RI und Erste vom Handel ausgesetzt

Auch andere europäische Börsen stark im Minus.
Die Wiener Börse ist am Freitag trotz neuer Spielregeln abgestürzt. Eine Stunde nach Wiederaufnahme des Handels war der ATX über zehn Prozent im Minus - der Leitindex liegt damit bereits deutlich unter der 2.000-Punkte-Marke. Die großen Finanzwerte Raiffeisen, Erste Group und Vienna Insurance verloren mehr als 16 Prozent.

Einzelne Aktien vom Handel ausgesetzt
Der Handel mit diesen drei Titeln wie auch mit der STRABAG und der RHI wurde nach erst am Freitag implementierten neuen Regeln bis auf weiteres gestoppt ("auf Hold gesetzt").

Andere Titel blieben, obwohl sie seit Donnerstag mehr als zehn Prozent verloren, im Handel, weil der Verlauf des Handels weniger ungünstig gewesen sei, hieß es von der Wiener Börse.

Allerdings wurde zwischenzeitlich auch der Handel mit den Aktien von AUA, bwin, Post, Palfinger, Verbund und Wienerberger unterbrochen. Diese hatten die monatlich festgelegte Schwankungsbreite (Volatilität) durchbrochen. Fortlaufend gehandelt wurden daher zwischenzeitlcih nur Andritz, Flughafen Wien, Intercell, Mayer-Melnhof, OMV, Telekom Austria, voestalpine und Zumtobel.

©Bild: APA/Walter Longauer
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Den dramatischen Kursverlust der letzten Tage und Wochen zeigt ein Blick zurück: Noch im Juli 2007 war die 5.000er-Marke überschritten worden. Jetzt verlor der ATX binnen drei Wochen 1.000 Punkte.

Die seit Freitag geltenden neuen Handelsregeln erlauben der Wiener Börse, bis auf weiteres bei Kursänderungen von mehr als zehn Prozent den Handel in diesem Wertpapier befristet oder bis auf Widerruf auszusetzen.

Weiters kann sie "Short Selling" in einzelnen oder allen gehandelten Wertpapieren mit sofortiger Wirkung befristet oder bis auf Widerruf untersagen.

Volatilitätsunterbrechungen waren schon bisher möglich, wenn sich die Preise außerhalb eines gewissen Volatilitätskorridors bewegten.

Überraschende Aussetzung
Angefangen hatte der Handelstag in Wien mit einem bisher einzigartigen Schritt: Der gesamte Handel wurde überraschend bis Mittag gestoppt - eine Vorgangsweise, die Börsenchef Heinrich Schaller noch vor wenigen Tagen ausgeschlossen hatte.

Schaller betonte damals gegenüber dem ORF, ein solches Vorgehen sei nur im europäischen Gleichschritt möglich. Am Freitag wollte Schaller kein Interview geben - Video dazu in iptv.ORF.at.

Widersprüchliche Aussagen gab es über den Grund für den bisher einmaligen Schritt der Wiener Börse: Während die Börse selbst die Aussetzung des Handels auf Anfrage der APA mit der sich abzeichnenden hohen Volatilität der Aktien begründete, sahen Finanzmarktaufsicht (FMA) und Finanzministerium den Grund dafür in der Einführung der neuen Handelsregeln.

Massive Verluste gehen weiter
Die Wiener Börse befindet sich mit ihrer Kursentwicklung in "guter Gesellschaft": Der Nikkei-225-Index in Tokio stürzte um 9,62 Prozent ab. Der DAX fiel bis mittags um 9,6 Prozent, der Euro-Stoxx-50 verlor ebenfalls 9,6 Prozent. Und auch der Dow Jones in New York gab anfangs kräftig nach, erholte sich dann aber.

TV-Hinweis
ORF2 sendet anschließend an die ZIB2 ab 22.25 Uhr einen runden Tisch zum Thema "Finanzmarktkrise - was tun?", unter anderem mit dem Chef der Wiener Börse, Heinrich Schaller, Ex-Nationalbankchef Klaus Liebscher und Ex-Finanzminister Ferdinand Lacina.

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