Wie zuletzt die radioaktiv verseuchten Aufzugsknöpfe, die in Frankreich, der Schweiz und Deutschland entdeckt wurden: In bis zu 600 Aufzügen der Firma Otis mussten die Bedienelemente ausgetauscht werden, da sie radioaktives Kobalt-60 enthalten, das sonst in der Medizin und der Materialprüfung verwendet wird. Und das ist offenbar kein Einzelfall.
Geringe Strahlendosis
Die französische Atomaufsicht ordnete den Vorfall auf Stufe zwei von sieben der internationalen Bewertungsskala ein, da 20 Arbeiter Strahlenbelastungen ausgesetzt waren, die dreimal so hoch waren wie der jährlich erlaubte Grenzwert.
Die Strahlendosis eines einzelnen Aufzugsknopfes sei so gering, so dass von ihr keine Gefahr ausgehe, heißt es aus dem Berliner Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit.
Anfrage in Österreich
Dennoch richtete auch in Österreich der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Gerhard Köfer eine parlamentarische Anfrage an Innenministerin Maria Fekter (ÖVP), ob verstrahlte Aufzugsknöpfe auch nach Österreich geliefert wurden.
Die Antwort muss bis Ende Dezember erfolgen. Bis dahin will das Innenministerium auch gegenüber ORF.at dazu nicht Stellung nehmen. Auch die Firma Otis prüft eine Verwendung in Österreich.
Strahlendes Material reist um die Welt
Radioaktive Strahlen wurden auch schon in Uhren, Lampen und anderen Haushaltsgegenständen entdeckt. Radioaktives Material reist um die Welt und dringt in den industriellen Produktionskreislauf ein.
Im Fall der verstrahlten Aufzugsknöpfe kam das Material aus Indien, derzeit einer der größten Umschlagplätze für Altstahl aus aller Welt. Ohne Kontrolle wird das Material eingeschmolzen und für neue Produkte weiterverkauft.
Mit den steigenden Schrottpreisen wächst die Gefahr, dass beim Recycling alter Produkte radioaktives Material verarbeitet wird.
Wenige Kontrollen
Wirklich strenge Kontrollen gibt es in Europa derzeit nur im Hafen von Rotterdam, wo alle ein- und ausgehenden Container auf Radioaktivität untersucht werden. Nur einige größere Stahlwerke und Recycling-Anlagen führen freiwillige Radioaktivitätskontrollen durch.
Auch die unvorsichtige und mangelhafte Entsorgung von medizinischen Geräten, Messinstrumenten und Resten von wissenschaftlichen Experimenten sind mögliche Strahlenquellen, die im Schrott landen, wiederverwertet werden oder Terroristen die Substanzen für den Bau "schmutziger" Bomben liefern können.
Warnung der Atombehörde
Davor warnt auch der Generaldirektor der IAEA, Mohammed ElBaradei. In seiner Rede vor der UNO-Generalversammlung nannte er erschreckende Zahlen, dass allein zwischen Juni 2007 und Juni 2008 rund 250 Fälle von verloren gegangenem radioaktiven Material bekanntwurden.
Zum Teil würden auch Strahlenquellen gefunden, die nicht als verloren gemeldet worden waren. "Die Möglichkeit für Terroristen, nukleares oder radioaktives Material zu bekommen, bleibt eine schwerwiegende Bedrohung", warnt ElBaradei.
Datenbank sammelt Vorkommnisse
Die Atombehörde in Wien gründete zum illegalen Umgang mit radioaktiven Stoffen die Illicit Trafficking Database (ITDB). Seit 1993 sammelte sie bisher 1.340 bestätigte Fälle von Diebstählen, Verlusten und unautorisiertem Umgang mit radioaktiven Materialien.
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