Revolution im Motorenbau?

Jahrzehntelang forschten große Firmen vergeblich am Stirlingmotor.
"2008 DEKA Revolt" hat Dean Kamen seinen Prototyp genannt. Und sollte sich seine vor wenigen Tagen erstmals vorgestellte Erfindung tatsächlich durchsetzen, wäre es wirklich eine Revolution beim Autoantrieb.

Seine Firma Deka in Manchester im US-Bundesstaat New Hampshire entwickelte einen Hybridmotor, der mit fast jedem Treibstoff betrieben werden kann. Und mehr noch: Er ist leise, hocheffizient und produziert weniger Schadstoffe als jeder andere derzeit verwendete Motor.

Segway: Vom Hype zum Flop
Kamen ist kein Unbekannter: Nach großem Rätselraten präsentierte er 2001 den Segway, einen zweirädrigen Elektroroller. Auch hier war von einer Revolution die Rede, stattgefunden hat sie aber nicht. Jeder redete über das Gefährt, spätestens als US-Präsident George W. Bush vom Roller fiel - gekauft hat ihn aber fast niemand.

Heißluftmotor als "Allesfresser"
Das soll mit seinem neuen Projekt anders werden. "Jetzt bin ich unter die Autohersteller gegangen. Es ist so aufregend", sagte Kamen. Für den Prototyp verwendete er einen umgebauten Ford Think, ein Elektroauto, dessen Produktion 2000 eingestellt wurde.

Um die Lithiumbatterie dafür zu speisen und auch Energiefresser wie die Heizung zu versorgen, griff er auf einen vor fast 200 Jahren entwickelten Motor zurück, der praktisch in Vergessenheit geraten ist: den Stirlingmotor.

Dieser Heißluftmotor im Kofferraum des Prototyps lässt sich praktisch mit jedem Treibstoff "füttern": von Biodiesel über Flüssiggas, zur Not tut es auch Kerosin. Der Sprit wird lediglich zum Erhitzen von Gas gebraucht, dementsprechend gering sind Verbrauch und Schadstoffe.

Motor konnte sich nicht durchsetzen
Der Stirlingmotor wurde bereits 1816 vom schottische Pfarrer Robert Stirling erfunden. Das Funktionsprinzip ist einfach und beruht im Wesentlichen auf der Volumenausdehnung von erhitztem Gas. Dieses bleibt allerdings - anders als bei der Dampfmaschine - in einem geschlossen Kreislauf.

Trotz ausgezeichneter Wirkungsgrade konnte sich der Motor aber gegen Diesel- und Ottomotoren nicht durchsetzen. Größe und Gewicht machten der Verwendung für Fahrzeuge Probleme, ebenso wie die langsame Leistungsänderung. So wurde der Motor vor allem als Kühler und bei Wärmepumpen eingesetzt.

Forschung geriet ins Stocken
Große Unternehmen wie Philips und Ford, aber auch die NASA arbeiteten jahrzehntelang an einer Weiterentwicklung, warfen jedoch trotz Millionenaufwands irgendwann die Flinte ins Korn.

Erst in den vergangen Jahren mit der zugespitzen Klimasituation und der Verknappung fossiler Rohstoffe ist das Interesse wieder gestiegen. Mehr als ein paar Dutzend Firmen und private Tüftler sind es aber trotzdem nicht, die an der Weiterentwicklung arbeiten.

Noch nicht perfekt
Trotzdem ist Kamen vom Erfolg überzeugt. Mit den technischen Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte soll es möglich sein, den Motor so zu verbessern, dass er den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird. Geschätzte 40 Millionen Dollar hat er mit seiner Firma in den vergangenen zehn Jahren in die Entwicklung gesteckt.

In die serienmäßige Fertigung kann der Motor aber noch nicht gehen. "Das ärgert mich gewaltig", so Kamen.

Auto nur der erste Schritt?
In zwei Jahren soll es jedoch so weit sein - mit der Hilfe von norwegischen Investoren. Seinen Glauben an die US-Autoindustrie hat Kamen verloren. Die meisten der großen Firmen hätten die Darwin'schen Theorien, welche Arten überleben werden, nicht ganz verstanden, meint er.

Die Entwicklung des Autos ist für Kamen offenbar auch nur der erste Schritt: "Wenn wir es schaffen, den Nutzen des Stirlingmotors in einem Auto zu demonstrieren, haben wir auch einen Motor, der für die Energieversorgung der Welt verwendet werden kann."

Vor allem medizinische Gerate entwickelt
Dass Kamen ein notorischer Weltverbesserer ist, hat er auch schon mit anderen Erfindungen bewiesen. Seine Karriere startete er mit einer tragbaren Medikamentenpumpe. Ein portables Dialysegerät und ein geländegängiger Rollstuhl folgten.

Quasi nebenbei entwickelte seine Firma auch eine kostengünstige und kompakte Wasseraufbereitungsanlage, die vor allem für Entwicklungsländer gedacht ist.

Links: