Stopp von bis zu einem Monat

Die Konzerne sind teils in einer veritablen Krise. Tausende Jobs wackeln.
Die Krise in der Autoindustrie verschärft sich. Zahlreiche Hersteller verkündeten am Montag, die Bänder in der Produktion bis zu einen Monat stillstehen zu lassen. Auch die Zulieferindustrie gerät zunehmend in den Sog der Krise. Bei Bosch fallen bereits erste Schichten aus.

"Märkte brechen zusammen"
Ein düsteres Bild malt der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer für die nächsten Jahre: "Aufgrund ihrer internationalen Ausrichtung ist die Automobilindustrie besonders anfällig für Krisen." Derzeit brächen "alle wichtigen Märkte der Automobilindustrie" zusammen, sagte er am Montag im ARD-"Mittagsmagazin".

Daimler: 150.000 müssen in längere Ferien
Daimler kündigte am Montag an, an allen 14 deutschen Standorten die Produktion für bis zu vier Wochen auszusetzen. Rund 150.000 Beschäftigte werden wegen der unsicheren Lage auf den Automärkten weltweit in verlängerte Weihnachtsferien geschickt.

Sollte sich die Lage bis Frühjahr 2009 nicht verbessern, könne das Management weitere Maßnahmen nicht ausschließen. Die Zwangspause im Winter solle vor allem über Arbeitszeitkonten umgesetzt werden, sagte Personalvorstand Günther Fleig am Montag in Stuttgart.

BMW produziert 2.800 Autos weniger
Auch BMW zwingt die Krise zu Produktionsstopps. Im Leipziger Werk stehen die Bänder bereits still. Wegen des schwachen Absatzes wurde die Produktion am Montag für vier Tage unterbrochen.

So werden laut BMW 2.800 Autos weniger produziert. Im September war der Absatz bei den drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce um 14,6 Prozent zurückgegangen.

Gefahr auch in Wachstumsregionen
"Amerika liegt am Boden, Westeuropa tut sich immer schwerer, und Wachstumsregionen wie China und Russland laufen Gefahr, weiter ins Stolpern zu geraten", umriss Dudenhöffer die Lage.

"Rabenschwarzes Jahr"
Er sagte der Branche für die nächsten beiden Jahre eine Abwärtstendenz voraus. Im Sender Deutsche Welle warnte er, der Branche stehe "ein rabenschwarzes Jahr" bevor. Auch in Frankreich wurde am Montag teilweise die Autoproduktion ausgesetzt.

Auch Zulieferer betroffen
Für die Zulieferer wird der Kampf ums Überleben wegen der Krise nach Ansicht von Dudenhöffer in den kommenden zwei bis drei Jahren deutlich schwieriger. "Ein Job bei Autoherstellern bedeutet vier Jobs bei Zulieferern", sagte er.

50.000 Jobs gefährdet
Wie die "Bild"-Zeitung (Dienstag-Ausgabe) berichtet, rechnet Dudenhöffer mit zahlreichen Firmenpleiten und dem Abbau von bis zu 50.000 Stellen. "Gibt es kein Kreditprogramm der Regierung für die Autozulieferer, gehen in den nächsten zwei Jahren bis zu 20 Prozent der Autozulieferer in Konkurs", sagte Dudenhöffer der Zeitung.

Dann fielen bis zu 50.000 Jobs weg. Derzeit sind in der direkten Zulieferindustrie rund 350.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Bosch schickt Mitarbeiter in Pause
Die ersten Maßnahmen werden bereits gesetzt.
Bosch schickte in seinen Werken in Reutlingen bei Stuttgart bereits Hunderte Mitarbeiter in eine Pause. In einem der Werke werden Einspritzpumpen für Dieselmotoren hergestellt.

Vor einer Woche hatte das Unternehmen angekündigt, wegen der Krise auf dem Automarkt in seinem Werk im saarländischen Homburg zahlreiche Stellen abzubauen.

Auch Continental will drosseln
Auch beim Zulieferer Continental werden Einschränkungen geprüft. "Wir werden wahrscheinlich die Produktion drosseln müssen", sagte eine Sprecherin in Hannover.

Eingreifen des Staates gefordert
Um der Krise auf dem Automarkt entgegenzuwirken, forderte Düdenhöffer ein Eingreifen des Staates. Einerseits müsse er Investitionen in die Infrastruktur tätigen und die Marktnachfrage ankurbeln.

Andererseits müsse er bei der Finanzierung einspringen. "Die Banken lassen unsere Zulieferer gegen die Wand fahren. Daher brauchen wir ein Kreditüberbrückungsprogramm", so Dudenhöffer.

GM und Chrysler warten auf Hilfe
Auf staatliche Hilfen warten laut einem Zeitungsbericht auch die Autokonzerne General Motors und Chrysler, die seit Wochen über eine Fusion verhandeln.

Für die Opel-Mutter GM und die ehemalige Daimler-Tochter Chrysler gebe es nur drei Optionen: staatliche Unterstützung, Insolvenz oder eine Fusion mit massivem Einsparpotenzial, schrieb das "Wall Street Journal" (Montag) unter Berufung auf Verhandlungskreise.

Laut internen Schätzungen brauchte der fusionierte Konzern etwa zehn Milliarden Dollar unter anderem für Werksschließungen und die Entlassung von mehr als 40.000 der zusammen 166.000 Mitarbeiter.

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