1918 bis 1938

Eine Chronik der Ersten Republik.
6. Oktober 1918: Kroaten, Serben und Slowenen der österreichisch-ungarischen Monarchie bilden in Zagreb einen eigenen Nationalrat.

16. Oktober 1918: Kaiser Karl I. will mit seinem "Völkermanifest" die k. u. k. Monarchie in eine Föderation umwandeln und damit den drohenden Zerfall Österreich-Ungarns abwenden.

21. Oktober 1918: Die deutschsprachigen cisleithanischen Reichsratsabgeordneten der auseinanderbrechenden k. u. k. Monarchie konstituieren sich im Niederösterreichischen Landhaus in der Wiener Herrengasse als Provisorische Nationalversammlung.

26. Oktober 1918: Karl I. löst durch ein Telegramm an Kaiser Wilhelm II. das Bündnis Österreich-Ungarns mit Deutschland.

28. Oktober 1918: In Prag wird die Tschechoslowakische Republik ausgerufen. Erster Staatspräsident wird Tomas Garrigue Masaryk.

30. Oktober 1918: Die Provisorische Nationalversammlung in Wien nimmt die vom Sozialdemokraten Karl Renner ausgearbeitete vorläufige Verfassung an und wählt einen Staatsrat mit drei Präsidenten (dem Sozialdemokraten Karl Seitz, dem Christlichsozialen Johann Hauser und dem Großdeutschen Franz Dinghofer).

31. Oktober 1918: Der letzte kaiserliche Ministerpräsident Heinrich Lammasch übergibt der in der Nacht gebildeten provisorischen Regierung unter Vorsitz Renners die Regierungsgewalt. Auf Antrag des späteren christlichsozialen Bundespräsidenten Wilhelm Miklas werden die Farben Rot-Weiß-Rot zu Staatsfarben erklärt.

3. November 1918: Waffenstillstand zwischen Österreich-Ungarn und den Alliierten. 400.000 österreichische Soldaten geraten in italienische Kriegsgefangenschaft. Gründung der Kommunistischen Partei in Wien.

11. November 1918: Karl I. verzichtet auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften und verlässt Schönbrunn. In Wien stirbt Victor Adler, der Gründer der Sozialdemokratischen Partei.

12. November 1918: Die Provisorische Nationalversammlung proklamiert die Republik. Bildung einer Konzentrationsregierung unter Vorsitz des Sozialdemokraten Renner.

10. September 1919: Friedensvertrag von Saint Germain. Anschlussverbot an Deutschland, Abtrennung Südtirols und des Trentino.

10. November 1920: Die unter der Leitung von Hans Kelsen ausgearbeitete neue Verfassung tritt in Kraft.

10. Oktober 1920: Volksabstimmung in Kärnten, Südkärnten bleibt bei Österreich.

27. September 1922: "Genfer Sanierung" - Österreich erhält Völkerbund-Kredit über 650 Mio. Goldkronen für Budgetsanierung und Bekämpfung der Inflation.

20. Dezember 1924: Einführung des Schilling als Währung.

30. Jänner 1927: Zusammenstoß zwischen Schutzbund und "Frontkämpfern" in Schattendorf (Burgenland) mit zwei Toten und elf Verletzten.

15. Juli 1927: Ausschreitungen nach Freispruch der Todesschützen im "Schattendorf-Prozess", Justizpalast-Brand, 89 Tote.

18. Mai 1930: "Korneuburger Eid", faschistische Heimwehren legen sich auf Abschaffung von Demokratie und Parlamentarismus fest.

12./13. September 1931: Von Steiermark ausgehender Heimwehr-Putsch ("Pfrimer-Putsch") scheitert.

4. März 1933: Rücktritt der drei Nationalratspräsidenten dient Dollfuß als Vorwand zur schrittweisen Errichtung der Diktatur.

12. Februar 1934: sozialdemokratischer Aufstand gegen Dollfuß-Regime, viertägiger Bürgerkrieg mit mindestens 300 Toten.

1. Mai 1934: Bekanntgabe der neuen Verfassung des autoritären Ständestaates. National- und Bundesrat werden aufgelöst, die Befugnisse des Parlaments einschließlich der Verfassungsgesetzgebung gehen auf die Regierung über.

25. Juli 1934: Dollfuß wird bei NS-Putsch ermordet, schwere Gefechte in Kärnten und der Steiermark. Kurt Schuschnigg wird Kanzler.

12. März 1938: Einmarsch deutscher Truppen. Tags darauf wird das Bundesverfassungsgesetz "über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich" erlassen.

27. April 1945: Gründung der Zweiten Republik durch SPÖ, ÖVP und KPÖ: "Die demokratische Republik Österreich ist wiederhergestellt und im Geiste der Verfassung von 1920 einzurichten."