Das Militär hat eine eigene Maschine abgestellt, um die weit gereisten Vögel im südlichsten Teil des Landes wieder auszusetzen. Auch ein Marineschiff soll Hunderte Pinguine wieder in kältere Gewässer transportieren. Behörden und Wissenschaftler stehen vor einem Rätsel, warum sich heuer so viele der Tiere nach Norden verirrt haben.
Weiter Weg für die Nahrungssuche
Dass sich Magellan-Pinguine, die üblicherweise in der Magellanstraße zwischen dem südamerikanischen Festland und Feuerland leben, in den Wintermonaten auf der Südhalbkugel an die brasilianischen Küsten verirren, ist an und für sich nicht ungewöhnlich.
Meistens werden aber nur einige Tiere bei der Nahrungssuche von kalten Meeresströmungen von der Antarktis gegen Norden getrieben.
Überfüllter Zoo
Beim Zoo von Niteroi in der Guanabara-Bucht gegenüber von Rio de Janeiro wurden heuer schon fast 600 oft verletzte oder erschöpfte Pinguine abgegeben. Im gesamten Jahr 2007 waren es nur sieben. Eine ähnliche Situation wird aus dem etwas südlicher gelegenen Florianopolis gemeldet, wo sich Tierärzte in einem eigenen Pflegezentrum um Hunderte Tiere kümmern.
"Habe so etwas noch nie gesehen"
"Ich habe 35 Jahre auf diesem Feld gearbeitet, und so etwas wie heuer habe ich noch nie gesehen", zitiert die britische "Daily Mail" den brasilianischen Meeresforscher Lauro Barcellos.
Der Klimatologe Jose Marengo bestätigte den Extremfall der "Washington Post": "Wir haben allerdings keine Statistiken über die Zahl der Pinguine und die Ozeantemperaturen." Die Veränderung der Meeresströmungen sei eine der größten offenen Fragen bei der Erforschung des Klimawandels.
Erster Südatlantik-Hurrikan
Die weit gereisten Pinguine sind nur eines der ungewöhnlichen Phänomene an den südamerikanischen Küsten: 2004 bildete sich mit dem Zyklon "Catarina" erstmals im Südatlantik ein tropischer Wirbelsturm, der Hurrikan-Stärke erreichte.
"Wir sehen ganz deutliche Veränderungen bei den Meeresströmungen auf der Südhalbkugel. Die Frage der Zukunft, auf die wir bisher keine Antwort haben, ist: Wie hängt das mit dem Klimawandel zusammen?" so Marengo.
Ungewöhnliche Nahrung
Manche Experten glauben außerdem, dass die ungewöhnliche - und gefährliche - Reiseroute der Pinguine die Folge einer massiven Veränderung im Fischvorkommen im Südatlantik sein muss. Laut der BBC haben Untersuchungen gezeigt, dass sich einige der aufgegriffenen Pinguine von Fischarten ernährten, die eigentlich nicht zu ihrer normalen Kost gehören.
Tödlicher Ölteppich
Nicht alle überleben die bis zu 3.000 Kilometer lange Reise; einige sterben an Überanstrengung, ein größerer Teil an den Folgen von Umweltverschmutzung.
Im September verendeten Hunderte Tiere durch einen Ölteppich und wurden an den Küsten der südlichen Bundesstaaten Santa Catarina und Rio Grande do Sul angespült. Kontakt mit Öl entzieht dem Gefieder der Pinguine und anderer Seevögel die wärmende und wasserabweisende Funktion. Die Tiere werden schwerer, können kaum noch schwimmen, lassen Kräfte und erfrieren.
Links:
- Magellan-Pinguine (Wikipedia)
- BBC
- Washington Post
- Daily Mail