Träumen vom Thron

Von Camilla bekommt Charles zum 60er 60 Geschenke, von seiner Mutter seltenes Lob.
Mit 60 bereiten sich die meisten Menschen auf die Pension vor - Prinz Charles steht sein Hauptberuf noch bevor: König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland. Den Thron besteigen wird Charles aber letztlich erst, wenn die trotz ihrer 82 Jahre noch immer sehr rüstige Königin Elizabeth II. stirbt.

Mit einem festlichen Abend im Buckingham-Palast begannen am Donnerstag die dreitägigen Feierlichkeiten zu Charles' 60er. Das Londoner Philharmonieorchester spielte für rund 170 Gäste aus dem In- und Ausland.

Steuerzahlerbund kritisiert Party
Die einzigen Bilder der Feier zeigen die engste königliche Familie auf dem Weg zum Konzert.


Elizabeth II. trug ein champagnerfarbenes glitzerndes Kleid mit einer goldenen Handtasche, Charles' Frau Camilla (61) wählte ein rosafarbenes Abendkleid. Charles, sein Vater Prinz Philip und seine Söhne Prinz William (26) und Prinz Harry (24) kamen einheitlich im Smoking mit Fliege daher.

Nur wenige Bilder der Veranstaltung gab es wohl auch, weil der britische Steuerzahlerbund die Partypläne kritisierte. Die Entscheidung, in Zeiten der Finanzkrise "verschwenderische Feiern" zu veranstalten, sei "fragwürdig".

Seit 1952 in der Warteschleife
Im Dilemma des Königs in der Warteschleife steckt der Jubilar schon eine gefühlte Ewigkeit. Zum Thronfolger wurde er im zarten Alter von drei Jahren, als seine Mutter 1952 nach dem Tod ihrers Vaters George VI. Königin wurde. Seitdem wird Charles Philip Arthur George Windsor auf seine kommende Rolle vorbereitet.

Der Prinz sprach oft von einer eher unglücklichen Kindheit, er habe sich oft einsam und verloren gefühlt. Vor allem die unterkühlte Beziehung zu seinem Vater, Prinz Philip, bedrückte Charles, wie er zum Unmut seiner Eltern mehrmals öffentlich bekannte.

Als "Romantiker" bezeichnete Philip seinen Sohn, während er selbst "Pragmatiker" sei. Vielleicht haftet Charles auch wegen der Klagen über seine Eltern das Image des weinerlichen Prinzen an.

Turbulentes Liebesleben
Das Liebesleben des Prinzen kann man hingegen als eines der turbulentesten der europäischen Königshäuser bezeichnen. Seine erste Ehe mit Prinzessin Diana wurde von der Öffentlichkeit beobachtet wie kaum eine andere.

Als das Paar 1981 vor den Augen eines Millionenpublikums heiratete, war die Euphorie groß. Doch die Ehe stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Charles sei kalt, gefühllos und entscheidungsschwach, monierte Diana bald.

Im Gegenzug teilte sie keine von Charles Leidenschaften: Statt den Garten umzugraben, ging sie lieber shoppen, und auch dem Reiten und der Jagd konnte Diana wenig abgewinnen.

"Camilla-Gate"
Als auch noch Charles' Ehebruch mit Camilla Parker Bowles in allen Facetten in den Medien breitgetreten wurde, zerbrach die ohnehin schon zerrüttete Ehe vollends.

Den Gipfel der Affäre markierte ein Vorfall, der als "Camilla-Gate" in die Geschichte eingehen sollte: 1993 wurde ein Telefonat öffentlich, in dem Charles unter anderem den Wunsch äußerte, Camillas Tampon zu sein. Um das Ansehen des Prinzen war es geschehen, einen "Tampon auf dem Thron" wollten sich viele Untertanen nicht vorstellen.

Im bitteren Scheidungskrieg war die Öffentlichkeit klar auf der Seite Dianas. Unter Tränen sprach die betrogene Ehefrau mit Blick auf Charles' Beziehung zu Camilla von einer "Ehe zu dritt" - der Prinz wurde zum Buhmann.

Camilla wurde hoffähig
Seinen Ruf konnte Charles ausgerechnet nach Dianas Tod aufbessern. Nach dem tödlichen Autounfall im August 1997 eilte Charles nach Paris, um seine Ex-Frau nach Hause zu geleiten. Als alleinerziehender Vater kümmerte er sich liebevoll um die beiden Söhne William und Harry, zu denen er auch heute ein gutes Verhältnis hat.

Eine Hochzeit mit der von Diana als "Rottweiler" bezeichneten Liebe seines Lebens schien jedoch lange unmöglich zu sein. Doch der Thronfolger gab nicht auf, mit einer ausgeklügelten Charme-Strategie machte er Camilla hoffähig - und heiratete sie vor drei Jahren.

Camilla liebt wie Charles das Landleben, geht mit auf die Jagd - und unterstützt ihn bei seinen vielen Pflichten.

60 Geschenke für 60 Jahre
Wie britische Medien berichten, schenkte Camilla ihrem Mann zu seinem runden Geburtstag 60 unterschiedliche Geschenke. Statt eines großen Präsents entschied sich die Herzogin von Cornwall dafür, ihrem Gatten für jedes Lebensjahr ein einzelnes persönliches Geschenk zu überreichen.

Zu den intimsten Geschenken gehören demnach Liebesbriefe, die Camilla in ein spezielles Buch mit Ledereinband binden ließ.

Seltenes Lob der Queen
Auch von seiner Mutter erhielt Charles ein ganz besonderes Geschenk: Sie lobte ihn kurz vor seinem runden Geburtstag in den höchsten Tönen - ein äußerst seltenes Ereignis.

Bei einem Besuch von Charles' Stiftung, dem Prince's Trust, sagte die Queen am Mittwoch: "Während der 60. Geburtstag des Prinzen von Wales, unserem Sohn, näher rückt, möchte ich sagen, dass wir beide ungeheuer stolz auf seinen persönlichen Beitrag zu dieser bemerkenswerten Organisation sind."

Der mit den Blumen spricht
Charles steht mehr als 20 gemeinnützigen Organisationen vor, unter anderem kümmert sich der Thronfolger um die Resozialisierung junger Straftäter. Außerdem kämpft er für biologische Landwirtschaft. Schon lange bevor es in Mode kam, stellte er eines seiner Güter komplett auf Bio um.

Im Allgemeinen rechnen ihm die Briten sein soziales, kulturelles undökologisches Engagement hoch an - auch wenn er bei seiner Liebe zu Pflanzen nach Ansicht vieler Briten dann doch zu weit geht: Charles macht kein Geheimnis daraus, dass er regelmäßig zu seinen Blumen spricht.

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