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©Bild: AP |
Zwei Insassen und ein Fässchen Wein
Die Geschichte der "Ente" reicht bis vor den Zweiten Weltkrieg zurück. In den 30ern kam Citroen-Chef Pierre-Jules Boulanger bei einem Besuch in der Auvergne, wo sich die Bauern noch auf Ochsenkarren als Transportmittel verließen, auf die Idee eines Autos mit Minimalausstattung.
Er beauftragte seine Ingenieure mit der Entwicklung eines "Allzweckautos, das zwei Personen und 50 Kilo Kartoffeln oder ein Fässchen Wein mit 60 Stundenkilometern Geschwindigkeit bei einem Benzinverbrauch von drei Litern pro 100 Kilometer befördert".
Außerdem machte er zur Auflage, dass ein Korb mit Eiern selbst die Fahrt über einen gepflügten Acker unbeschadet überstehen müsse. Boulangers Vorstellung von Komfort war minimalistisch: "Ein Sofa auf vier Rädern unter einem Regenschirm" sollte es sein.
Minimalausstattung
Im Mai 1939 standen 250 Prototypen bereit: mit einem einzigen Scheinwerfer, einem handbetätigten Scheibenwischer, Hängemattensitzen, Rolldach und Seitenfenstern, die zur Hälfte nach oben aufklappbar waren, um mit der Hand Verkehrszeichen zu geben.
Doch der Krieg kam dazwischen. Boulanger ließ bis auf ein einziges alle Exemplare zerstören, um seine Neuentwicklung bis zu besseren Tagen geheim zu halten. Erst zehn Jahre später ging die "Ente" dann in die Serienproduktion.
Lange Wartezeiten
Dass anfangs wegen des Designs viele die Nase rümpften, lag auch daran, dass es die "Ente" in den ersten zehn Jahren nur in einer Farbe gab: in Grau. Doch das tat ihrem Erfolg keinen Abbruch. Schon Mitte der 50er erreichten die Lieferfristen bis zu sechs Jahre.
Die Franzosen tauften das Gefährt zunächst auf "cheval de bataille" (Schlachtross) und ersetzten den martialischen Namen bald durch das sanftere "deuche" (Zweipfoter).
Die "Ente" wird bunt
In den 70ern und 80ern weitete Citroen endlich die Palette aus: Die "Ente" gab es nun in vielen Farben, und es wurden Sondereditionen wie die Charleston- und die Dolly-"Ente" aufgelegt. Nach einem spektakulären "Auftritt" bei einer Verfolgungsjagd in einem James-Bond-Film 1981 konnten Fans sogar eine 007-Variante kaufen.
Inspiration für Konzeptauto
Eines der insgesamt fünf Millionen produzierten Exemplare ist bei der diesjährigen Ausgabe der Pariser Autosalons als Edelvariante mit Ausstattung des Luxus-Lederwarenherstellers Hermes zu sehen.
Gleich daneben stellt Citroen sein Konzeptauto C-Cactus mit Elektromotor vor, bei dem sich die Entwickler laut eigenen Angaben auch von dem berühmten Vorläufer inspirieren ließen. Das E-Auto zeige die "die Rückkehr zum Wesentlichen, dem Unverzichtbaren", wie die "Ente" es verkörpert habe, sagt Citroen-Design-Chef Gilles Vidal.
Schweizer Taschenmesser auf vier Rädern
Fabien Sabates, Gründer der Fachzeitschrift "Planete 2CV", sieht hinter dem Erfolg der "Ente" auch eine praktische Seite: "Alles beim 2CV wurde entwickelt, um zu halten und keine Kosten zu verursachen", sagt er. Das Auto habe eine robuste Seite, die an ein Schweizer Taschenmesser erinnere: "Mit ihrer Mechanik kommt man aus allen Situationen wieder heraus."
Von den Franzosen wurde die "Ente" jedenfalls in einer Umfrage kurz vor dem Jahrtausendwechsel mit überwältigender Mehrheit zum Auto des Jahrhunderts gewählt. Und an diesem Status dürfte sich in den letzten Jahren wohl nichts geändert haben.
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