90 Jahre nach Ermordung

Verwandte des Zaren wurden bereits früher rehabilitiert.
Russlands Oberster Gerichtshof hat am Mittwoch russischen Agenturberichten zufolge den letzten Zaren Nikolaus II. rehabilitiert. Der Zar sei ein Opfer der sowjetischen Repression geworden, urteilte demnach das Gericht in einer symbolischen Geste, die von den Nachfahren des vor 90 Jahren mit seiner Frau und seinen fünf Kindern ermordeten russischen Monarchen lange eingefordert worden war.

Während Revolution erschossen
Der Monarch hatte auf dem Höhepunkt der bolschewistischen Revolution seine Abdankung erklärt. Zusammen mit seiner Frau Alexandra, ihrem Sohn und vier Töchtern wurde der Zar am 17. Juli 1918 erschossen.

Erfolg für Monarchisten
Dem symbolischen Urteil ging eine lange Kampagne von Monarchisten und Nachfahren der Zarenfamilie voraus, Nikolaus als Opfer eines Verbrechens nach russischen Gesetz anzuerkennen.

Bereits im Jahr 2002 war ein Ausschuss unter dem damaligen Präsidenten Wladimir Putin angerufen wurden, um die Romanows rehabilitieren zu lassen. Die Familie war schon im Jahr 2000 von der orthodoxen Kirche als Märtyrer kanonisiert worden. Zum 90. Jahrestag ihrer Hinrichtung am 17. Juli kamen Hunderte russische Monarchisten an den Ort der Tat, um der Zarenfamilie zu gedenken.

Von jeder Schuld freigesprochen
Durch den Gerichtsentscheid ist die Zarenfamilie von jeglicher Schuld freigesprochen. Verbrechen der Romanows gegen das Volks waren von der sowjetischen Führung im 20. Jahrhundert stets als Grund für deren Hinrichtung angeführt worden.

Andere Mitglieder der Romanow-Familie waren in den vergangenen Jahren bereits rehabilitiert worden. Die sterblichen Überreste der in Jekaterinburg hingerichteten Familie sind in St. Petersburg bestattet.

Vor Rückzug erschossen
Nikolaus, seine Frau und ihre fünf Kinder wurden - ohne vorherigen Prozess - von den Bolschewisten erschossen, um zu verhindern, dass sie den vorrückenden konterrevolutionären Truppen in die Hände fallen. Die Bolschewisten befürchteten demnach, dass ein befreiter Zar als Symbolfigur des Widerstands gegen die Revolution benutzt werden könnte.

"Unfaire Vorwürfe aufgehoben"
Alexander Sakatow, ein Vertreter der Großfürstin Maria Wladimirowna, die sich selbst als Erbin des Zarenthrones ausgibt, sagte: "Es ist für unsere Gesellschaft sehr wichtig, dass das vor 90 Jahren begangene Verbrechen verurteilt wird und dass unfaire Vorwürfe gegen den Zaren und Familienmitglieder, sie seien Feinde des Volkes, ... aufgehoben werden."

Es sei Recht gesprochen worden, und damit könne nun "mit großer Befriedigung ein Schlusstrich" gezogen werden.

Millionen Opfer rehabilitiert
Das offizielle Russland hat mittlerweile Millionen Menschen, die in der Sowjetzeit verfolgt wurden, als politische Opfer anerkannt - Mitglieder der Romanow-Familie strebten seit Jahren einen ähnlichen Status für den Zaren an.

Im Vorjahr hatte der Oberste Gerichtshof eine Rehabilitierung verweigert: Die Zarenfamilie sei niemals angeklagt worden, daher sei es unmöglich, eine Anklage zu widerrufen.

"Grundlos unterdrückt"
Bei der Anhörung im Berufungsverfahren am Mittwoch hob das Höchstgericht die frühere Entscheidung auf. Diesmal entschied das Gericht, der Zar und seine Familie seinen "grundlos unterdrückt" worden, und ordnete die Rehabilitierung an.

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