Allen voran seine Partei, die SPÖ, aber auch alle anderen politischen Lager zeigten sich betroffen. Politiker aller Parteien würdigten die Verdienste Zilks.
Drei Wochen im Krankenhaus
Zilk war vor drei Wochen nach einem Aufenthalt in Portugal wegen einer infizierten Wunde, die er sich offenbar durch einen Kaktus zugezogen hatte, ins Krankenhaus eingeliefert worden, wie der behandelnde Arzt Kurt Huber bei einer Pressekonferenz am Freitag mitteilte.
Nach einer Operation hätte Freitagfrüh die chirurgische Nachbehandlung abgeschlossen werden sollen - vor der Behandlung starb Zilk an Herzversagen.
Wiederbelebungsversuche erfolglos
In der Früh hatte Zilk laut Huber darum gebeten, noch etwas schlafen zu dürfen. "Er ist offenbar im Schlaf verstorben und hat nichts davon mitbekommen, dass das Herz aussetzt", sagte Huber. Die um 7.00 Uhr begonnenen Wiederbelebungsversuche seien nach 20 Minuten erfolglos abgebrochen worden.
Unerwarteter Tod
Ein Zusammenhang zwischen der Infektion und dem Herzversagen bestand laut Huber nicht. Daher sei der Tod unerwartet gekommen, auch weil im Rahmen der zweimal täglich notwendigen Dialyse keine Kreislaufprobleme aufgetreten seien.
Todesursache war, dass der Impuls des Herzschrittmachers vom Herzen nicht mehr umgesetzt wurde. Seit etwa zweieinhalb Jahren war Zilk zweimal täglich auf Dialyse angewiesen.
Koller gefasst
Zilks Witwe Dagmar Koller ließ über Huber ausrichten, dass sie in den nächste Stunden keine Stellungnahme abgeben wolle. Sie bedanke sich aber für die vergangenen Wochen, "wo man trotz des großen Interesses an Dr. Zilk sich sehr zurückgehalten hat seitens der Presse", betonte Huber.
Koller gehe es "nicht gut, das kann man sich sehr gut vorstellen", sagte Huber. "Sie hat ja auch nicht damit gerechnet, dass etwas passiert." Nach dem Tod Zilks habe man einen Freund verständigt, Koller habe "sehr gefasst" auf die Nachricht reagiert.
Fischer betroffen
Mit "größter Betroffenheit" reagierte Bundespräsident Heinz Fischer auf den Tod Zilks. Zilk sei ein Vollblut-Wiener, Vollblut-Österreicher und Vollblut-Politiker gewesen, "der poltern, aber auch zuhören konnte", so Fischer in einem ORF-Fernsehinterview. In seiner Funktion als Stadtoberhaupt habe Zilk Wien geprägt und zum Positiven verändert.
Zilk habe als Bürgermeister den Höhepunkt seines Wirkens erreicht: Es sei sein Vermächtnis, "dass Wien so ausschaut wie jetzt". "Er hat diese Stadt geliebt", betonte der Bundespräsident. Kennzeichnend für den ehemaligen SPÖ-Politiker seien dessen Pflege des Dialogs, der Blick über die Grenzen sowie die Offenheit gewesen, mit der er auf Menschen zugegangen sei, so Fischer.
Trauer in der SPÖ
In der SPÖ herrscht Trauer und Betroffenheit: Zilk habe wie kaum ein anderer das Bild Wiens geprägt, sagte etwa Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ): "Seine Verdienste bleiben als Zeugen seiner visionären und zutiefst menschlichen Überzeugungen lange über seinen Tod hinaus bestehen."
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) sagte, Zilk habe "der Bevölkerung auf den Mund geschaut wie kaum ein anderer" und habe damit ein außergewöhnliches Befinden für das allgemeine Volksverständnis gehabt. Erschüttert über den Tod Zilks zeigte sich auch SPÖ-Vorsitzender Werner Faymann - mehr dazu in wien.ORF.at.
"Ein Brückenbauer"
Würdigungen für Zilk gab es aber über alle Parteigrenzen hinweg: Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP) sagte, Zilk sei ein versierter und vorbildhafter Politiker gewesen: "Für seine Verdienste um die Stadt Wien und um Österreich gilt ihm unser aller Dankbarkeit."
Parteiobmann Josef Pröll (ÖVP) würdigte Zilks Verdienste über die Landesgrenzen hinaus. Mit ihm verliere Österreich "einen Brückenbauer in die Europäische Union, der sich mit besonders viel Engagement für den europäischen Gedanken eingesetzt hat" - mehr dazu in wien.ORF.at.
"Großartiger Mensch"
"Großes Bedauern" bekundete auch die grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig. Sie würdigte Zilk als "prägnante, eindrucksvolle Persönlichkeit".
Die Republik verliere mit Zilk einen großartigen Menschen, sagte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Er sei ein standhafter Politiker mit Prinzipien und Handschlagqualität gewesen.
Als "großen Verlust für Österreich" bezeichnete der designierte BZÖ-Obmann Stefan Petzner das Ableben Zilks: Er sei ein Politiker und Journalist gewesen, "der sich immer um die Sorgen der Menschen gekümmert hat. Er hatte für jeden ein offenes Ohr und war das soziale Gewissen der Sozialdemokratie."
Medienwelt trauert
Nicht nur die politische Welt, auch Österreichs Medienlandschaft trauert um Zilk. ORF-Chef Alexander Wrabetz bedauerte den Verlust eines "TV-Pioniers und Freundes". Zilk habe das moderne Fernsehen in Österreich geschaffen.
"Bis zuletzt hat er mit der Erfolgssendung 'Lebens-Künstler' seinem ORF-Publikum Freude bereitet und bei wichtigen Projekten als Ratgeber mitgewirkt", so Wrabetz - mehr dazu in wien.ORF.at.
TV-Hinweis
Eine Sondersendung zum Tod von Helmut Zilk, bei der unter anderen Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der Wiener Bürgermeister Michael Häupl und der ehemalige ORF-Generalintendant Gerd Bacher zu Wort kamen, ist als Video on Demand abrufbar.
Am Sonntag zeigt ORF2 um 17.30 Uhr das Gespräch mit "Lebens-Künstler" Kardinal Franz König, den Zilk neben seinem Vater als sein persönliches Vorbild hatte. Die Sendung stammt aus dem Jahr 1996.
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