Nach den Gratulationstelefonaten gleich nach der Wahl standen am Freitag und Samstag die heikleren Gespräche auf der Tagesordnung. Italiens Staatschef Silvio Berlusconi, der sich gegenüber Obama zuvor einen peinlichen Fauxpas geleistet hatte, sprach ebenso mit dem zukünftigen US-Präsidenten wie Russlands Staatschef Dimitri Medwedew.
Versöhnliche Töne aus Moskau
Medwedew und Obama hätten bei dem Gespräch am Samstag ihre Bereitschaft zur "konstruktiven und positiven Zusammenarbeit im Interesse der internationalen Stabilität" bekräftigt, teilte der Kreml nach Angaben der Agentur ITAR-TASS mit. Man wolle einander bald persönlich treffen. Dazu böte der Weltfinanzgipfel am 15. November in Washington Gelegenheit, zu dem auch Medwedew kommen wird.
Am Tag des Wahlsiegs Obamas hatte Medwedew in Moskau den Westen mit der Ankündigung überrascht, Kurzstreckenraketen in der russischen Exklave Kaliningrad zwischen Polen und Litauen zu stationieren. Sie seien nötig, um notfalls die geplante US-Raketenabwehr in Polen und Tschechien "neutralisieren" zu können, erklärte Medwedew am Mittwoch.
Polnische Verwirrung über Raketenschild
Der US-Raketenschild stand offenbar auch im Mittelpunkt der Gespräche mit dem polnischen Präsidenten Lech Kaczynski und Regierungschef Donald Tusk. Obama habe "die Bedeutung der strategischen Partnerschaft zwischen Polen und den Vereinigten Staaten unterstrichen", sagte Kaczynski in Warschau nach dem Telefonat. "Er sagte auch, das Raketenschildprojekt würde weitergehen", so Kaczynski.
In den USA sah man das ein wenig anders. Obama habe sich in der Frage noch nicht endgültig festgelegt, erklärte ein Berater des gewählten US-Präsidenten am Samstag. Obamas Position sei dieselbe wie während des Wahlkampfs: Er befürworte die Stationierung eines Raketenabwehrsystems, sobald sich die entsprechende Technologie als betriebsfähig erweise.
"Herzliches" Telefonat mit Berlusconi
Die Wogen geglättet hat Obama offenbar mit Italiens Regierungschef Berlusconi. Dieser hatte Obama als "jung, schön und auch braun gebrannt" beschrieben und damit einen Sturm der Entrüstung vor allem in Italien selbst ausgelöst.
Von diesem Ausrutscher sei während des Telefonats mit Obama am Freitagabend nicht die Rede gewesen, hieß es aus Berlusconis Beraterkreis. Obama habe mit Berlusconi ein "sehr herzliches" und langes Gespräch über internationale Fragen geführt und die gegenseitigen "engen Verbindungen" und die Freundschaft und Kooperation zwischen den beiden Ländern bestätigt.
Gratulationen quer über den Erdball
Schon am Donnerstag hatte Obama telefonische Glückwünsche von zahlreichen Staats- und Regierungschefs entgegengenommen.
Gespräche gab es unter anderem mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, dem britischen Premierminister Gordon Brown, dem kanadische Ministerpräsidenten Stephen Harper, Israels amtierendem Ministerpräsidenten Ehud Olmert, Japans Regierungschef Taro Aso und dem mexikanischen Präsidenten Felipe Calderon. Auch mit Spaniens Premier Jose Luis Rodriguez Zapatero sprach Obama bereits. Im Mittelpunkt der meisten Gespräche stand die Finanzkrise.
"Rettungsplan für die Mittelschicht"
Doch nicht nur wenn es um die Kontaktaufnahme mit anderen Ländern geht, zeigt sich Obama um rasches Handeln bemüht. Zur Bewältigung der Wirtschaftskrise kündigte der designierte US-Präsident in seiner ersten Radioansprache nach seiner Wahl einen schnellen Rettungsplan für die Mittelschicht an. Dieser müsse Arbeitsplätze und Erleichterungen für die Familien bringen, deren Einkommen schrumpfe und deren Lebensabsicherung schwinde, sagte er am Samstag.
Wenn er am 20. Jänner sein Amt antrete, dürfe keine Zeit verloren gehen, sagte Obama. Die Mittelklasse müsse wieder wachsen und die Ökonomie langfristig gestärkt werden. Obama unterstrich, er wolle seine neuen Aufgaben nicht unterschätzen. "Einige dieser Herausforderungen werden schwer sein, aber Amerika ist ein starkes und belastbares Land." Bereits bei seiner ersten Pressekonferenz nach der Wahl hatte Obama am Freitag umfangreiche Maßnahmen der Regierung angekündigt.
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