motoren haben", so die Leiterin des Kompetenzzentrums, Doris Kortus-Schultes.

"Klein, rund und rosa"
Frauen wollen demnach in Sachen Autokauf nicht auf "klein, rund und rosa" reduziert werden, wobei die Wahl für ein großes Auto bei Frauen allerdings aus ganz anderen Gründen erfolgen könne als bei Männern.

"Während die Männer gern mit der Größe und Motorkraft dieser Boliden imponieren", würden Frauen etwa den guten Überblick über die Straße schätzen, so Kortus-Schultes. Eine Umfrage habe zudem ergeben, dass Autos für Frauen als Statussymbol einen weit geringeren Stellenwert haben.

Dennoch seien sich alle befragten Frauen - unabhängig des Alters und der Autopräferenz - einig gewesen: "Keine möchte ein dezidiertes 'Frauenauto' fahren."

Ökonomische Grüne
Laut Kortus-Schultes scheint ein "Frauenauto" demnach synonym für ein "untermotorisiertes, unattraktives Fahrzeug" zu sein, wobei viele Frauen angaben, dass sie sich diskriminiert fühlen würden, sollte man ihnen ein solches Fahrzeug anbieten.

Doch nicht nur aus diesem, sondern auch aus rein ökonomischen Gründen gebe es bisher kein "Frauenauto", so Kortus-Schultes, da dieses von Männern und somit der größeren Käufergruppe wohl "kaum" gekauft werden würde.

Dennoch verweist die Expertin im Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" darauf, dass die Autoindustrie sehr wohl die spezifischen weiblichen Wünsche erforsche. Zudem würden Verbesserungsvorschläge mittlerweile selbst in der männerdominierten Autoindustrie immer häufiger von Frauen kommen. Als Vorreiter gilt dabei Volvo, wo mit dem YCC bereits ein erstes - wenn auch nur als Prototyp existierendes - Auto vollständig von Frauen entwickelt wurde.

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