Spleenige Autorität für Meeresströmungen

Ebbesmeyer prophezeite den Weg einer Schiffsladung von Plastikenten über einen Zeitraum von 15 Jahren.
Wenn es um Meeresströmungen geht, gilt der spleenige US-Ozeanograph Curtis Ebbesmeyer als unangefochtene Autorität. Zuletzt machte er im mysteriösen Fall der vor Kanada angespülten menschlichen Füße wieder von sich reden. Sein Wissen verdankt er vor allem seinem Faible für Plastikenten.

Ebbesmeyers Spezialgebiet sind Meeresströmungen und ihre Beobachtung anhand des Verhaltens von Treibgut. Seine große Stunde war aber erst gekommen, als er 1992 erfuhr, dass ein Frachter im Nordpazifik eine Ladung von 29.000 Plastikenten verloren hatte.

Mit den Augen des Wissenschaftlers
Ebbesmeyer sah in dem Vorfall nichts anderes als den größten Treibgut-Feldversuch der Geschichte. Er bat Kollegen, Küstenbewohner, Strandwächter, Fischer und andere mehr, ihn zu informieren, falls eine Ente an Land gespült werden sollte.

Es setzte eine regelrechte Jagd auf die Entchen ein, die mittlerweile als "friendly floatees" landesbekannt geworden waren. Zehn Monate nach der Panne auf dem Schiff war es schließlich so weit: Vor Alaska wurde die erste von letztlich insgesamt 400 Sichtungen gemeldet.

Exakte Enten-Prophezeiungen
Durch die Beschäftigung mit den Plastikenten und anderem Treibgut mehr - Ebbesmeyer verfolgte auch über Bord gegangene Schiffsladungen von 34.000 Eishockey-Handschuhen und 80.000 Nike-Turnschuhen - wurde er zu dem Experten für Meeresströmungen schlechthin.

Dass Ebbesmeyers Theorien stimmen, lässt sich ebenso überprüfen: Er prophezeite schon 1992, dass die unsinkbaren Plastikenten, die nicht an Land gespült wurden, 1996 an Washington vorbeitreiben würden. Seine Voraussage stimmte exakt.

Entchen auf großer Fahrt
Erst danach, so der Ozeanograph schon damals, stünde den Entchen ihre wirklich große Reise bevor: nach Alaska, dann westlich nach Japan, wieder zurück nach Alaska und schließlich nordwärts durch die Beringstraße mit dem arktischen Eis als vorläufiger Endstation.

Über den Pol sollten die Entchen schließlich in rund sieben Jahren während der Tauperioden in den Nordatlantik gelangen. Tatsächlich tauchten sie 2004 vor Kanada und Island auf. Der letzte Rest von ihnen soll im Südwesten Großbritanniens endgültig an Land gehen.

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